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FC Bayern wankt im Liga-Titelkampf: »Ein großer Rückschritt«

Nach dem Streit zwischen Sadio Mané und Leroy Sané sowie dem 0:3 bei Manchester City straucheln die Münchner jetzt auch noch in der Bundesliga. Der Trainer muss einen »großen Rückschritt« verdauen.

Bayern München - TSG 1899 Hoffenheim
Tom Bischof (l) von Hoffenheim und Joshua Kimmich von München stehen nach dem Spiel auf dem Platz. Foto: Sven Hoppe
Tom Bischof (l) von Hoffenheim und Joshua Kimmich von München stehen nach dem Spiel auf dem Platz.
Foto: Sven Hoppe

Den lautstarken Jubel ihrer Bayern-Fans über den Dortmunder Last-Minute-Fauxpas bekamen die konsternierten Münchner Fußballprofis auf dem Rasen nicht mehr mit. Das Ensemble um den plötzlichen Torjäger Benjamin Pavard war nach dem nächsten Tiefschlag durch das 1:1 (1:0) gegen die TSG 1899 Hoffenheim längst in die Katakomben verschwunden, als der ultraspäte 3:3-Ausgleich des VfB Stuttgart gegen den Bayern-Verfolger BVB in der Allianz Arena verkündet wurde. »Wir waren geschockt von unserer eigenen Performance. Wir können uns beim BVB bedanken«, sagte Kapitän Thomas Müller und verriet zudem: »Der Trainer muss sich auch erstmal schütteln.«

Nach dem Kabinen-Ärger und viel Champions-League-Frust wankt der FC Bayern nun auch auf dem Weg zum elften Meistertitel in Serie. »Wir haben ohne Energie gespielt«, stellte Mittelfeldchef Joshua Kimmich vier Tage vor dem Königsklassen-Rückspiel am Mittwoch gegen Manchester City ernüchtert fest. Der enttäuschende Auftritt ohne Punch gegen die abstiegsbedrohten Hoffenheimer weckt keine Münchner Hoffnungen auf ein Fußball-Wunder nach dem 0:3 im Hinspiel. Im Gegenteil.

»Es war der Moment, einen draufzusetzen, das Spiel mit aller Macht zu gewinnen, aber auch eine Energie zu zeigen, Energie im Stadion zu wecken, Feuer und Zuversicht zu wecken«, sagte Tuchel mit Blick auf die unlösbar erscheinende Aufgabe in Europas Eliteklasse. »Das ist uns alles nicht geglückt. Deswegen sind wir jetzt nicht komplett chancenlos, aber die Aufgabe, die schon extrem schwer ist, ist auf jeden Fall nicht leichter geworden.«

Durch den Stuttgarter Ausgleich in der siebten Minute der Nachspielzeit behaupten die Bayern wenigstens ihren Zwei-Punkte-Vorsprung auf den BVB. Sechs Spieltage vor Saisonende geht das Kopf-an-Kopf-Rennen um die Meisterschale trotzdem weiter. »Wir haben genug eigene Baustellen, haben genug zu klären. Es interessiert mich nicht, was auf anderen Plätzen passiert«, kommentierte Tuchel. »Wir müssen bei uns schauen, selbstkritisch sein.« Es lohne sich nicht, sich über andere Ergebnisse zu freuen.

Der starke Pavard (17. Minute) ließ die Münchner vor 75.000 Zuschauern lange auf die von Vorstandschef Oliver Kahn eingeforderte Pflichterfüllung im Bundesliga-Alltag hoffen. Doch Andrej Kramaric schlug mit einem Freistoßtor für die Hoffenheimer um den starken Schlussmann Oliver Baumann eiskalt zurück (71.). »Wir werden das fast wie einen Sieg feiern«, sagte Stürmer Ihlas Bebou nach dem Punktgewinn.

Nachdem Tuchel sich trotz der Champions-League-Abreibung auf der Insel in seine neue Mannschaft »schockverliebt« hatte, war von diesem Knistern in der noch jungen Liaison nichts zu spüren. Der 49 Jahre alte Coach schüttelte nach misslungenen Aktionen seiner Stars wiederholt verärgert den Kopf oder wendete sich immer wieder genervt ab. Unter dem Strich sei es »zu fehlerhaft« gewesen. Spieltempo und Tempowechsel seien nicht gut gewesen. »Wir haben auf jeden Fall eine riesengroße Chance verpasst, uns und unsere Fans in eine Stimmung zu bringen, die nötig sein wird«, sagte Tuchel. Gegen City ist Sadio Mané, der nach dem Kabinen-Streit mit Leroy Sané für ein Spiel suspendiert worden war, wieder im Kader.

Bezeichnend war, dass der Führungstreffer aus der Kategorie Zufallsprodukt stammte. Die Hoffenheimer wehrten eine Ecke von Kimmich unzureichend ab. Kingsley Coman verunglückte der dadurch ermöglichte Schuss. Das machte aber nichts, weil Pavard am Fünfmeterraum gedankenschnell reagierte und sein viertes Liga-Saisontor erzielte.

Sowohl die Münchner als auch die zuvor im Abstiegskampf dreimal siegreichen Hoffenheimer strahlten in Körpersprache und Aktionen lange nicht aus, dass es in diesem bedeutsamen Duell um Meisterschaft und Klassenerhalt ging. Bayern war zwar überlegen, aber es fehlte an Tempo, Präzision und Leidenschaft. »Nach dem Gegentor haben wir den Mut gespürt und in der zweiten Halbzeit eine ganz andere Energie auf den Platz gebracht«, sagte Gäste-Coach Pellegrino Matarazzo.

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