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Der EVO von HWA: Klassiker in neuem Gewand

Der Sportwagenentwickler HWA will 2026 ein eigenes Auto mit Straßenzulassung anbieten. Der EVO ist als Rennfahrzeug für die Straße entwickelt und eine Hommage an den legendären Mercedes-Benz 190 E EVO II.

Kann auch E-Fuel tanken: Der HWA EVO.
Kann auch E-Fuel tanken: Der HWA EVO. Foto: HWA AG
Kann auch E-Fuel tanken: Der HWA EVO.
Foto: HWA AG

STUTTGART. Nur eine schmale Straße trennt die Mercedes-Tuningtochter AMG und den Sportwagenentwickler HWA im beschaulichen Affalterbach. Kein Wunder, denn Hans Werner Aufrecht, der AMG zusammen mit seinem Kompagnon Erhard Melcher im Jahr 1967 gegründet hatte, verkaufte seine Firma 31 Jahre später an Mercedes. Aus AMG wurde Mercedes-AMG, und Aufrecht gründete gleich nebenan ein neues Unternehmen: die HWA AG.

Eben jene noch relativ junge HWA AG will nun aus dem Schatten von AMG heraustreten und sich als eigenständiger Hersteller von Autos positionieren. Der Erstling, der 2026 auf den Markt kommen soll, hat es in sich. Die Sportwagenentwickler haben ein komplett neu entwickeltes »Rennfahrzeug für die Straße« konzipiert, das sie HWA EVO nennen. EVO? Richtig, da war doch was: Der HWA EVO ist »eine Hommage« an den legendären Mercedes-Benz 190E EVO II, sagt HWA-Technikchef Gordian von Schöning (CTO). Das neue Fahrzeug basiert auf der Zelle eines alten Mercedes 190 der Baureihe W201. »Wir wollen den Spirit der Vergangenheit mit der Technik von heute und morgen verbinden«, betont von Schöning. Nicht als Elektrofahrzeug, sondern als Verbrenner. Der Supersportwagen ist limitiert auf 100 Exemplare, und die ersten 50 davon sollen ab März 2026 produziert werden.

Zwei Prototypen des HWA EVO werden auf dem Nürburgring präsentiert.
Zwei Prototypen des HWA EVO werden auf dem Nürburgring präsentiert. Foto: HWA AG
Zwei Prototypen des HWA EVO werden auf dem Nürburgring präsentiert.
Foto: HWA AG

Sieben Prototypen haben die Affalterbacher (Kreis Ludwigsburg) bereits gebaut. Jeder HWA EVO beginnt mit einem handverlesenen Mercedes-Benz der W201-Baureihe. Dieser wird auf sein Original-Stahlchassis zurückgebaut. Front- und Heckpartien des Originalfahrzeugs werden entfernt und durch neue Motorsportelemente aus Aluminium und hochfestem Stahl ersetzt, welche HWA selbst entwickelt. Das Chassis wird darüber hinaus modifiziert, um den 3-Liter-Biturbo-V6-Motor so tief und so weit hinten wie möglich zu montieren. Die Vorderachse versetzt HWA um fünf Zentimeter nach vorne, die Nebenaggregate werden neu positioniert und das Sechsgang-Schaltgetriebe nach hinten verlegt.

AMG-Gründer Hans Werner Aufrecht.
AMG-Gründer Hans Werner Aufrecht. Foto: HWA AG
AMG-Gründer Hans Werner Aufrecht.
Foto: HWA AG

Weitere Details sind maßgefertigte Komponenten wie DTM-ähnliche Querlenker und eine kathodische Tauchlackierung für Korrosionsschutz. Zudem wird das neu konzipierte Chassis mit einer Vollcarbon-Außenhaut versehen. Auch bei den Zulieferern zählt höchste Qualität. Die beiden Bremsoptionen – Stahl und Carbon-Keramik – stammen von Brembo. In Zusammenarbeit mit Bosch Engineering wurde ein eigenes ESP-System und das ABS entwickelt. Jede der bisher noch handverlesenen Präsentationen gerät da zum Spektakel. So auch jüngst beim Württembergischen Automobil Club (WAC): Mit Nelly Sigmann, Ex-Mrs. Baden-Württemberg, und mit Juliana Rasheed, der amtierenden Miss Baden-Württemberg, wohnten gleich zwei Schönheitsköniginnen der Enthüllung des Concept Cars bei.

