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Elsässer fürchten Grenzschließung und hamstern

Corona-Risikogebiet heißt nicht gleich Grenzschließung. Kretschmann und Kollegen beruhigen. Elsässer decken sich dennoch in Baden ein. Und im Südwesten ist ein Artikel wieder gefragt: Toilettenpapier.

Toilettenpapier
Zwei Packungen Toilettenpapier stecken in einem Fahrradkorb. Foto: Daniel Karmann/dpa/Archivbild
Zwei Packungen Toilettenpapier stecken in einem Fahrradkorb. Foto: Daniel Karmann/dpa/Archivbild

KEHL. Die Einstufung der französischen Grenzregion als Corona-Risikogebiet alarmiert die Elsässer. Die Angst vor Grenzschließungen hat in der badischen Kleinstadt Kehl zu einem Ansturm von Einkäufern aus dem Elsass geführt. Doch die Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und dem Saarland beruhigen: Die drei Länder haben laut Mitteilung des baden-württembergischen Staatsministeriums beschlossen, dass die sogenannte 24-Stunden-Regelung entlang der jeweiligen Grenzen zu den Nachbarländern gelten soll.

Diese Regelung erlaube es den Bürgern, sich diesseits und jenseits der Grenzen unbeschränkt innerhalb von 24 Stunden im Grenzgebiet zu bewegen und ihrem Alltag ohne Behinderungen nachzugehen. Die Regelung gilt nach Angaben des Stuttgarter Sozialministeriums auch für die Schweiz und Österreich.

An keiner der Außengrenzen zu Frankreich, Luxemburg und Belgien könne das tägliche Leben, Arbeiten und Studieren durch einen kompletten Lockdown lahmgelegt werden, betonten Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD, Rheinland-Pfalz), Ministerpräsident Tobias Hans (CDU, Saarland) und Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne, Baden-Württemberg) am Freitag. Als es im März zu Grenzschließungen kam, habe es noch keine Testungen und Nachverfolgungen von Infektionsketten gegeben. Man setze auf eine grenzüberschreitende Pandemiebekämpfung.

Französische Politiker und der Kehler Oberbürgermeister Toni Vetrano (CDU) hatten zuvor vor erneutem Chaos gewarnt. Neue Grenzschließungen und eine Rückkehr zu einer ähnlichen Situation wie im Frühjahr müssten vermieden werden, sagte der französische Vorsitzende der deutsch-französischen Parlamentarier-Versammlung, Christophe Arend.

Gerüchte über Grenzschließungen hatten am Donnerstag nach Angaben der Stadt Kehl dort für einen »Ausnahmezustand« gesorgt. Es habe meterlange Schlangen vor den Läden und Tabakgeschäften gegeben, unzählige Autos an Tankstellen und bis zu 100 Menschen gleichzeitig in den lokalen Drogeriemärkten. »Es war so viel los, wie sonst nur an einem französischen Feiertag«, berichtete eine Sprecherin. Trotz Nieselregens habe sich ein Meer von Menschen durch die Stadt bewegt. Auch am Freitag seien vor allem Drogeriemärkte noch gut besucht gewesen. Viele Produkte sind diesseits des Rheins günstiger als in Frankreich.

Auslöser für die Hamsterkäufe seien Medienberichte gewesen, wonach das Robert Koch-Institut (RKI) die Region Grand Est aufgrund der Entwicklung der Corona-Lage zum Risikogebiet erklärt. Die Bundesregierung hat inzwischen von Samstag an fast ganz Frankreich - darunter das an Baden-Württemberg grenzende Elsass - als Corona-Risikogebiet eingestuft.

Eine »erhöhte Nachfrage« nach Toilettenpapier und Desinfektionsmitteln verzeichnet etwa die Drogeriemarkt-Kette dm in Kehl. Eine Sprecherin betonte aber: »Die Produkte sind verfügbar, auf eine erhöhte Nachfrage sind wir eingestellt.«

Angesichts steigender Corona-Zahlen sorgen offenbar auch schon manche Baden-Württemberger vor: So sei seit Samstag mehr Toilettenpapier gekauft worden, berichtete Sabine Hagmann, Hauptgeschäftsführerin des Handelsverbandes Baden-Württemberg. Sie betonte zugleich: »Es gibt gar keinen Grund, zusätzliche Vorräte anzulegen. Die Warenversorgung ist stabil.« Die Lieferketten arbeiteten problemlos. »Man hat aus der Vergangenheit gelernt.« In den Lagern gebe es »ganz viel Toilettenpapier«, das müsse man nur ordern. »Wenn jeder nur kauft, was er braucht, gibt es nirgends Engpässe«, unterstrich sie. (dpa)