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Aktuell Verkehr

Die teuersten Baustellen in Baden-Württemberg

Das Land investiert massiv in die Sanierung von Infrastruktur. Denn viele Straßen und Brücken sind marode.

Die B 14 zwischen Backnang und Nellmersbach wird ausgebaut. Das Projekt umfasst unter anderem den Neubau von 16 Brücken.
Die B 14 zwischen Backnang und Nellmersbach wird ausgebaut. Das Projekt umfasst unter anderem den Neubau von 16 Brücken. Foto: Regierungspräsidium Stuttgart
Die B 14 zwischen Backnang und Nellmersbach wird ausgebaut. Das Projekt umfasst unter anderem den Neubau von 16 Brücken.
Foto: Regierungspräsidium Stuttgart

STUTTGART. Fast 800 Millionen Euro fließen dieses Jahr in Verkehrsprojekte. Für Baden-Württemberg heißt das in Zukunft bessere Straßen, Brücken und Tunnel – aber erstmal mehr Baustellen. Was genau geplant ist und was anders läuft, wo es Staus gibt und wo der Verkehr wieder rollt: ein Überblick.

Sanierung statt Neubau

Für Bauprojekte in Baden-Württemberg sind nach Angaben des Landesverkehrsministeriums im Jahr 2024 insgesamt 793,9 Millionen Euro vorgesehen. Ein Drittel der Investitionen – nämlich 257,7 Millionen Euro – stammen aus dem Landeshaushalt und fließen in Landesstraßen. Zwei Drittel (536,2 Millionen Euro) kommen vom Bund und gehen an Bundesstraßen.

Das Land gibt zwei Drittel seines Budgets für den Erhalt (165,1 Millionen Euro) und ein Drittel für den Aus- und Neubau (92,6 Millionen Euro) von Verkehrsinfrastruktur aus. Die Ausgaben des Bundes verteilen sich ungefähr gleich auf Erhalt (247,1 Millionen Euro) sowie Aus- und Neubau (289,1 Millionen Euro).

Den Fokus auf Erhalt statt Neubau legt das Land Baden-Württemberg seit 2011. Für dieses Jahr sind 150 Einzelmaßnahmen geplant. Die Sanierung nötig haben insbesondere Brücken. Viele wurden vor rund 50 Jahren gebaut, sind inzwischen marode und halten der gestiegenen Verkehrslast schlecht stand. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) warnte: »Schnelles Handeln ist hier entscheidend – nicht nur wegen Sicherheitsbedenken, sondern auch, weil baufällige Brücken hohe volkswirtschaftliche Schäden verursachen.« Das gelte vor allem für Unternehmen, die im Ernstfall für Schwertransporte teure Sondergenehmigungen bräuchten. Baufällig ist aktuell jede zehnte Brücke, mittelfristig müssen 100 Brücken jedes Jahr repariert oder ersetzt werden. Insgesamt gibt es 7.300 Brücken im Land.

Auch Straßen müssen saniert werden. Dabei geht es um die Erneuerung der Fahrbahndecken, die Nachrüstung von Tunneln, die Reparatur an Stütz- und Lärmschutzwänden, die Sicherung von Hängen und Felsen sowie den Neubau von Querungshilfen für Amphibien und Kleintiere.

Allerdings wird nicht das gesamte Budget ausgereizt, das vom Land ursprünglich für Sanierungen vorgesehen war. Stattdessen werden 50 Millionen Euro verschoben, um an Landesstraßen die Hochwasserschäden vom Frühjahr 2024 zu beheben. Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) erklärte: »Wir haben sofort damit angefangen, unsere personellen und finanziellen Kapazitäten für die Beseitigung der entstandenen Schäden einzusetzen.«

Trotzdem werden die meisten der geplanten Verkehrsprojekte nach wie vor realisiert. Das sind die fünf teuersten Baustellen im Land.

Ausbau der B 33 zwischen Konstanz und Allensbach

B 33 zwischen Konstanz und Allensbach.
B 33 zwischen Konstanz und Allensbach. Foto: Regierungspräsidium Freiburg
B 33 zwischen Konstanz und Allensbach.
Foto: Regierungspräsidium Freiburg

Die Bundesstraße 33 (B 33) zwischen Konstanz und Allensbach wird ausgebaut. Das Projekt kostet 408 Millionen Euro, startete 2009 und soll 2034 fertig sein.

Auf 10,8 Kilometern Strecke wird die Fahrbahn auf vier Streifen erweitert. Die Maßnahme enthält den Neubau von 24 Brücken, 5.000 Quadratmetern Stützwänden und 9.350 Quadratmetern Lärmschutzwänden. Zentral ist die Errichtung von drei Tunneln: Der Tunnel Waldsiedlung ist bereits fertiggestellt, der Tunnel Röhrenberg soll für den Verkehr Ende 2029 freigegeben werden, der Tunnel Hegne Ende 2034.

