Offenburg (dpa) - Die Hintergründe der Schändung von Wolfgang Schäubles Grab sind nach Ermittlerangaben bisher unklar. Es werde in alle Richtungen ermittelt, ein politischer Hintergrund sei dabei nicht ausgeschlossen, sagte ein Sprecher der Offenburger Staatsanwaltschaft am Dienstag.
Ein unbekannter Tatverdächtiger hatte auf dem Offenburger Waldbachfriedhof in der Nacht zum Montag ein etwa 1,20 Meter tiefes trichterförmiges Loch in das Grab des Politikers gegraben, wie Polizei und Staatsanwaltschaft gemeinsam mitgeteilt hatten. Der Unbekannte drang aber nicht zum Sarg des früheren Bundestagspräsidenten vor. Der polizeiliche Staatsschutz ermittelt und arbeitet dazu mit der Staatsanwaltschaft zusammen.
Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz telefonierte nach eigenen Angaben am Dienstagvormittag mit der Witwe des gestorbenen Politikers, Ingeborg Schäuble. Er habe ihr ausgerichtet, dass alle in der CDU mit der Familie fühlten, sagte der Oppositionsführer im Bundestag in Berlin. »Dass Wolfgang Schäuble selbst nach seiner Beisetzung seine letzte Ruhe nicht findet, ist ein empörender Vorgang«, so Merz. Der Staatsschutz in Baden-Württemberg werde hoffentlich schnell zu einem Ermittlungserfolg kommen.
Das Grab des am zweiten Weihnachtstag im Alter von 81 Jahren gestorbenen CDU-Politikers wurde bereits am Dienstag neu bepflanzt, wie eine Sprecherin der Stadt sagte. Zunächst war bei der Kommune von Mittwoch die Rede gewesen. Auch das Holzkreuz sollte laut einem Sprecher auf die Grabstelle zurückkehren. Einen Grabstein gibt es bisher nicht.
Das Grab war nach der Beschädigung zunächst nicht wiederzuerkennen gewesen. Es verblieb eine rechteckige Erdfläche, das Holzkreuz mit dem Namen Schäubles war nicht mehr zu sehen. Ein Polizeisprecher hatte mitgeteilt, nicht näher bezeichnete »Utensilien« auf dem Grab seien als Beweismittel beschlagnahmt worden. Dazu dürfte auch das Kreuz gehört haben.
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