Nach dem von Energiekrise und Krieg in der Ukraine geprägten vergangenen Jahr läuft es für die großen Energieversorger in Deutschland 2023 deutlich besser. Am Freitag verkündete der drittgrößte im Bunde, die Karlsruher EnBW, das erste Halbjahr nach vorläufigen Zahlen über den Erwartungen abzuschließen.
An der Prognose beim bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (adjusted Ebitda) für das gesamte Geschäftsjahr in Höhe von 4,7 bis 5,2 Milliarden Euro wolle man zwar festhalten, hieß es. Nun werde aber der obere Rand dieses Spektrums angepeilt.
Vor wenigen Tagen hatten Eon und RWE ihre Prognosen erhöht. Die Unternehmen profitieren davon, dass sich der Energiemarkt beruhigt hat. Zugleich floriert der Energiehandel. Aus den Jahreszielen und den erwarteten Halbjahreswerten lässt sich aber auch ablesen, dass die kommenden beiden Quartale wohl schwächer ausfallen.
Die EnBW verwies am Freitag in einer Ad-hoc-Mitteilung auf gute Entwicklungen im Bereich nachhaltige Erzeugungsinfrastruktur. Insbesondere bei der thermischen Stromerzeugung - also etwa aus Kohle und Gas - habe sich das Ergebnis positiv entwickelt.
Auf Basis der vorläufigen Zahlen rechnet der Konzern mit einem adjusted Ebitda im ersten Halbjahr in Höhe von rund 3,5 Milliarden Euro. In den ersten sechs Monaten des vergangenen Jahres - geprägt von den Folgen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine - waren es 1,42 Milliarden Euro gewesen. Das entsprach damals einem leichten Rückgang von 3,7 Prozent im Vergleich dem Vorjahreszeitraum.
Der Konzernüberschuss betrage nun 2,8 Milliarden Euro (Vorjahreszeitraum: 563,9 Millionen Euro). »Die Erträge sollen wesentlich für Investitionen in die beschleunigte Umsetzung der Energiewende eingesetzt werden.« Wie geplant solle der Bericht für das erste Halbjahr am kommenden Freitag veröffentlicht werden.
EnBW ist seit 2011 größtenteils im Besitz der öffentlichen Hand. Der Konzern versorgt rund 5,5 Millionen Kundinnen und Kunden. Das vergangene Jahr hatte er beim bereinigten operativen Ergebnis mit einem Plus von 11 Prozent auf 3,29 Milliarden Euro abgeschlossen.
Als Finanzvorstand Thomas Kusterer bei der Vorstellung der Bilanz in diesem Frühjahr erklärte, welch deutlichen Zuwachs er für 2023 erwartet, ließ das aufhorchen. Wenige Wochen später dann teilte EnBW mit, die Geschäfte in den ersten drei Monaten dieses Jahres seien deutlich besser verlaufen als im Vorjahreszeitraum.
Zwar dämpfte der Konzern danach etwas die Erwartungen, weil sich sogenannte Bewertungseffekte womöglich nicht fortsetzten und Erträge aus dem Atomkraftwerk Neckarwestheim 2 entfielen. Dieses war am 15. April als letzter Meiler in Deutschland vom Netz gegangen.
Doch offenkundig ging es seither in Summe überwiegend gut weiter. Negative Auswirkungen auf die Zwischenbilanz gab es den Angaben zufolge unter anderem mittelbar beim Gasvertrieb.
Der Versorger Eon hatte Ende Juli verkündet, für das laufende Jahr nun ein Ebitda von 8,6 Milliarden bis 8,8 Milliarden Euro zu erwarten. Die Prognose lautete bis dahin 7,8 bis 8,0 Milliarden Euro. RWE erhöhte seine Jahresziele nach einem unerwartet starken zweiten Quartal von 5,8 bis 6,4 Milliarden auf 7,1 bis 7,7 Milliarden Euro.
© dpa-infocom, dpa:230804-99-697826/3