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Dehoga erwartet höhere Kosten für Verbraucher

Der Restaurant- und Kneipenbesuch wird 2024 wieder teurer. Die gesenkte Mehrwertsteuer in der Gastronomie läuft aus. Die Branche befürchtet weitere Schließungen von Betrieben.

Gastgewerbe
Ein Kellner trägt ein Tablett mit benutzten Gläsern und leeren Flaschen. Foto: Jonas Walzberg/DPA
Ein Kellner trägt ein Tablett mit benutzten Gläsern und leeren Flaschen.
Foto: Jonas Walzberg/DPA

Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) in Baden-Württemberg rechnet »mit erheblichen Preiserhöhungen in der Gastronomie« im Südwesten ab dem kommenden Jahr. Hintergrund ist, dass die Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie in Deutschland zu Jahresbeginn wieder auf 19 Prozent angehoben wird. Darauf verständigte sich nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur die Ampel-Koalition.

Die Entscheidung sei für das mittelständische Gastgewerbe ein Tiefschlag, sagte der Dehoga-Landesvorsitzende Fritz Engelhardt laut Mitteilung am Freitag. Das Sterben der Dorfgasthäuser werde sich weiter beschleunigen. Leidtragende seien nicht nur die Betriebe mitsamt Beschäftigten und Gästen, sondern die gesamte Tourismuswirtschaft im Land. »Wir sind tief enttäuscht.«

Essen zum Mitnehmen, im Supermarkt oder bei der Lieferung wird mit sieben Prozent besteuert. Um die Gastronomie während der Corona-Krise zu entlasten, war der Steuerersatz auch für Speisen in Restaurants und Cafés vorübergehend von 19 auf sieben Prozent gesenkt worden. Die Regelung wurde wegen der Energiekrise mehrmals verlängert, zuletzt bis Ende dieses Jahres. Die Branche hatte zuletzt vehement dafür geworben, die Steuersenkung nicht auslaufen zu lassen.

CDU-Landeschef Thomas Strobl sagte, die Gastronomie werde auf dem Ampel-Altar geopfert. »Jetzt müssen das Schnitzel und der Rostbraten in unseren Gaststätten herhalten, um diese verkorkste und verfassungswidrige Finanz- und Haushaltspolitik der Streit-Ampel zu finanzieren.« Vor allem die FDP um ihren Finanzminister Christian Lindner hätten der Gastronomie einen Bärendienst erwiesen.

Der Gründer und Inhaber des Europa-Parks in Rust, Roland Mack sagte, die gravierenden sozialen und kulturellen Folgen würden bei dem Thema dabei komplett außer Acht gelassen. »Wenn viele Menschen aufgrund der erhöhten Preise nicht mehr in ihre Kneipe um die Ecken gehen können, ist das traurig für den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft.« Der Europa-Park betreibe mit seinen rund 90 gastronomischen Einrichtungen die größte Gastronomie an einem Standort in Deutschland. Eine genaue Auswirkung auf die Besucherzahlen lasse sich heute nicht genau beziffern. Der Besuch im Freizeitpark bestehe ja aus mehr als nur dem rein gastronomischen Angebot.

Verbraucherschutzminister Peter Hauk (CDU) sagte, allein im Land seien von der Entscheidung rund 25 500 Betriebe betroffen. »Es ist zu befürchten, dass wir 2000 Betriebe verlieren, die wir aber dringend benötigen, um die Selbstversorgung mit regionalen Produkten sicherzustellen und die Wertschöpfung im Ländlichen Raum zu erhalten.«

Das baden-württembergische Gastgewerbe schwächelt weiter. Zwischen Januar und September verzeichnete die Branche nach vorläufigen Berechnungen ein reales Umsatzplus von knappen 0,5 Prozent zum Vorjahreszeitraum, wie das Statistische Landesamt mitteilte. Die Zahlen beschreiben das um Preiseffekte bereinigte Geschäft.

Nominal betrug das Plus in dem Zeitraum 8,5 Prozent. In der deutlichen Differenz zwischen dem nominalen und dem realen Wert spiegeln sich nach Angaben der Statistiker die Preisanstiege infolge höherer Kosten, unter anderem für Energie und Lebensmittel wider.

Zum Gastgewerbe zählen sowohl Beherbergung als auch Gastronomie. Die positive Umsatzentwicklung im Gastgewerbe werde dabei weiter von der Beherbergung getragen. Im bisherigen Jahresverlauf von Januar bis September 2023 erzielte dieser Bereich ein Umsatzplus von preisbereinigt 4,3 Prozent (nominal +11,2). Die Gastronomie verzeichnete dagegen real 1,6 Prozent weniger Umsatz als im entsprechenden Vorjahreszeitraum 2022 (nominal: +7,1)

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