Sonnenlicht durchbricht die Wolken, vor den antiken Säulen tummeln sich Menschen: Ein 360-Grad-Panorama der hellenistischen Metropole Pergamon hat seit Mitte März schon rund 50.000 Gäste ins Gasometer Pforzheim gelockt. Und es sollen noch zahlreiche kommen - denn ein Ende ist bislang nicht geplant, wie Sprecher Wolfgang Trautz sagt. Für den Künstler Yadegar Asisi ist das Panorama ein Vorläufer heutiger digitaler Kunstformen. »Man kann in das Kunstwerk hineingehen«, erklärte er der Deutschen Presse-Agentur.
Besucherinnen und Besucher könnten auf diese Weise zum Regisseur werden, sagte Asisi. »Der Betrachter bestimmt, was er sich wie lange anschaut.« Und er könne sich die Zeit nehmen, Dinge zu verstehen. Manche blieben über Stunden, berichtete er. »In Museen bleiben die Menschen oft keine zwei Minuten vor einem Bild stehen, an dem der Künstler über Jahre gearbeitet hat.«
Seit 2003 erstellt Asisi mit einem Team verschiedene Motive, die in Rundgebäuden installiert werden. Das Pforzheimer Gasometer ist im Moment der einzige Ort in Baden-Württemberg, wo diese gezeigt werden. Rund 650.000 Menschen besuchten dort laut Trautz von Dezember 2014 bis November 2018 das erste Panorama, »Rom 312«. Beim »Great Barrier Reef« verzeichneten die privatwirtschaftlichen Veranstalter von November 2018 bis März 2023 eine knappe Million Besucher, was sie angesichts langer Schließzeiten wegen Corona als Erfolg werteten.
Kommendes Jahr soll ein Ausstellungsort in Konstanz eröffnen. Darüber hinaus kann man die Panoramen etwa in Berlin und Leipzig sehen.
Die Vorbereitungen inklusive mehrerer Besuche vor Ort dauerten etwa vier Jahre, sagte Asisi. Dann werden unter anderem Fotos von Menschen und Gebäuden gemacht. Die Winkel und der Sonneneinfall müssten genau stimmen, erklärte der Künstler. Weitere Grundlagen sind Zeichnungen, Skizzen und Malerei. Die Bildteile werden am Computer zusammengesetzt und auf 3 Meter breite und 32 Meter lange Stoffbahnen gedruckt. Die 360-Grad-Panoramen können am Ende eine Höhe von bis zu 32 Metern und einen Umfang von bis zu 110 Metern haben. »Ich möchte eine Geschichte erzählen, die eigentlich kein Ende hat«, sagte Asisi.
Bei der Auswahl der Themen orientiert sich der in Wien geborene, in Sachsen aufgewachsene und seit 1979 in Berlin lebende Künstler an den Kategorien Stadt, Natur, Zeitgeschichte und Wahrnehmung. Mehr als ein Dutzend Panoramen ist schon fertig, an vier weiteren arbeitet er gerade nach eigenen Angaben. »Mein Kopf ist so voll von Ideen«, sagte der 68-Jährige, »ich glaube, da reicht mein Leben nicht mehr für«.
Infos über Konzil von Konstanz
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