In der Hauptstadt kommen Menschen aus aller Welt zusammen - sogar Schwaben und Berliner. Vor dem Stockacher Narrengericht verhandelten zwei bekannte Gesichter aus der Bundespolitik über das ewige Streitthema: Schwaben in Berlin. »Berlin steht für Vielfalt, der Schwabe steht für Einfalt«, sagte Ex-Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) in der proppenvollen Landesvertretung Baden-Württembergs in Berlin. Mehr als 200 Narren aus Stockach im Landkreis Konstanz hatten sich in ihrem Häs, wie die Fastnachts-Tracht im Südwesten genannt wird, auf den Weg nach Berlin gemacht.
»Überall gilt: Je mehr Schwaben, desto mehr Schaden«, scherzte Spahn und erntete viel Applaus und Lacher. Bevor die Schwaben in die Hauptstadt kamen, sei Berlin eine funktionierende Stadt gewesen. Mit den Maultaschen habe der Abstieg begonnen. Doch nicht alles sei schlecht, sagte der CDU-Politiker mit einem Augenzwinkern und verwies auf seinen Ehemann, der Schwabe ist. Neben Spahns Mann saß der als Narr verkleideter Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne).
Auf der Gegenseite stand der frühere Grünen-Bundestags-Fraktionschef Rezzo Schlauch, der einen »Spätzle-Day« in Berlin forderte. Der Schwabe mache die Hauptstadt in allen Belangen besser. »Wir sind die dringend benötigte Einwanderung von Fachkräften«, sagte der 75-Jährige. »Schaffe, schaffe, Häusle baue« - das sei in Berlin nahezu unmöglich. Man könne die Schwaben zwar nicht immer verstehen, aber sie hätten ein reines Herz.
Schlauch kommt aus Gerabronn im Landkreis Schwäbisch Hall im Nordosten Baden-Württembergs, Spahn aus Ahaus im Münsterland in Nordrhein-Westfahlen. Das Urteil fiel für beide Seiten milde aus: Für die Schwaben wurde ein Integrationskurs samt Sprachtest verordnet, für die Berliner ein Abgeordneten-Austausch an den Bodensee.
Webseite Stockacher Narrengericht
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