STUTTGART. Wo lebt es sich am besten – heute und in Zukunft? Das weiß Prognos. Das Berliner Institut für Wirtschaftsforschung hat 71 kreisfreie Großstädte mit über 100.000 Einwohnern in Deutschland bewertet. Dabei ging es um Arbeit, Soziales, Digitalisierung, Mobilität und Ökologie. In die Top 25 schafften es auch sechs Städte aus Baden-Württemberg. Reutlingen wurde im Ranking nicht berücksichtigt, weil die Großstadt mit fast 120.000 Einwohnern nicht kreisfrei ist.
Im bundesweiten Vergleich ist der Süden spitze: Die ersten fünf Plätze gehen an Baden-Württemberg und Bayern. Die beiden Länder sind stark aufgestellt bei Arbeit und Digitalem, schwächeln aber bei Ökologie. Auch der Osten liegt vorn, in die Top 10 bringt er drei Städte. Dort gibt es viele Kitas und niedrige Mieten, die Entwicklung läuft dynamisch. Im Westen und Norden jedoch sind zig Industriestädte abgehängt. 14 der 20 Städte auf den letzten Rängen liegen in Nordrhein-Westfalen. Das Bundesland hat Probleme mit Arbeit und Sozialem.
Insgesamt überzeugen kleine Großstädte mit bis zu 200.000 Einwohnern. Dazu gehören etwa Ulm und Heidelberg. Sie punkten mit Arbeit, Sozialem und Ökologie. Von den vier deutschen Millionenstädten kommen nur München (Platz 2) und Berlin (Platz 7) in die Top 10, Hamburg und Köln landen auf den Plätzen 19 und 46.
1. Ulm
Ulm belegt Platz 1 nicht nur in Baden-Württemberg, sondern auch in Deutschland. Der Gesamtsieger überzeugt vor allem in der Kategorie Arbeit, hier gibt es besonders viele Ausbildungsplätze und Unternehmensgründungen. Ulm entwickelte sich in den letzten Jahrzehnten vom Industriestandort im Niedergang zum »Metropölchen« für Hightech und Medizin. Die gesundheitliche Versorgung vor Ort ist überdurchschnittlich. Ulm treibt den Ausbau moderner Mobilität ebenso wie erneuerbarer Energie voran. Obwohl die Bevölkerung wächst, bleibt Wohnen relativ bezahlbar. Außerdem ist der Freizeitwert hoch, auch durch die Nähe zu den Alpen.
2. Stuttgart
Stuttgart kommt bei der Lebensqualität im Südwesten auf Platz 2, im Bundesgebiet auf Platz 9. Die Landeshauptstadt ist Vorreiter bei der Mobilität, hier schafft sie es auf Platz 2 im Deutschland-Vergleich. In die Wertung fließen die Taktung des öffentlichen Nah-, Regional- und Fernverkehrs ein sowie die Dichte bei Elektrofahrzeugen und Ladesäulen-Infrastruktur. Auch die Zahl der Verkehrstoten wird berücksichtigt.
3. Freiburg
Freiburg rangiert in Baden-Württemberg auf Platz 3, in Deutschland auf Platz 12. Die Schwarzwald-Stadt glänzt in Sachen Ökologie. Sie ist nicht nur sehr grün, sondern verfügt auch über viele Radwege und ist ein führender Solarstandort. Eine Rolle spielen hier außerdem die Kriterien Feinstaubbelastung, Bodenversiegelung, Wasserverbrauch und erneuerbare Energie. Vorreiter ist die Universitätsstadt auch beim Faktor Arbeit. Wichtig sind hier die Quote der Auszubildenden, Studierenden und ausländischen Beschäftigten. Von Bedeutung sind auch die Zahl der Arbeitsplätze im Bereich Umwelt, die Ärztedichte und die Gründungsintensität.
4. Heidelberg
Heidelberg erreicht beim Städte-Ranking in Baden-Württemberg Platz 4, in Deutschland Platz 15. Die Universitätsstadt scheidet besonders gut ab bei Arbeit und Ökologie. Zur hohen Lebensqualität tragen sicherlich auch die schöne Lage zwischen Neckar und Odenwald sowie die historische Altstadt bei. In den Bereichen Digitalisierung, Soziales und Mobilität liegt Heidelberg jedoch nur im Mittelfeld.
5. Karlsruhe
Platz 5 in Baden-Württemberg, Platz 18 in Deutschland: Karlsruhe schneidet im Städte-Vergleich ordentlich ab. Die zweitgrößte Stadt im Südwesten liegt bei den meisten Kategorien im Mittelfeld. In die Top 25 kommt sie nur in zwei Bereichen. Bei Digitalisierung erreicht sie Rang 17. Schließlich ist hier das renommierte Karlsruher Institut für Technologie (KIT) zuhause. Gewertet werden die Gigabit-Anbindung der Haushalte, die Versorgung mit 5G-Mobilfunk, der Zugang zur digitalen Verwaltung und die Verbreitung digitalaffiner Berufe. Platz 17 erzielt Karlsruhe auch beim Sozialen. Hier zählen Wohnraum, Mieten, Einkommen, Kinderarmut, Kita-Plätze, Integration und Frauenanteil in Gremien.
6. Heilbronn
Heilbronn belegt Platz 6 in Baden-Württemberg und schafft es gerade noch so in die Top 25 in Deutschland. Die Großstadt im Norden sticht zwar nirgends besonders hervor, fällt aber auch nirgends dramatisch zurück. Vielmehr landet Ulm bei den meisten Kategorien im Mittelfeld. Aktuell steht die Stadt gut da, beim Status quo erzielt sie Platz 10: Sie ist Hochschulstandort für Technik, Wirtschaft und Informatik. Vor fünf Jahren war sie Gastgeber für die Bundesgartenschau, das Gelände wird jetzt durch die Stiftung von Dieter Schwarz – Gründer der Supermarktketten Kaufland und Lidl – zum KI-Standort ausgebaut. Trotzdem schätzt das Prognos-Institut Heilbronns Entwicklung nicht sonderlich positiv ein, bei Dynamik erreicht die Stadt nur Platz 63 von 71.