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Die soziale Hochhaus-Siedlung von Stuttgart

Der Asemwald in Stuttgart ist eine architektonische Sehenswürdigkeit. Für Interessierte gibt es Führungen.

In den drei Hochhäusern aus den 1970er-Jahren in Stuttgarts Süden leben 1.600 Menschen. FOTO: GOLLNOW/DPA
In den drei Hochhäusern aus den 1970er-Jahren in Stuttgarts Süden leben 1.600 Menschen. FOTO: GOLLNOW/DPA
In den drei Hochhäusern aus den 1970er-Jahren in Stuttgarts Süden leben 1.600 Menschen. FOTO: GOLLNOW/DPA

STUTTGART. Dass für Thomas Ferwagners Führungen durch die Asemwald-Siedlung Architekturinteressierte inzwischen auch weite Strecken in Kauf nehmen, ist kein wirkliches Wunder. Die drei fast 70 Meter hohen und rund 135 Meter langen Wohnkolosse im Süden von Stuttgart gelten nicht nur im Wortsinn weithin als herausragend.

Anlässlich einer Sonderführung, die die Volkshochschule Stuttgart im Rahmen ihrer Reihe »23 Stadtbezirke – 1.000 Möglichkeiten« angeboten hat, machten nun mehr als 50 Interessierte von der Möglichkeit Gebrauch, mit Ferwagner und der Plieninger Bezirksvorsteherin Andrea Lindel hinter die Fassaden des ›Vertikaldorfes‹ zu blicken. Die Wohnanlage der Superlative scheint vielen längst eine Sehenswürdigkeit der besonderen Art zu sein.

»Der Asemwald ist ein Beispiel dafür, wie man eine Gemeinschaft bilden kann, ohne dass soziale Brennpunkte entstehen«

Vor allem die Tatsache, dass hier in 1.137 Wohneinheiten etwa 1.600 Menschen dicht an dicht nebeneinander leben und dabei ein funktionierendes Gemeinwesen bilden, mache die zwischen 1968 und 1972 erbauten Hochhäuser nach Ansicht Ferwagners zu einem "verdeckten Juwel". Der Architekt muss es wissen, ist er doch selbst langjähriger Bewohner des Plieninger Stadtteils. »Der Asemwald ist ein Beispiel dafür, wie man eine Gemeinschaft bilden kann, ohne dass soziale Brennpunkte entstehen«, sagt Ferwagner.

Zu der von den Architekten Otto Jäger und Werner Müller konzipierten Siedlung gehören auch 16 Hektar Wald, eben der namensgebende Asemwald. Wer hier eine Wohnung erwirbt, wird also zugleich Waldbesitzer – mit allen Rechten und Pflichten. Was den drei riesigen Hochhäusern von außen auch nicht anzusehen ist: Hinter den so einheitlich anmutenden Hochhausfassaden verbergen sich, wie der Architekt erklärt, Wohnungen mit nicht weniger als 42 verschiedenen Grundrissen. Zu 50 Prozent seien diese vermietet, die andere Hälfte werde von den Eigentümern selbst bewohnt. Höhepunkt der Führung ist ein Blick vom Dach eines der bis zu 23-stöckigen Hochhäuser. Die phänomenale Rundumsicht aus 70 Metern Höhe lässt die Teilnehmer der Führung staunen. »Die Dachterrasse«, sagt Ferwagner, »gehört den Bewohnern zusammen.« Jeder, der einen Schlüssel habe, könne sie betreten. Geöffnet ist sie täglich, außer an Silvester. Das wäre zu gefährlich.

Überblicken lässt sich von hier oben auch das benachbarte Birkacher Feld. Mit der Ackerfläche ist ein Wunschprojekt der Asemwaldbewohner verbunden: Wie Ferwagner berichtet, würde die Eigentümergemeinschaft unter dem Birkacher Feld gerne eine Geothermie-Anlage für die Siedlung installieren. Das Projekt, das bei der Stadt anhängig ist, stocke aktuell aber.

Wer selbst an einer der kostenlosen Führungen durch die Hochhausanlage im Süden der Landeshauptstadt teilnehmen möchte, hat dazu regelmäßig an jedem ersten Samstag im Monat ab 16 Uhr Gelegenheit. Mehr Informationen gibt es auf der Webseite. (GEA)

 

www.asemwald.de