Kann auch E-Fuel tanken: Der HWA EVO.
Kann auch E-Fuel tanken: Der HWA EVO. Foto: HWA AG
Kann auch E-Fuel tanken: Der HWA EVO.
Foto: HWA AG

Der HWA EVO hat einen stolzen Preis: 766.000 Euro kostet jedes Unikat. Das erste Drittel wird bei Bestellung fällig, ein weiteres Drittel, wenn die Teile für die Produktion in Auftrag gegeben werden, und die letzte Rate ist zu zahlen, wenn der EVO ausgeliefert wird. Fast 70 Fahrzeuge sind laut HWA schon reserviert. Der Erste, der zum Zug kam, war bei einer Versteigerung am Tegernsee ein noch nicht einmal 30 Jahre alter US-Amerikaner, berichtet von Schöning.

Der Technikchef rechtfertigt die Kosten: »Mit einer Karosseriestruktur aus Kohlefaser, einem V6-Biturbo-Motor mit 500 PS und einem Gewicht von nur etwa 1350 Kilogramm steht der EVO für das ultimative, reine Fahrgefühl einer Limousine.« Der Wagen respektiere »die legendären Eigenschaften des originalen W201, und definiert sie gleichzeitig neu für die Moderne«. Die Mercedes-Benz AG stehe der Neuinterpretation des Klassikers »positiv gegenüber«. Hans Werner Aufrecht und die HWA-Chefs seien »im Austausch und enger Abstimmung« mit dem Mercedes-Vorstandsvorsitzenden Ola Källenius.

Roland Asch ist schon mal Probe gefahren.
Roland Asch ist schon mal Probe gefahren. Foto: HWA AG
Roland Asch ist schon mal Probe gefahren.
Foto: HWA AG

Ein Elektrofahrzeug kam für HWA beim EVO nicht infrage. »Die Gespräche mit potenziellen Käufern sowie Fachleuten aus dem automobilen Umfeld haben klar gezeigt, dass eine vollelektrische Lösung derzeit nicht den Erwartungen unserer Zielgruppe entspricht«, sagt von Schöning. Dafür ist der Motor des HWA EVO auch für den Betrieb mit E-Fuels vorbereitet.

Damit nicht genug: Mit einer angepassten Version kehr die HWA AG auch auf die Rennstrecke zurück. Im Mai 2026 werden zwei Motorsportversionen des EVO beim 24-Stunden-Rennen in der SP-X-Klasse am Nürburgring an den Start gehen. »Der Motorsport liegt in unserer DNA«, sagt HWA-CEO Martin Max. »Als erstes Straßenfahrzeug, das den Namen HWA trägt, war es für uns klar, dass wir das Projekt im Sinne dieser Tradition weiterentwickeln werden.«

Rückansicht des HWA EVO.
Rückansicht des HWA EVO. Foto: HWA AG
Rückansicht des HWA EVO.
Foto: HWA AG

Im Cockpit ist Rang und Namen vertreten: Die ehemaligen Rennfahrer Roland Asch und Klaus Ludwig wirken bei der Erprobung der Fahrzeuge auf der Nordschleife mit. Beim Rennen selbst sollen dann ihre Söhne Sebastian und Luca am Steuer sitzen. Eine Demonstrationsfahrt der straßenzugelassenen Prototypen gab es bereits dieses Jahr während des Rahmenprogramms beim 24-Stunden-Rennen am Nürburgring.

Doch warum setzt HWA vorerst noch auf »Spenderautos« und hat nicht gleich ein komplettes Auto völlig neu entwickelt? Gordian von Schöning räumt ehrlich ein: »Ein ganz eigenes Design hätten wir zum jetzigen Zeitpunkt noch gar nicht gestemmt.« Außerdem sei man mit Mercedes seit 26 Jahren verbunden. Aber von Schöning deutet an, dass HWA noch weit ehrgeizigere Ziele hat: »Wir wollen in Zukunft noch viel eigenständiger werden.« Dann gibt es in Baden-Württemberg neben Mercedes und Porsche wohl bald einen dritten Automobil-Hersteller im Land. (GEA)