Im Jahr 2014 waren im Bodensee einige Tiefseesaiblinge gefangen worden. Zuvor war der Fisch mehr als vier Jahrzehnte nicht im See gesehen worden. Forscher der Zoologischen Staatssammlung München, der Fischereiforschungsstelle Langenargen und der Universität Bergen (Norwegen) haben jetzt herausgefunden, dass heutige Tiefseesaiblinge genetisch mit den historischen nahezu identisch sind. Dafür haben die Wissenschaftler DNA-Fragmente aus historischen Sammlungen untersucht. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie in der Fachzeitschrift Ecological Applications.
»Offenbar haben Hilferufe der Berufsfischer in den 1950er Jahren Wirkung gezeigt: Schon früh ergriffene Maßnahmen gegen Überdüngung haben offenbar die Erhaltung des Lebensraums des Tiefseesaiblings bewirkt. Die heutigen Tiefseesaiblinge stammen direkt von ursprünglichen Exemplaren ab«, so Jan Baer.
Die DNA des Normalsaiblings dagegen ist den Untersuchungen zufolge ganz anders als jene von früher im See vorkommenden Individuen. Annahmen in der Fachwelt, dass sich beide Fischformen mit der Zeit vermischt hätten, haben sich nicht bestätigt.
Der Normalsaibling ist im Bodensee nie verschollen, laut Ulrich Schliewen von der Zoologischen Staatssammlung München aber durch einen Mix aus Zuchtfischen verdrängt worden. Grund sei, dass in den Bodensee bis in die 1990er Jahre Saiblingen aus aller Welt eingebracht worden seien. Inzwischen bringen die Bodensee-Anrainer seit Jahren keine fremden Saiblinge mehr in den See. Die Projektverantwortlichen hoffen deshalb, dass sich die letzten Nachkommen der ursprünglichen Normalsaiblinge im Lauf der Zeit wieder durchsetzen.
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