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»Demut ist zurückgekehrt«: Freiburg geht in Wolfsburg unter

Freiburg verliert in Wolfsburg deutlich und offenbart ungewohnte Schwächen. Eine Bewerbung für die Champions League sieht anders aus. Platz zwei ist weg, jetzt kommt Eintracht Frankfurt.

Christian Streich
Freiburgs Trainer Christian Streich gestikuliert. Foto: Tom Weller
Freiburgs Trainer Christian Streich gestikuliert.
Foto: Tom Weller

Christian Streich wirkt selten wirklich zufrieden, an diesem Nachmittag war das Trainer-Unikat des SC Freiburg aber bedient wie selten zuvor. Schmallippig, knorrig, fast trotzig analysierte der 57-Jährige den desolaten Auftritt seiner Auswahl ausgerechnet an seinem Jubiläumstag. »Am besten sage ich nichts, dann sage ich nichts Falsches«, äußerte Streich nach dem 0:6 (0:3) in der Fußball-Bundesliga beim VfL Wolfsburg, das den Sport-Club Platz zwei und womöglich auch jede Menge Selbstvertrauen kostete.

Die »Demut«, sagte Streich, ist bei den hoch geflogenen Breisgauern »auf jeden Fall zurückgekehrt, das ist klar«. Schon am Mittwoch wartet mit dem Spiel gegen den neuen Bayern-Verfolger Eintracht Frankfurt (20.30 Uhr/Sky) die nächste harte Prüfung. »Jetzt müssen wir schauen, dass wir Mittwoch gut auf den Platz kommen. Ein paar Sachen anschauen, vernünftig mit der Niederlage umgehen«, sagte Streich, der am Samstag auf den Tag genau vor elf Jahren erstmals ein Spiel als Freiburger Trainer erlebt hatte.

Die Breisgauer hätten mit einem Erfolg den Rückstand auf den Tabellenführer aus München auf zwei Punkte verkürzen können. Hätten. Es kam ganz anders. Sowohl Frankfurt als auch der 1. FC Union Berlin zogen vorbei. »Wolfsburg war in der ersten Halbzeit eiskalt«, urteilte SC-Kapitän Christian Günter: »Wir dürfen uns schlussendlich nicht so abschießen lassen. Das darf uns so nicht passieren. Ist jetzt aber passiert. Zum Glück ist eine englische Woche und wir können am Mittwoch ein anderes Gesicht zeigen.«

Patrick Wimmer hatte die Gäste früh mit seinem Tor in der zweiten Minute geschockt, danach lief nicht mehr viel zusammen. Der Sport-Club wirkte erschreckend behäbig, fehleranfällig und kompliziert. Jonas Wind (28. und 37.) erhöhte noch in der ersten Halbzeit. Auch Yannick Gerhardt (56.), Ridle Baku (80.) und der eingewechselte Ex-Freiburger Luca Waldschmidt (90.+4/Foulelfmeter) trafen ins Freiburger Fan-Herz. »Weil wir so schlecht waren im Zweikampfverhalten«, sagte Streich zu den Gründen der Niederlage. »Dann verlierst du auch mal 0:6.«

In den bisherigen Hinrundenspielen vor der WM-Pause hatte der Sport-Club, in dem seit Jahren kontinuierlich stark gearbeitet wird, mehrfach aufhorchen lassen. Platz zwei bis zum Samstag war weder unverdient noch Zufall. »Wir haben gut trainiert und hatten eine gute Vorbereitung«, sagte Nationalspieler Matthias Ginter bei Sky. »Für den Rest der Saison haben wir uns viel vorgenommen und wollten direkt wieder da sein. Das ist aktuell nicht erklärlich.«

Streichs Trainerkollege Niko Kovac war, wenig überraschend, in ganz anderer Stimmung. »Nach dem 2:0 mit dem zweiten Schuss aufs Tor entsteht einfach ein Abend, der dann ein Selbstläufer wird, bei dem man fast nichts falsch machen kann«, sagte der Ex-Profi.

Die Wolfsburger sind seit neun Ligaspielen ungeschlagen und bestätigten ihre Rolle als ernsthafter Kandidat für die europäischen Plätze. »Das war ein Einzelfall, denke ich. So etwas gelingt nicht alle Tage«, bilanzierte Kovac. »Wir nehmen das gerne mit, müssen aber trotzdem für die nächsten Partien in die richtige Richtung denken.«

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© dpa-infocom, dpa:230121-99-305028/4