Die erste Runde der Tarifverhandlungen für rund 73.000 Beschäftigte in der Chemie- und Pharmaindustrie Baden-Württembergs hat zu keinem Ergebnis geführt. Die Gespräche seien nach drei Stunden vertagt worden, wie der Arbeitgeberverband Chemie Baden-Württemberg und die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE) am Mittwoch unabhängig voneinander in Karlsruhe mitteilten.
Bei den Verhandlungen geht es um die Gehälter und Arbeitsbedingungen der Beschäftigten in 210 tarifgebundenen Unternehmen der Branche im Land. Die IGBCE forderte unter anderem sieben Prozent mehr Entgelt für die Arbeitnehmer. Die Arbeitgeber hielten das für überzogen: »Wir haben kaum Verteilungsspielraum, sondern müssen einen Tarifabschluss für eine Krisensituation erreichen, um Standort und Beschäftigung zu sichern«, teilte Verhandlungsführer Clemens Schmid mit. Die Forderung gehe an den wirtschaftlichen Realitäten vorbei.
IGBCE-Landesbezirksleiterin Catharina Clay wies die Argumente der Arbeitgeber zurück. Die Blockadehaltung sei völlig überzogen. »Die Branchenumsätze liegen weiter auf hohem Niveau, die Energiepreise normalisieren sich. Die Auftragsbücher sind durchaus gefüllt«, erklärte sie. Trotz der angespannten wirtschaftlichen Lage seien höhere Entgelte dringend erforderlich. Die Arbeitgeber legten ihr zufolge kein Angebot vor.
Den Verhandlungsauftakt in den neun Tarifbezirken deutschlandweit markierten vergangene Woche die Gespräche in Rheinland-Pfalz. Aus Arbeitgebersicht sollen die Verhandlungen am 14. Mai auf Bundesebene fortgesetzt werden. Die IGBCE-Tarifkommissionen wollen aber erst nach den regionalen Verhandlungen entscheiden, wie und auf welcher Ebene die Gespräche fortgesetzt werden sollen. Bundesweit sind rund 585.000 Menschen in der Chemie- und Pharmaindustrie beschäftigt.
© dpa-infocom, dpa:240424-99-794285/3