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Flächenfraß nimmt zu: Umgerechnet 3250 Fußballfelder bebaut

Es ist ein Zielkonflikt: Zum einen will Grün-Schwarz die erneuerbaren Energien voranbringen, die Industrie anlocken und mehr Wohnungen bauen. Auf der anderen Seite soll der Flächenverbrauch eingedämmt werden. Und dann sind da noch neue Einfamilienhäuser auf dem Land.

Die grün-schwarze Landesregierung will den Flächenverbrauch im Südwesten verringern, doch die Zahlen sprechen eine andere Sprache. Seit 2019 nimmt der Anteil bebauter Flächen wieder zu. Im Jahr 2021 wurden 2278 Hektar versiegelt, das entspricht einer Fläche von etwa 3254 Fußballfeldern, wie das Statistische Landesamt am Montag in Stuttgart mitteilte. Durchschnittlich wurden im vergangenen Jahr 6,2 Hektar täglich für neue Wohngebäude, Industrie- und Gewerbeflächen sowie für den Verkehr bebaut. Damit sind 14,8 Prozent des Landes durch Gebäude oder Straßen bedeckt. Naturschützer zeigten sich enttäuscht und beklagten, die Regierung tue bisher nichts, um den Flächenverbrauch zu senken.

Grüne und CDU wollen bis zum Jahr 2035 die Netto-Null beim Verbrauch von neuen Flächen erreichen. Im Koalitionsvertrag heißt es: »Wir wollen den Flächenverbrauch weiter reduzieren und halten weiterhin an dem Ziel der «Netto-Null» fest.« Um das zu erreichen, soll auch nicht mehr benötigte Infrastruktur zurückgebaut werden. Das Statistische Landesamt macht der Regierung aber auch etwas Hoffnung: Längerfristig betrachtet zeige sich beim Flächenverbrauch eine abnehmende Tendenz. So habe die tägliche Versiegelung von Böden im Jahr 2008 noch bei 8 Hektar gelegen, während sie im Schnitt der vergangenen fünf Jahre bei 5,8 Hektar gelegen habe.

Für den Landesnaturschutzverband ist das kein Grund zur Freude - im Gegenteil. »Die Landesregierung hat im Koalitionsvertrag ein ambitioniertes Flächensparziel von 2,5 ha pro Tag beschlossen, tut aber bisher nichts, um es auch zu erreichen«, sagte Landeschef Gerhard Bronner. Aus seiner Sicht ist der Paragraf 13b im Baugesetzbuch der Grund dafür, dass der Flächenfraß weiter um sich greife. Dieser Paragraf erlaube Gemeinden, ohne Bedarfsprüfung im Flächennutzungsplan, ohne Umweltprüfung und ohne Naturschutzausgleich neue Wohnbaugebiete auszuweisen. Bronner sieht das größte Problem in ländlichen Gebieten wie in Oberschwaben und Hohenlohe, »wo man großzügig Fläche für Einfamilienhausgebiete verschwende, obwohl die Dörfer voller Baulücken und Leerstände sind«.

Das Umweltministerium erklärte: »Boden ist eine endliche Ressource und ein schützenswertes Gut - als Lebensgrundlage für Tiere und Pflanzen und für unsere Versorgung mit Nahrungsmitteln. Deshalb können wir mit der aktuellen Entwicklung nicht zufrieden sein.« Man halte am Ziel des Netto-Null-Verbrauchs fest, sei sich aber bewusst, »dass wir unsere Anstrengungen deutlich verstärken müssen. Diese Aufgabe betrifft alle Ressorts«, erklärte eine Sprecherin.

Mitteilung StaLa

© dpa-infocom, dpa:220822-99-478245/3