Abgehängte Stromleitungen, gesperrte Straßen, neue Trassen im Wald: Der Schwertransport eines 68 Meter langen Rotorblatts für ein neues Windrad hat einen Teil der Schwarzwaldgemeinde Biberach stundenlang blockiert. »Das ist eine Premiere für unsere Gemeinde«, sagte Bürgermeister Jonas Breig (CDU) der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag.
Der Windflügel wurde auf einem Spezialfahrzeug befördert, einem sogenannten Selbstfahrer. Er fuhr im Schritttempo durch den Ortsteil Prinzbach im Ortenaukreis. »Das ist schon etwas Besonderes«, sagte Sebastian Schüßler, Projektleiter Windenergie beim regionalen Versorger Badenova Wärmeplus. Windenergieanlagen werden demnach größer und leistungsfähiger. »Wir müssen in Baden-Württemberg in die Höhe gehen, weil wir nicht denselben Wind haben wie in Schleswig-Hostein hinter dem Deich«, sagte er.
Der Versorger baut auf dem Kallenwald der Nachbargemeinde Seelbach (Ortenaukreis) ein Windrad mit rund 230 Metern Höhe. Die Anlage soll Anfang kommenden Jahres in Betrieb gehen, wie Schüßler sagte. Sie werde rund neun Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr erzeugen, was in etwa dem Bedarf von 6000 Menschen entspreche.
»Wir freuen uns, dass endlich wieder eine Anlage dazukommt«, sagte Schüßler. »Baden-Würtemberg ist ein Entwicklungsland in Sachen Windkraft«, sagte er mit Blick auf andere Bundesländer, die deutlich mehr Anlagen haben. Laut Bürgermeister Breig wird Windkraft inzwischen zwar mehr akzeptiert, aber es gebe auch Sorgen und Vorbehalte. »Es waren viele Gespräche nötig«, sagte er.
Insgesamt waren laut Umweltministerium in Baden-Württemberg Stand Ende September 770 Windenergieanlagen in Betrieb. Mit der Einrichtung einer sogenannten Taskforce hatte die grün-schwarzre Landesregierung 2021 auf den schleppenden Ausbau der Windkraft reagiert.
Informationen zum Windpark Kallenwald
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