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DGB-Landeschef fordert Umdenken bei Tarifbindung

Dass Beschäftigte mit einem Tarifvertrag besser fahren, ist für den DGB-Landeschef klar. Er stützt sich dabei auf eine aktuelle Studie. Und sieht bei der Tariftreue auch Vorteile für Unternehmen und das Land.

Kai Burmeister
Kai Burmeister, der Landesvorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Baden-Württemberg. Foto: Bernd Weißbrod
Kai Burmeister, der Landesvorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Baden-Württemberg.
Foto: Bernd Weißbrod

Der baden-württembergische DGB-Chef Kai Burmeister hat die Unternehmen im Südwesten zu einem Umdenken bei der Tariftreue aufgefordert. Burmeister verwies auf eine in der vergangenen Woche erschienene Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Laut dem Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der Stiftung bieten Betriebe mit Tarifvertrag deutlich bessere Arbeitsbedingungen als vergleichbare Betriebe ohne Tarifbindung.

In Deutschland verdienten demnach Beschäftigte in Betrieben ohne Tarifbindung elf Prozent weniger als Beschäftigte in vergleichbaren Betrieben mit Tarifvertrag. Und das, obwohl sie wöchentlich im Mittel 54 Minuten länger arbeiteten. Bei der Arbeitszeit sei die Differenz im Vergleich zu den anderen Bundesländern in Baden-Württemberg am größten. Vollzeitbeschäftigte in tariflosen Unternehmen arbeiteten regulär fast anderthalb Stunden (87 Minuten) pro Woche zusätzlich. Über das ganze Jahr gesehen seien das fast zwei Wochen mehr Arbeit, sagte Burmeister der Deutsche Presse-Agentur in Stuttgart. Laut der Studie fielen 2021 in Baden-Württemberg 51 Prozent der Beschäftigten unter die Tarifbindung. In Deutschland waren es 52 Prozent.

Burmeister kritisierte, dass immer mehr Arbeitgeberverbände Mitgliedschaften ohne Tarifbindung anböten. Das sei ein Skandal. »Die Arbeitgeberverbände entziehen sich mit dieser Durchschlupfstrategie ihrer Verantwortung.« Mitgliedschaften ohne Tarifbindung müssten ein Ende haben, forderte Burmeister. Die sogenannten OT-Mitgliedschaften hätten auch für die Arbeitgeber negative Folgen. »Meine Prognose ist, dass die Unternehmen, die keine Tarifbindung anbieten, bei der Suche nach Fachkräften zu den Verlierern gehören werden«, sagte Burmeister.

Auch das Land habe Nachteile. »Das ist ein Standortnachteil für die Anwerbung von Fachkräften in Baden-Württemberg«, sagte Burmeister. Von der Landesregierung forderte er ein umfassendes Tariftreuegesetz, wonach bei öffentlichen Vergaben an Unternehmen, wo es keine Tarifverträge gibt, ein Mindestlohn von 13,50 Euro festgeschrieben werden sollte. Auch Förderprogramme sollten nach Burmeisters Vorstellungen an die Tariftreue gekoppelt werden. Mit einem Bonus-Malus-System etwa sollten nur tarifgebundene Antragsteller Fördermittel in voller Höhe erhalten.

© dpa-infocom, dpa:230430-99-505063/3