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Experten: Auerhuhn in den Vogesen fast ausgestorben

Wissenschaftler schlagen in Ostfrankreich Alarm: Es gibt in den Vogesen fast keine Auerhühner mehr. Im Schwarzwald schrumpft der Bestand ebenfalls. Wann kommt im Südwesten der neue Plan zum Schutz des Waldvogels?

Auerhuhn
Ein Auerhuhn fliegt in den Wald. Foto: Michael Reichel
Ein Auerhuhn fliegt in den Wald.
Foto: Michael Reichel

Das Auerhuhn ist Wissenschaftlern zufolge in den Vogesen so gut wie ausgestorben. Nur noch fünf bis sechs Tiere dieser bedrohten Art wurden im vergangenen Jahr in der ostfranzösischen Gebirgsregion unweit der Grenze zu Deutschland gezählt. Das geht aus einem Bericht eines wissenschaftlichen Beratungsgremiums der Region Grand Est hervor, zu der auch das Elsass gehört.

Die rund 50 Fachleute des Gremiums sprechen sich gleichzeitig gegen einen Plan aus, Vögel dieser Art aus anderen Ländern zu holen und in der Region anzusiedeln. Es fehlten die unerlässlichen Bedingungen, einen überlebensfähigen Bestand dieser Waldbewohner aufzubauen. Wie die Tageszeitung »Les Dernières Nouvelles d'Alsace« unlängst berichtete, ist das Experten-Votum allerdings nicht das letzte Wort. Beteiligte der Region richteten eine Arbeitsgruppe ein, um über das weitere Vorgehen zu beraten.

Im benachbarten Schwarzwald schrumpft die Population der naturschutzrechtlich streng geschützten Art ebenfalls. Doch die Lage ist von den Zahlen her weniger dramatisch als in Ostfrankreich. Fachleute zählten im vergangenen Jahr noch 97 balzende Auerhähne. Mit den weiblichen Tieren werde die Population in dem Mittelgebirge auf rund 200 geschätzt, wie die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) auf Anfrage in Freiburg berichtete.

Der Bestand entwickele sich seit rund 30 Jahren »stark negativ«, bilanzierte das Wildtierinstitut der FVA. Zu Beginn eines jährlichen Monitorings gab es im Jahr 1971 noch 570 balzende Auerhähne. Der Lebensraum der scheuen Vögel hat sich durch den Klimawandel verändert. Sie werden zudem gestört durch Waldwirtschaft, Tourismus und Freizeitsportler.

Sollten auch im Schwarzwald Auerhühner aus Schweden ausgewildert werden, wie dies beispielsweise in Thüringen geschieht? Es gebe generell nur eine geringe Überlebensrate bei solchen Projekten, gab der Geschäftsführer des Vereins für das Auerhuhn im Schwarzwald, Jakob Huber, zu bedenken. »Es ist einfacher, eine bestehende Population zu erhalten«, sagte er.

Das Land will den Ausbau der Windkraft beschleunigen. Zwei beteiligte Ministerien verständigten sich deshalb im August, dass das Auerhuhn in mehreren Regionen des Schwarzwaldes nicht mehr berücksichtigt werden muss, wenn es um Planung und Bau von Windrädern geht. Im Gegenzug sollen Flächen besonders geschützt werden, um dort eine überlebensfähige Auerhuhnpopulation im Schwarzwald aufzubauen und zu erhalten.

Zum Schutz des Waldvogels solle zudem der Aktionsplan Auerhuhn fortgeschrieben werden, versicherte damals Agrar- und Forstminister Peter Hauk. Für die Umsetzung werde das Land künftig mehr investieren müssen als in den vergangenen Jahren, sagte der CDU-Politiker. Der neue Plan solle im Laufe des Jahres kommen, berichtete das Agrarministerium nun auf Anfrage.

Auch die Jäger schalten sich in die Debatte ein. »Der schon lange angekündigte Maßnahmenplan muss endlich in Kraft gesetzt werden«, forderte der Landesjagdverband Baden-Württemberg. Dabei gehe es unter anderem darum, den Lebensraum der bedrohten Art zu verbessern. Beteiligte müssten zusammenarbeiten, damit die Rettung gelinge: »Ansonsten ist die spektakuläre Balz des Auerhahns für nachfolgende Generationen nicht mehr erlebbar«, warnte der Verband.

Verein Auerhuhn im Schwarzwald

Bericht »Dernières Nouvelles d'Alsace«, 8.3. (Frz.) - hinter Bezahlschranke

Naturschutzverband Nabu zum Auerhuhn

Conseil Scientifique Régional du Patrimoine Naturel du Grand Est (CSRPN) zu den Vogesen (Frz.)

FVA zum Aktionsplan Auerhuhn

© dpa-infocom, dpa:230320-99-17367/2