STUTTGART. Vom Trubel, der in der vergangenen Woche rund um Rudi herrschte, hat der kleine Rauhaardackel selbst wohl nichts mitbekommen. Er war kurzfristig im Tierheim Stuttgart in Botnang untergekommen und hat mittlerweile ein neues Zuhause.
Der drei Jahre alte Hund war Anfang Februar länger allein durch den Frauenkopf gestreunt, wurde von einem Jugendlichen aufgegriffen und noch am selben Tag ins Tierheim gebracht. Weil das Auslesen des Tasso-Chips kein Ergebnis brachte, war die Herkunft des Dackels zunächst unklar. Der Fund wurde auf Facebook und Co. gepostet, im Anschluss etliche Mal geteilt und vielfach kommentiert. Letztlich meldete sich dann rund eine Woche später die Halterin beim Tierheim Stuttgart. Nicht jedoch, um ihren Dackel abzuholen, sondern um ihn der Einrichtung zu überlassen.
Ein Verhalten, das in sozialen Netzwerken nicht nur kontroverse Diskussionen auslöste. »Natürlich hat die Dame sich alles andere als vernünftig und logisch verhalten, das ist vollkommen richtig«, sagt Tierheim-Sprecherin Petra Veiel. »Aber ich bin ziemlich entsetzt, was im Netz los ist.« Sie berichtet von heftigsten Hasskommentaren und der Forderung, den Namen der Frau öffentlich zu machen. »Das ist wirklich unterste Schublade. Ohne die Hintergründe zu kennen, sprechen fremde Menschen – meist anonym – Drohungen aus. Ich habe mir das alles auf Facebook durchgelesen. Es macht mich traurig, wie sich unsere Gesellschaft zu einem Hassvölkchen entwickelt hat. Fair geht vor, wir sollten jetzt endlich wieder mit mehr Respekt vor einander umgehen. Das liegt mir sehr am Herzen und hat nichts mit dem Tierheim zu tun. Gefühlt wird es immer schlimmer.« Auch im konkreten Fall würden derlei Anfeindungen weder dem Hund noch der ehemaligen Halterin helfen. Man könne Menschen mit Behauptungen extrem schaden, wenn man nur einen Teil der Fakten kenne. Weiter wolle sie nicht ins Detail gehen. »Wir haben alles aufklären können, alles ist gut«, sagt Petra Veiel. »Wir hatten mehr als 50 Bewerber, zig Nachfragen und etliche Anrufe.«
Letztlich hat man sich im Tierheim für eine Familie mit viel Dackel-Erfahrung entschieden. »Dort ist Rudi jetzt für 14 Tage auf Probe.« Diese Zeit sei üblich, damit »die Leute auch sehen, ob der Hund zur Familie passt und umgekehrt. Zumal es in dem Haushalt weitere Tiere gibt. Es scheint aber sehr gut zu klappen, sie sind mit viel Herzblut für ihre Tiere da«, sagt Veiel.
Weitere Informationen zu den neuen Besitzern gibt die 57-Jährige nicht preis. Nur so viel: Dackel Rudi wird auch künftig im Bereich des Talkessels herumspringen. »Und hoffentlich lange glücklich bleiben«, sagt die Tierheimsprecherin, die hofft, dass auch andere Vierbeiner von der Aufregung um Dackel Rudi etwas profitieren. (GEA)