STUTTGART. Für Urlauber und Geschäftsreisende geht am Stuttgarter Flughafen am Freitag gar nichts. Wegen des Streikaufrufs der Gewerkschaft Verdi stellt der Airport den regulären Flugbetrieb komplett ein. Betroffen seien 162 Flüge und rund 20.000 Passagiere, teilte der Flughafen am Mittwoch mit. Nur Notflüge sollen abheben können. Bereits am Mittwoch war es in Stuttgart zu Warteschlangen gekommen, nachdem eine Panne bei Bauarbeiten der Bahn ein Flugchaos bei der Lufthansa ausgelöst hatte.
Die Gewerkschaft Verdi will in Stuttgart am Freitag die Unternehmen FraSec und Securitas Aviation bestreiken, zwei Dienstleister in der Luftsicherheit bei der Fluggast- und Warenkontrolle. Die Flugsicherung werde mit Notschaltern so besetzt, dass Personen mit Hilfsgütern und Angehörige in die Türkei fliegen können, teilte Verdi mit. Das betreffe zehn Flüge. Für weitere Flüge werde es am Freitag keine Kapazitäten für die Kontrolle geben.
Nach Angaben des Flughafens werden nur Sicherheitslandungen, medizinische Flüge, humanitäre Hilfsflüge und militärische Verkehre möglich sein. Betroffene Passagiere seien gebeten, sich direkt an ihre Airline zu wenden und gar nicht erst zum Flughafen zu kommen. Der Warnstreik soll am frühen Freitagmorgen beginnen und in der Nacht auf Samstag enden.
Im März 2022 hatte es zuletzt im Zuge eines Tarifkonflikts am Airport Stuttgart eine befristete Arbeitsniederlegung gegeben. Damals waren 50 Abflüge geplant. 22 seien durchgeführt worden, der Rest sei ausgefallen, teilte eine Flughafensprecherin weiter mit.
Die Gewerkschaft Verdi hatte für Freitag an sieben deutschen Flughäfen zu ganztägigen Warnstreiks aufgerufen. Mit den Arbeitsniederlegungen in München, Frankfurt, Hamburg, Stuttgart, Dortmund, Hannover und Bremen will Verdi den Druck im Tarifstreit im öffentlichen Dienst erhöhen. Auch die Flughäfen Frankfurt, München und Hamburg hatten angekündigt, den regulären Passagierbetrieb am Freitag auszusetzen. Neben dem öffentlichen Dienst gibt es örtliche Verhandlungen für die Bodenverkehrsdienste sowie eine bundesweite Tarifrunde für die Luftsicherheit.
In den Verhandlungen fordern Verdi und der Beamtenbund dbb 10,5 Prozent mehr Einkommen, mindestens aber 500 Euro mehr für die rund 2,5 Millionen Beschäftigten. Die Laufzeit soll zwölf Monate betragen. Die Arbeitgeber haben die Forderungen zurückgewiesen. Die zweite Verhandlungsrunde ist für den 22. und 23. Februar in Potsdam geplant.
Schon am Mittwoch waren am Regional-Airport mehrere Lufthansaflüge ausgefallen. Teils bildeten sich lange Schlangen vor den Schaltern. Das große Chaos blieb jedoch aus. Die meisten Passagiere hatten am Mittag keine Probleme beim Check-in. Am Vormittag habe dagegen noch nichts funktioniert, berichtete der Schulleiter einer Stuttgarter Schule, der eine Klasse zum Flughafen begleitete. Ein anderer Passagier erzählte, dass sein Flug wegen des IT-Problems annulliert wurde. Viele bemerkten aber auch nichts von dem Ausfall.
Große Schwierigkeiten gab es hingegen am Drehkreuz in Frankfurt. Tausende Passagiere mit Verbindungen über das Drehkreuz waren infolge eines Kabelschadens von Verspätungen und Ausfällen betroffen. Passagiere wurden gebeten, auf die Bahn umzusteigen.
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