Der schon länger angekündigte Missbrauchsbericht für das Erzbistum Freiburg soll nach Ostern am 18. April veröffentlicht werden. Das teilte die Erzdiözese am Montag in Freiburg mit. Bisher war nur allgemein von einem Termin im April die Rede gewesen. Ostern fällt dieses Jahr auf den 9. April.
Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger hatte bereits zu Jahresbeginn mit deutlichen Worten Konsequenzen in Aussicht gestellt. »Wer Schuld auf sich geladen hat, muss Verantwortung übernehmen - unabhängig von Posten und Positionen«, sagte der hohe Geistliche. Die Aufarbeitung sei ihm persönlich wichtig, »die Fakten müssen auf den Tisch«.
Der Betroffenenbeirat in der Erzdiözese forderte rasche Konsequenzen: »Ein weiteres Hinhalten ist den Opfern nicht mehr zuzumuten«, hieß es in einer Mitteilung. Wer Täter geschützt habe und Verbrechen mitverschuldet habe, müsse sanktioniert werden. Den Beirat gibt es seit Juli 2021. Die zwei Männer und zwei Frauen sollen unabhängig von der Erzdiözese arbeiten und Ansprechpartner für Betroffene sein.
Geplant ist am 18. April eine Pressekonferenz, wie die Erzdiözese berichtete. Der Bericht werde im Internet zur Verfügung gestellt. Es sei auch eine Telefonhotline geplant. Das Gutachten über den Umgang von Bistumsverantwortlichen mit sexuellem Missbrauch sollte ursprünglich schon im Oktober vorgestellt werden. Es waren jedoch zusätzliche rechtliche Absicherungen nötig.
Der Bericht für das Freiburger Erzbistum wird von der sogenannten AG Aktenanalyse erstellt. Vier externe Fachleute aus Justiz und Kriminalpolizei untersuchen unter anderem, welche Strukturen Vertuschung und Missbrauch in der Vergangenheit möglich gemacht haben. Forschungen anhand von Personalakten nach sexuellem Missbrauch hatten schon früher Erschreckendes zu Tage gefördert: Von Anfang 1946 bis Ende 2015 wurden 190 Beschuldigte entdeckt, die meisten von ihnen Priester, sowie mindestens 442 Betroffene. Ähnliche Gutachten hat es auch schon in anderen Bistümern, etwa in Köln und München, gegeben.
An Opfer von Missbrauch zahlte das Erzbistum bisher rund 3,1 Millionen Euro. Allein in den zwei zurückliegenden Jahren gingen über die Unabhängige Kommission in Bonn rund 2,1 Millionen Euro an Betroffene, wie Burger zu Jahresbeginn gesagt hatte. Die Unabhängige Kommission für Anerkennungsleistungen entscheidet darüber, wie viel Geld Missbrauchsopfer in der katholischen Kirche in Anerkennung des ihnen zugefügten Leids erhalten. Mit rund 1,8 Millionen Katholiken gehört das Erzbistum Freiburg im Breisgau zu den größten der 27 Diözesen in Deutschland.
Stellungnahme Betroffenenbeirat
© dpa-infocom, dpa:230123-99-322212/3