Das Stadthaus ist nun eines der rund 90.000 Denkmäler im Südwesten, darunter vor allem Schlösser, Burgen, Mühlen und Wohnhäuser. Nach Abschluss der Erfassung dieser klassischen Objekte rücken die Jahre 1960 bis 1990 in den Blick der Denkmalschützer. »In den 60er und 70er Jahren waren Betonbauten en vogue, die heute bei der großen Mehrheit keine Begeisterungsstürme auslösen würden«, erläutert Sebastian Ritter, Baudezernent des Städtetags. »Etwas muss aber nicht aus unserer heutigen Sicht ästhetisch sein, um Denkmalschutz zu erhalten.«
Ritter fordert die Stadtplaner auf, nicht aufzugeben - auch nicht, wenn sie sich wie in Mannheim jahrelang vergeblich darum bemüht haben, das Stadthaus mit Leben zu füllen. Eine von den Eigentümern - der Stadt und dem Baukonzern Diringer & Scheidel - in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie soll bis Ende des Jahres neue Ideen bringen. Dabei sollen auch die bekannten Probleme der ungeliebten Immobilie wie der hohe Verkehrsflächenanteil, Brandschutz, Entfluchtung und Statik berücksichtigt werden.
Werden Bauwerke des sogenannten Brutalismus wie das Collini-Center und das Stadthaus denkmalgeschützt, sind die Stadtplaner gefragt, meint Ritter. Sie müssten zukunftsfähige Nutzungen finden, um einen Leerstand und negative Effekte auf die unmittelbare Umgebung zu vermeiden. Der Mannheimer Baubürgermeister Ralf Eisenhauer (SPD) lässt sich mit Blick auf das Stadthaus nicht entmutigen. »Der Denkmalschutz ist eine Tatsache, mit der wir umgehen müssen.«
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