Durch den Ausbau sollen Staus auf der B 33 und dem Bodanrück, Unfälle bei zähfließendem Verkehr und Ausweichfahrten durch umliegende Gemeinden vermieden werden. Zusätzlich wird die Netzlücke zwischen der vorhandenen B 33 und der A 7 in der Schweiz geschlossen.

Ausbau der B 14 zwischen Backnang und Nellmersbach

B 14 zwischen Backnang und Nellmersbach.
B 14 zwischen Backnang und Nellmersbach. Foto: Regierungspräsidium Stuttgart
B 14 zwischen Backnang und Nellmersbach.
Foto: Regierungspräsidium Stuttgart

Die Bundesstraße 14 (B 14) zwischen Backnang-West und Nellmersbach wird ausgebaut. Das Projekt kostet 389 Millionen Euro, läuft seit 2022 und soll 2029 enden. Die Strecke hat eine Länge von 7,5 Kilometern. Die vier Anschlussstellen erhalten eine Anbindung an Waldrems und Backnang. Durch den Neubau entstehen 16 Brücken, 2 Tunnel, 1 Trog, 6 Becken sowie mehrere Lärmschutz- und Stützmauern.

Die B 14 ist eine der bedeutendsten regionalen Hauptverbindungsstraßen im mittleren Neckarraum. Sie verbindet die Mittel- und Unterzentren Backnang, Winnenden, Waiblingen und Fellbach mit dem Oberzentrum Stuttgart. Durch den Neubau der B 14 sollen die wichtigen Verkehrsachsen gestärkt, die Ortsdurchfahrten entlastet, die Verkehrssicherheit erhöht sowie Staus und Fahrzeiten reduziert werden.

Neubau der Neckartalbrücke auf der B 32 bei Horb

Neckartalbrücke auf der B 32 bei Horb.
Neckartalbrücke auf der B 32 bei Horb. Foto: V-KON.media
Neckartalbrücke auf der B 32 bei Horb.
Foto: V-KON.media

Auf der Bundesstraße 32 (B 32) bei Horb wird die Neckartalbrücke neu gebaut. Sie soll 667 Meter lang und 70 Meter hoch werden. Für die Brücke sind 167 Millionen Euro veranschlagt. Sie ist seit 2018 in Arbeit und soll 2026 für den Verkehr freigegeben werden.

Die Maßnahme umfasst den Bau der Neckartalbrücke, den Aus- und Umbau der B 32 am Rauschbart sowie den Bau eines Überführungsbauwerks für die Einmündung der L 396 in die B 32 bei Nordstetten.

Die B 32 stellt einen wichtigen Abschnitt der überregionalen West-Ost-Achse von der B 28 über die B 32 bis zur A 81 dar und bindet den Landkreis Freudenstadt an das Bundesautobahnnetz an. In Horb verläuft die B 32 aktuell vom Gewerbegebiet Hohenberg hinunter in die Kernstadt und wieder hinauf nach Nordstetten. In Zukunft kann der Durchgangsverkehr auf der B 32 über die neue Neckartalbrücke fahren, ohne die Innenstadt von Horb durchqueren zu müssen.

Neubau der L 597 zwischen Mannheim und Ladenburg

L 597 zwischen Mannheim und Ladenburg.
L 597 zwischen Mannheim und Ladenburg. Foto: Regierungspräsidium Karlsruhe
L 597 zwischen Mannheim und Ladenburg.
Foto: Regierungspräsidium Karlsruhe

Die Landstraße 597 (L 597) zwischen Mannheim und Ladenburg wird neu gebaut. Das Projekt kostet 86,4 Millionen Euro, läuft seit 2019 und ist voraussichtlich Ende 2026 fertiggestellt. In dem 3,3 Kilometer langen Abschnitt werden acht Bauwerke errichtet, die Neckarbrücke stellt das Kernstück dar. Ziel der Maßnahme ist es, die Gemeinde Ilvesheim, den Mannheimer Stadtteil Seckenheim und die Stadt Ladenburg vom Durchgangsverkehr zu entlasten.

Neubau einer Querspange zwischen B 311 und B 30 bei Erbach

Querspange zwischen B 311 und B 30 bei Erbach.
Querspange zwischen B 311 und B 30 bei Erbach. Foto: Arch22
Querspange zwischen B 311 und B 30 bei Erbach.
Foto: Arch22

Zwischen der Bundesstraße 311 (B 311) und der Bundesstraße 30 (B 30) bei Erbach (Alb-Donau-Kreis) wird eine Querspange gebaut. Die Spange ist 6 Kilometer lang und stützt sich auf 14 Brücken. Für den Bau sind Ausgaben in Höhe von 54 Millionen Euro vorgesehen. Die Arbeiten laufen seit 2017 und sollen Ende 2024 abgeschlossen sein.

Ziel ist es, Fahrzeuge von der B 311 auf die B 30 umzuleiten und auf diese Weise Erbach und Ulm vom Durchgangsverkehr zu entlasten. (GEA)