Nicht zuletzt durch Erfolge mit alternativen Forschungen ist es nach Angaben des baden-württembergischen Wissenschaftsministeriums gelungen, die Zahl der Tierversuche weiter zu reduzieren. Im Jahr 2021 wurden nach Angaben des Tierschutzbundes noch 856.584 Tiere im Zusammenhang mit Forschungsversuchen gezüchtet. Im Jahr darauf waren es 644.408, wie die Tierschützer unter Berufung auf das Bundesinstitut für Risikobewertung mitteilten. Großen Anteil an diesem Rückgang hat aus Sicht der baden-württembergischen Wissenschaftsministerin Petra Olschowski das sogenannte 3R-Netzwerk, mit dem Tierversuche vermieden, verringert oder verbessert werden sollen (Replacement, Reduction, Refinement - 3R).
»Es ist wichtig, dass wir in Zukunft aus moralischen, aus ethischen Gründen, aber auch aus Erkenntnisgewinn heraus alternative Wege beschreiten«, sagte Olschowski (Grüne) am Dienstag bei einem Besuch der 3R-Labore an der Universität Stuttgart. Zwar werde es in absehbarer Zeit vor allem in der allgemeinen medizinischen Forschung nicht möglich sein, ganz auf Tierversuche zu verzichten. »Aber die Zahlen sind bereits deutlich reduziert worden«, sagte die Ministerin. »Und man wird künftig sicher immer genauer hinschauen, ob Tierversuche an der Stelle wirklich notwendig sind.« Außerdem könnten Forscher durch Ergebnisse in der 3R-Forschung neue und teils überraschende Erkenntnisse gewinnen.
Führende 3R-Forschungsstandorte in Baden-Württemberg sind neben der Uni Stuttgart die Zentren in Tübingen, Heidelberg und Konstanz sowie im Raum Rhein-Neckar (Mannheim/Heidelberg). In Stuttgart stehen unter anderem alternative Methoden in der Krebsforschung im Zentrum. Es werden dreidimensionale Tumorkulturen nachgebaut, außerdem forschen die Experten an »Grünen Gefäßen« und untersuchen, wie Pflanzen als Blutkreislaufmodelle eingesetzt werden können. Am 3R-Zentrum Rhein-Neckar versuchen Wissenschaftler zudem, aus Forschungssicht notwendige Tierversuche zu verbessern zum Beispiel durch einen MRT-Scanner für Nagetiere.
Ziel des Netzwerks ist es laut Ministerium, die Forschungen zu den alternativen Methoden nicht nur zu stärken, sondern auch zu vernetzen. »Ich bin überzeugt, wenn alles irgendwann greift, werden wir nicht nur weniger Tiere einsetzen müssen, sondern dann wird es möglich sein, in vielen Bereichen auch schneller und präziser zu arbeiten«, sagte die Ministerin. Sowohl das Stuttgarter als auch das Mannheimer Zentrum werden vom kommenden Jahr an den Projektstatus verlassen und unbefristet über die Universitäten weiterentwickelt, kündigte sie an.
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