Die Sonne lachte über dem Trainingszentrum in Zuzenhausen, der neue Chefcoach Pellegrino Mattarazzo erschien mit einem breiten Grinsen und auch Sportchef Alexander Rosen hat sein Strahlen im Gesicht schnell wiedergefunden. Krisenstimmung bei der TSG 1899 Hoffenheim? Wie mit einem Wisch schien alles weg. Das Vertrauen in Matarazzo und die Wiedersehensfreude übertünchten bei der Präsentation des 45-Jährigen am Donnerstag alles.
»Wir waren uns sehr, sehr schnell einig, dass wir mit Rino jemand haben, der perfekt zu uns passt«, sagte Rosen. Die Frage, ob der bis 2025 laufende Vertrag Matarazzos auch für die 2. Fußball-Bundesliga gilt, wollte Rosen nicht beantworten: »Das ist ein Szenario, mit dem beschäftigen wir uns nicht am 19. Spieltag. Wir beschäftigen uns damit, dass wir unsere PS wieder auf die Straße bringen.«
Das hat die TSG seit neun sieglosen Spieltagen nicht geschafft. Zuletzt gab es ein 1:4 gegen Borussia Mönchengladbach und ein 2:5 in Bochum - da musste Trainer André Breitenreiter gehen. Der Nachfolger war ziemlich schnell gefunden: Der beliebte Matarazzo ist allen im Club als Assistent des heutigen Startrainers Julian Nagelmann (FC Bayern München) noch bekannt und war seit seiner Beurlaubung im Oktober beim VfB Stuttgart frei.
Matarazzo hatte die erste Zeit dazwischen »damit verbracht, den Keller auszuräumen und mit dem Hund spazieren zu gehen.« Jetzt freute er sich sichtlich, an bekannter Wirkungsstätte wieder als Bundesliga-Coach arbeiten zu dürfen - bei einem Verein, »wo ich viele Gesichter kenne« in einer »wunderschönen Region«. Wie schon in Stuttgart muss sich der Italo-Amerikaner mit dem Abstiegskampf beschäftigen, aber der Optimismus bei seiner Vorstellung, dass diese Phase bald vorüber ist, hätte beim Verein von Milliardär und Mehrheitseigner Dietmar Hopp kaum größer sein können.
»Wir haben noch 15 Spieltage. Keiner nimmt hier etwas auf die leichte Schulter. Auf der anderen Seite ist es nicht so, dass die Saison in zwei Spielen vorbei ist«, sagte Rosen zur prekären Lage der TSG mit nur drei Punkten vor dem Relegationsplatz mit dem Landesrivalen VfB. »Wir stellen nicht die Frage nach einer grundsätzlichen Qualität«, sagte Rosen zur Krise der Mannschaft. »Sonst kannst du nach zehn Spieltagen nicht auf Platz vier stehen.«
Matarazzo startet am Samstag (15.30 Uhr/Sky) gegen Bayer Leverkusen. »Der erste Schritt ist, in die Leistung zu kommen, konkurrenzfähig zu sein. Ich bin mir sehr, sehr sicher, dass wir auf einem guten Weg sind. Natürlich ist es das erste Ziel Klassenerhalt - dann schauen wir weiter«, sagte der 45-Jährige. Die Mannschaft habe er bei seiner ersten Trainingseinheit als »sehr offen, sehr aufnahmebereit, sehr energetisch« empfunden. »Natürlich ist es ein Kopfthema. Wichtig ist, dass wir verstehen, wo wir sind, den Reset-Knopf drücken und vorwärtskommen.«
Von seinem Freund Nagelsmann hat Matarazzo nach eigener Aussage zunächst noch keinen Glückwunsch zu seinem neuen Job wahrgenommen: »Ich habe schon 75 Nachrichten bekommen, die ich noch nicht angeschaut habe. Vielleicht hat er schon geschrieben.«
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