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Flughafen Stuttgart: Demo für höhere Flugpreise

Zum Ferienbeginn demonstrieren etwa 300 Menschen am Stuttgarter Flughafen. Ihre Botschaft: »Fliegen ist kacke, Attacke, Attacke!«

Foto: Egenberger
Foto: Egenberger

LEINFELDEN-ECHTERDINGEN. Protest am Stuttgarter Flughafen. Rund 300 Demonstranten sorgen auf der Empore in Terminal 1 für Lärm. »30 Euro Stuttgart Berlin, wo bleibt die Steuer auf Kerosin«, skandieren sie. Die niedrigen Ticketpreise und die daraus folgende Vielfliegerei sind ihnen ein Dorn im Auge. Fliegen sei der größte persönliche CO2-Verschmutzer, sagt der 17-jährige Kolja Schultheiß aus Esslingen. Junge Menschen wie er sind das Gesicht der »Fridays-for-Future-Bewegung«. Doch auch zahlreiche ältere Menschen sind an diesem Tag dabei. Einer hält ein Schild mit der Aufschrift »Senioren for Future« hoch.

Für ihre Protestaktion haben sich die Demonstranten einen besonderen Tag ausgesucht. Ferienbeginn, der Tag an dem die meisten Passagiere vom Airport der Landeshauptstadt aus zu ihren Ferienzielen aufbrechen. Heute wird dort mit bis zu 50.000 Passagieren gerechnet. Die Veranstaltung der »Fridays-for-future«-Bewegung ist die erste dieser Art an einem Flughafen in Deutschland.

Sie seien nicht hier, um irgendjemand zu blockieren, sagt ein Mann am Mikro. Vielmehr wolle man auf die Klimakrise aufmerksam machen und gegen die Flughäfen protestieren. »Es gibt kein Recht auf steuerfreies Fliegen«, ist ein Satz, der immer wieder gebrüllt wird.

Währenddessen strömen die Passagiere im Erdgeschoss direkt unterhalb der Demonstranten weiter in Richtung Gepäckkontrolle zu ihren Gates. Viele zücken ihr Smartphone, fotografieren ein Plakat und weitgehend unbeeindruckt weiter. Nur wenige beschweren sich. »Haltet die Schnauze«, ruft einer. Ein anderer fragt: »Sind wir jetzt alle Klimasünder?«. Ein Reisender blickt genervt nach oben. »Urlaub machen wollen, aber gegen das Fliegen demonstrieren«, sagt er zu einem Jungen, den er im Schlepptau hat. »Wie soll man denn sonst auf die Inseln kommen«, fragt das Kind zurück.

Auf diese Frage angesprochen muss Nisha Toussaint-Teachout lachen. »Na mit dem Boot. Dafür braucht man dann halt mehr Zeit«, sagt die 19-Jährige aus Stuttgart. Man müsse sich hinterfragen, ob man überhaupt Urlaub auf Inseln machen wolle. Und wenn doch, dann nicht mit dem Flugzeug. »Wir sind in einer Zeit, in der wir uns das nicht mehr leisten können, zum Spaß nach Mallorca zu fliegen«, sagt sie. Geflogen ist sie selbst auch schon. Wenn es nicht klimaschädlich wäre, fände sie es auch eine schöne Sache. Jetzt könne sie sich in einem Urlaub, in den sie geflogen ist, jedoch nicht mehr entspannen.

Die Protestler setzen sich dafür ein, dass Fliegen teurer und Bahnfahren günstiger wird. Kurzstreckenflüge sollen verboten werden, Flüge innerhalb Europas die letzte Alternative sein. Die Reisenden in Stuttgart sollen das mitbekommen und wissen, dass ihre Entscheidung, gleich in ein Flugzeug einzusteigen, nicht klimafreundlich ist. Oder anders ausgedrückt: »Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut«. (GEA)