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Doppelgängerin-Tod: Anklage wegen gemeinschaftlichen Mords

Eine Frau mit zahlreichen Stichwunden wird tot in einem Auto entdeckt. Schnell glauben Ermittler zu wissen, wer das Opfer ist. Doch der Fall nimmt eine spektakuläre Wendung. Jetzt droht einem Duo ein Prozess wegen gemeinschaftlichen Mordes.

Polizei auf Spurensuche nach Mordfall in Ingolstadt
Blumen, Kerzen und Bilder liegen an einem Baum, in dessen Nähe am 17. August 2022 eine Leiche in einem Pkw entdeckt wurde. Foto: Peter Kneffel/DPA
Blumen, Kerzen und Bilder liegen an einem Baum, in dessen Nähe am 17. August 2022 eine Leiche in einem Pkw entdeckt wurde.
Foto: Peter Kneffel/DPA

Sie soll für ein neues Leben mit Hilfe eines Bekannten eine Doppelgängerin umgebracht und ihren eigenen Tod vorgetäuscht haben - nun droht einer 24-Jährigen und ihrem gleichaltrigen mutmaßlichen Komplizen ein Prozess wegen gemeinschaftlichen Mordes. Eine entsprechende Anklage habe die Staatsanwaltschaft Ingolstadt zum dortigen Landgericht erhoben, teilte eine Sprecherin der Behörde am Donnerstag mit.

Gut ein Jahr lang hatten Ermittler zuvor versucht, die Geschehnisse um den Tod einer 23 Jahre alten Frau aus Eppingen (Landkreis Heilbronn) zu rekonstruieren. Derzeit geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass die inzwischen 24 Jahre alte Verdächtige nach Familienstreitigkeiten um die Beziehung mit ihrem Ex-Freund ein neues Leben beginnen und deshalb ihren Tod vortäuschen wollte.

Anfang August vergangenen Jahres habe die Deutsch-Irakerin deshalb begonnen, über verschiedene Instagram-Accounts Kontakt zu jungen Frauen aufzunehmen, die ihr ähnlich sahen. Ihrem späteren Opfer versprach sie demnach eine kostenlose Behandlung in ihrem Kosmetikstudio, wenn die 23-Jährige dafür Werbung auf Instagram mache.

Zu einem vereinbarten Treffen soll die Verdächtige die Algerierin in Eppingen mit ihrem nun ebenfalls angeklagten Bekannten abholt haben. Auf der Fahrt nach Ingolstadt hätten die beiden die junge Frau in einem Waldstück unter einem Vorwand aus dem Auto gelockt, niedergeschlagen und mit 56 Messerstichen getötet. Danach hätten sie das Auto mit der Leiche der Frau in Ingolstadt abgestellt, wo sie später von Angehörigen der Verdächtigen gefunden wurde.

Familie und Polizei hielten die getötete Algerierin zunächst irrtümlich für die nunmehr verdächtige Deutsch-Irakerin. Erst bei der Obduktion kamen Zweifel an der Identität auf. Die zunächst für tot gehaltene Frau sowie ihr Bekannter - ein Kosovare - wurden festgenommen.

Sollte es zum Prozess kommen, müssen sich die beiden Angeklagten zudem jeweils wegen versuchter Anstiftung zum Mord verantworten. Die heute 24 Jahre alte Frau soll vor ihrem mutmaßlichen Doppelgängerinnen-Mordplan versucht haben, einen Bruder ihres Ex-Freundes töten zu lassen. Ihr mutmaßlicher Komplize soll in Untersuchungshaft erfolglos versucht haben, einen Mithäftling zur Tötung von Zeugen bei den Mordermittlungen zu bewegen.

Die beiden Beschuldigten sitzen den Angaben zufolge seit ihrer Festnahme in Untersuchungshaft. Die nun angeklagte Frau habe zwar weitgehend eingeräumt, versucht zu haben, den Bruder ihres Ex-Freunds umbringen zu lassen, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Die Tötung der 23-Jährigen hätten beide aber bestritten, seitdem schwiegen sie zu dem Vorwurf.

In der Anklage stützt sich die Staatsanwaltschaft deshalb auf Angaben von mehr als 190 Zeuginnen und Zeugen, zahlreiche DNA-Spuren und Inhalte diverser Chatverläufe. Nun liegt es demnach am Landgericht Ingolstadt, darüber zu entscheiden, ob in der Sache ein Prozess folgt.

© dpa-infocom, dpa:230831-99-23492/6