REUTLINGEN. Im öffentlichen Dienst kann man eine ruhige Kugel schieben - das Vorurteil hält sich immer noch hartnäckig. Schaut man sich allerdings die Ergebnisse einer SWR-Recherche in Zusammenarbeit mit der Uni Konstanz an, sieht die Sache plötzlich völlig anders aus: Viele Mitarbeitende bei Behörden klagen über einen wachsenden Berg von Arbeit, hinzu kommt mentaler Stress, denn sie sind immer öfter Anfeindungen, manchmal sogar Angriffen, ausgesetzt. Doch droht tatsächlich ein Kollaps in unseren Ämtern?
Droht tatsächlich ein Kollaps?
Hier muss man sich die Ergebnisse etwas genauer anschauen: Befragt wurden Bürgerbüros, Kfz-Stellen, Jugend-, Sozial- und Ausländerämtern sowie Baubehörden. Die Akten, so das Ergebnis der Recherche, türmen sich vor allem bei Ausländerbehörden, Jugend- und Sozialämtern. Bürgerbüros und Kfz-Ämter können dagegen ihre Verwaltungsaufgaben inzwischen besser bewältigen. Die vor Jahren noch bemängelte hinterherhinkende Digitalisierung in den Amtsstuben scheint hier nun für reibungslosere Abläufe zu sorgen, Bürger müssen nicht mehr für jede Amtshandlung persönlich erscheinen.
Müssen gemeinsam die richtigen Antworten finden
Die Amtsstuben sind letztlich ein Spiegel unserer Gesellschaft: In vielen Bereichen immer noch keine konsequent umgesetzte Digitalisierung, Fachkräftemangel, veraltete Strukturen und eine überhand nehmende Bürokratie. Die hohe Zahl an Menschen, die in den letzten Jahren nach Deutschland gekommen sind, überfordert nicht nur viele Behörden. Immer mehr Kinder und Familien schaffen inzwischen alleine ihren Alltag nicht mehr. Im Umgang miteinander findet vielerorts eine gewisse Verrohung statt. Als Gesellschaft müssen wir hier gemeinsam die richtigen Antworten finden, ein kollektives Burn-Out muss vermieden werden.