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Daum fordert vom Bund Taten bei der Lade-Infrastruktur

Dem Chef von Daimler Truck geht es zu langsam in Deutschland. Er fordert von der Politik mehr Tempo und Taten beim Ausbau der Infrastruktur für die E-Mobilität. In diesem Zusammenhang hat er auch eine klare Meinung zum sogenannten Tankrabatt.

Martin Daum
Martin Daum spricht. Foto: Bernd Weißbrod
Martin Daum spricht.
Foto: Bernd Weißbrod

Daimler-Truck-Chef Martin Daum hat von der Bundesregierung mit Blick auf die Infrastruktur für die E-Mobilität mehr Taten gefordert. »Aktuell gibt es seitens der Bundesregierung viele Pläne und Ankündigungen, aber wenig Konkretes«, sagte Daum der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. Die Kommunikation mit den Ministerien halte er für »völlig okay«. Es sei nur: »Was kommt am Ende raus, was wird tatsächlich umgesetzt und in welcher Geschwindigkeit? Der Wille ist da, die Tat fehlt noch.«

Heute werde eine 300-Kilowatt-Ladesäule gefeiert, die irgendwo eingeweiht wird. »Wir brauchen aber 700 Kilowatt oder ein Megawatt«, sagte Daum. In dieser Größenordnung gebe es aber noch nichts. »Ganz zu schweigen davon, wie 20 Megawatt an einen Rasthof gelangen sollen. Darauf gibt es eigentlich keine Antwort«, so Daum. Wenn er mit Kunden rede, dann sei deren größtes Problem, wie sie die Ladeinfrastruktur in ihre Betriebshöfe bekommen.

Der Chef des Lkw- und Busherstellers erwarte, »dass sämtliche Genehmigungs- und Planungsprozesse deutlich schneller gehen«. Bei dem Ladeinfrastruktur-Joint-Venture mit Traton und Volvo habe es neun Monate gedauert, »bis wir die Kartellerlaubnis bekommen haben und überhaupt anfangen konnten, miteinander zu reden und Personal einzustellen«, sagte Daum. Er frage sich, warum ein solcher Prozess nicht abgekürzt werden könne. »Wenn wir Transformation wirklich wollen, muss da radikal verschlankt und verkürzt werden. Da sehe ich die Politik am Zug«, sagte der 62-Jährige.

Zu den Instrumenten der Politik, etwa zur kürzlich ausgelaufenen Senkung der Kraftstoffsteuer, hat Daum eine klare Meinung. »Der Benzinpreis steigt, weil die Nachfrage höher als das Angebot ist. Und die Politik verbilligt das Angebot«, so Daum. »Damit löse ich das Problem nicht. Warum wurden nicht die Alternativen verbilligt, damit die Nachfrage geringer wird?«, fragte Daum. »Wenn der Staat einen Tankrabatt gibt, dann sagt er: Ich will, dass ihr Diesel fahrt. Wenn der Staat CO2 bepreist, dann sage er: Ich will, dass ihr elektrisch fahrt.«

Wer sich in Zukunft einen elektrischen Lkw anschaffen will, muss dafür tief in die Tasche greifen. »Wir nennen keine Preise, aber es wird signifikant teurer werden«, sagte Daum. Nicht, weil die Industrie hier zulange, sondern weil die Batterien deutlich teurer seien. »Ein E-Fahrzeug wird im Lkw-Bereich nie so billig werden wie ein mit Diesel betriebenes Fahrzeug, einfach wegen der großen Energiemengen, die wir brauchen.« Der Anschaffungspreis werde immer teurer bleiben und man werde diesen auch auf Dauer nicht subventionieren können. »Deshalb müsste man das, was man nicht will, teurer machen, etwa durch eine CO2-basierte Maut. Damit es günstiger wird, elektrisch zu fahren.« Aber dann brauche es wiederum auch die Infrastruktur.

Der Dax-Konzern habe im vergangenen Jahr laut Daum 714 elektrische Fahrzeuge verkauft. »Davon wird bis auf die ein oder andere Ausnahme keines ohne Subvention oder von staatlicher Stelle gekauft worden sein.« Für dieses Jahr habe sich das Unternehmen ein deutlich höheres Ziel gesetzt. »Wie hoch, haben wir noch nicht verkündet. Aber wenn sich die Zahl in diesem Jahr verdoppelt, dann ist das eine große Leistung.« Insgesamt machen die E-Fahrzeuge bislang aber nur einen Bruchteil des Absatzes aus. 455 400 Lkw und Busse verkaufte das Unternehmen 2021.

»Nicht wir entscheiden, wann in Deutschland mehr E-LKW auf der Straße fahren als Verbrenner«, sagte Daum. Der Kunde entscheide.

© dpa-infocom, dpa:220916-99-782053/2