LEINFELDEN-ECHTERDINGEN. Für ihn bedeutete Glück, keine Termine und leicht einen sitzen zu haben. Harald Juhnke war ein Unikat. Er war gefragter Schauspieler, Moderator, Sänger und Entertainer. Einer, der die deutsche Medienlandschaft zu seiner Zeit geprägt hat, wie kaum ein zweiter. Am 1. April jährte sich sein Todestag zum 20. Mal. Jetzt kann im Stuttgarter Auktionshaus Eppli ein Teil seiner privaten Einrichtung ersteigert werden.
In den Eppli-Auktionshallen in Leinfelden-Echterdingen herrscht kaum ein Durchkommen in den engen Gängen. Überall stapeln sich die Raritäten, Antiquitäten und Schmuckstücke. Von klein und filigran bis groß und einnehmend. Alt und modern. Schlicht und verschnörkelt. Eines haben sie alle gemeinsam: Alle Stücke, die ihren Weg in diese Hallen finden, sind wertvoll. Preislich oder emotional.
Überraschung aus Berlin
Ganz besondere Ausstellungsstücke erreichten vor kurzem die Auktionshallen von Leiter René Waldrab. Acht antike Möbelstücke des verstorbenen deutschen Schauspielers und Entertainers Harald Juhnke stehen bald zur Versteigerung. »Wir waren überrascht, als der Kontakt zu uns aufgenommen wurde«, sagt Waldraf. Die Person aus dem Umfeld Juhnkes, die nicht genannt werden will, bot dem Haus Eppli die Stücke nach einer Wohnungsauflösung an. Und das, obwohl sich Juhnkes ehemalige Wohnung in Berlin befindet.
Dass trotzdem der Kontakt zu seinem Haus gesucht wurde, und nicht zu einem in der Hauptstadt oder Umgebung, macht Waldraf stolz. »Wir haben inzwischen ein großes Renommee und sind überregional bekannt.« Der Transport der Stücke durch ganz Deutschland sei schließlich noch eine Herausforderung gewesen. Aber eine, die sich lohnte.
Wertvolle Antiquitäten
Jetzt stehen sie in Leinfelden-Echterdingen. Acht antike Möbelstücke aus dem Besitz von Harald Juhnke. Die Möbel sind alle im französischen Stil und gegen Ende des 19. Jahrhunderts gefertigt. Drei geschnitzte und vergoldete Sessel, ein Salontisch aus Mahagoni und Rosenholz, eine Kommode mit einer 72 Kilogramm schweren Marmorplatte, ein kleiner Bürotisch und ein Bibliotheksschrank kommen bald unter den Hammer. Das beeindruckendste Stück ist aber die eine Prunk-Kommode aus Rosenholz, Palisander und getönten Edelhölzern, auf denen eine mehrfach profilierte Marmorplatte liegt. Volker Jahn, Experte für europäisches Kunstgewerbe im Auktionshaus Eppli, ist von den Objekten begeistert. »Das sind sehr hochwertige französische Möbel, die früher extra für den Hof gefertigt wurden.« Mit hohem Wert. Den Kaufpreis, den Juhnke damals für die Prunk-Kommode bezahlen musste, schätzt der Experte auf 50.000 Deutsche Mark.
Ein Luxus, der laut Waldrab zu dem Entertainer passte. Er sei selbst ein Stück weit mit Juhnke über Film und Fernsehen aufgewachsen. »Ich fand ihn extrem souverän und habe ihn sehr positiv in Erinnerung. Er hatte Ähnlichkeit zu Frank Sinatra«, sagt er. Er glaube, die Möbel seien für Juhnke Statussymbole gewesen. »Er war Antiquitäten Fan.« Und für ihn persönlich sei er zwar keine Ikone gewesen, aber eine »absolute Persönlichkeit«.
Diese Persönlichkeit war allerdings eine tragische. Juhnke, 1929 in Berlin geboren, machte sich früh einen Namen als Theater- und später als Filmschauspieler. Auch als Fernsehmoderator und Sänger war das Multitalent erfolgreich und wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Mit seinem charmanten Berliner Witz und seiner Wandlungsfähigkeit wurde er zum Publikumsliebling. Allerdings überschatteten Alkoholprobleme seine Karriere, die sein Image prägten. Im Jahr 2000 wurde bei ihm das Korsakow-Syndrom diagnostiziert. Eine Erkrankung, die zu schweren Gedächtnisstörungen und Verwirrtheit führt. Langjähriger Alkoholmissbrauch ist eine häufige Ursache. 2005 starb Juhnke.
Prominente Stücke
Die Möbelstücke dieser prägenden Figur des deutschen Fernsehens sind für Waldrab »etwas ganz Besonderes«. Erfahrungen mit besonderen Objekten hat das Haus allerdings schon mehrfach gesammelt. In der Vergangenheit waren bereits handgeschriebene Briefe der Queen und vom berühmten Frauenheld Casanova zu ersteigern. Aber auch ein unterschriebener Reifen des Formel 1 Rennwagens von Michael Schumacher kam schon unter den Hammer. Im Schnitt veranstaltet Eppli im Jahr 80 Auktionen mit ungefähr 25.000 Artikeln.
In die Riege von Casanova und Schumacher reiht sich nun Harald Juhnke ein. Seine Möbelstücke sind Teil der Auktion am 26. April in den Auktionshallen in Leinfelden-Echterdingen. Teilgenommen werden kann vor Ort, aber auch Online. Gerade die Möglichkeit über das Internet sei seit der Corona-Zeit sehr beliebt, sagt Waldrab. Über alle Kanäle nehmen bis zu 2.000 Bietende teil. Viel Konkurrenz also, um sich eine der Antiquitäten zu sichern. Und damit ein Stück von Harald Juhnke zu Hause zu haben. (GEA)