STUTTGART. Das Weltall dehnt sich ständig mit 20 Kilometern pro Sekunde auf eine Million Lichtjahre aus. Ein ähnliches Ausmaß hat das Star-Wars-Universum angenommen. Seit fast fünfzig Jahren ist die Science-Fiction-Saga derart gewachsen, dass sie selbst für Fans unüberschaubar geworden ist. Kein Wunder, umfasst diese fiktive Galaxie einer fernen Vergangenheit rund 400 Milliarden Sterne. Da kann man leicht den Durchblick über die Figuren und ihre in Kinofilmen, Serien, Büchern und Comics erzählten Geschichten verlieren. Zum Glück gibt es die Comic Con (CCON), da passt der ganze Sternenopus in eine einzige Halle.
Galactic Cantina heißt der Ort. Und er liegt nicht im Raumhafen Mos Eisley, sondern beim Flughafen auf den Fildern. »Nirgendwo wirst du mehr Abschaum und Verkommenheit versammelt finden als hier«, hatte einst Ben Kenobi gewarnt. Bei jenen über 50.000 Besuchern, die aus ganz Europa zum jährlichen Wallfahrtsziel aller (jungen) Fans, die auf populäre Genres wie Fantasy, Horror und Sci-Fi abfahren, gepilgert waren, kann man das natürlich ausschließen.
Wobei sich unter die Massen der gut gelaunten Anime-, Film-, Comic- und Manga-Liebhabern, die sich auf den 50.000 Quadratmetern Fläche durchschoben, auch einige Bösewichter tummelten – wenn auch nur als nachstellende Cosplayer, wie Freddy Krueger, Jason, Darth Maul, Harley Quinn und der Joker. Der Erzfeind von Batman, dessen größter Fan wiederum der Comedian Torsten Sträter ist. Weswegen der Popkultur-Nerd nicht nur an einem Comic mitgeschrieben hat, sondern vor Ort auch signierte.
Und, nun ja, die Star Wars-Area, die am Wochenende zum Besuchermagnet wurde, war weitaus weniger gefährlich, aber dafür umso unterhaltsamer. Viele leibhaftige Stars tummelten sich zwischen hochwertig und originaltreu kostümierten Fangruppen: Joonas Suotamo alias Chewbacaa (A Star Wars Story), Ian Whyte alias Moroff (Rogue One) oder der mit 1,11 Meter kleinste Stargast Jimmy Vee alias R2-D2. Dazu Film-Darsteller des Space-Western-Ablegers »The Mandalorian«, aber auch Comic-Zeichner wie Ingo Römling. Fragen zur Macht der Bücher beantwortete erschöpfend das Team der Jedi-Bibliothek: »Viel zu lesen du noch hast«.
In Anbetracht, dass das Universum einen momentanen Durchmesser von 93 Milliarden Lichtjahre hat, entspricht die Sternenkrieg-Sage nur einem Elementarteilchen. Der unüberschaubare Facettenreichtum des Kosmos spiegelt sich auch in den Fantasy-Figuren der CCON wider. Da gibt‘s die Welten von »Herr der Ringe« oder der »Games of Thrones«, repräsentiert durch Schauspieler Ian McElhinney. Oder das versunkene Atlantis, von dem Christopher Heyerdahl einen Abstecher zur Messe machte.
Aus Hollywood reiste unter anderem Clark Gregg an, der einem Millionenpublikum aus dem Marvel-Universe besser als Phil Coulson bekannt ist – dem Agenten der Organisation S.H.I.E.L.D. Zumindest aus einer extravaganten Alternativ-Welt entstammten die LGBTQ-Gäste der »Queer Avenue«.
Fans von Video- und Karaoke und Spielen zog es in die Gaming Zone, einer bunten Mischung aus Spielstationen, Turnieren, Mitmach-Aktionen und Bühnenprogramm. Am Fotostand konnte man sich mit Peitsche und Lederhut in Indiana Jones verwandeln, während dieser mutmaßlich unter einem Luftschiff am Seil hängend über den Fildern kreiste und Promotion für das Videospiel »Der Große Kreis« machte.
Derweil Tausende in die Halle mit der Card Show strömten. Hier stand das Sammeln, Tauschen und Handeln mit allen möglichen physischen und digitalen Karten im Mittelpunkt. Und das Spielen. In der 900 Quadratmeter großen Card Games Village wurden Turniere ausgetragen und Kartendecks gebaut. Wir reden nicht von Skat oder Quartett, sondern von Magic: The Gathering, mit 20.000 verschiedenen Karten und 35 Millionen Spielern weltweit. (GEA)