STUTTGART. Die Deutsche Bahn möchte im Zuge des Stuttgart-21-Baufortschritts die Gäubahn-Strecke im April 2026 zwischen dem Nord- und dem Hauptbahnhof kappen, mehrere Initiativen entlang des Schienenstrangs wollen das verhindern. Auf den Stuttgarter Gemeinderat können sie in dieser Sache allerdings nicht bauen. Daran änderte auch eine Demo vor Beginn der Gemeinderatssitzung auf dem Marktplatz nichts. Die Initiative Pro Gäubahn hatte zuvor darauf gesetzt, dass sich »die Haltung der Landeshauptstadt zu diesem verkehrspolitischen Skandal« ändern könnte.
Gäubahn: Appell an den Bund
Dass das nicht zu erwarten steht, wurde in einer kompakten Debatte – man hatte sich zuvor auf maximal drei Minuten Redezeit pro Beitrag geeinigt – deutlich. Den Ton hatte zum Auftakt Oberbürgermeister Frank Nopper gesetzt, der zwar einräumte, dass »durchfahren in der Regel besser als Umsteigen müssen« sei. Das dahin gehende Konzept der Bahn, das nach der Kappung und bis zur Fertigstellung der Gäubahn an den neuen Stuttgart-21-Bahnhof am Flughafen, einen Umstieg in Vaihingen vorsieht, hielt Nopper aber »in Anbetracht der bestehenden und in Zukunft aller Voraussicht noch verbesserten S-Bahntakte für vertretbar«. Diese Ansicht verknüpfte er mit der Forderung, eine neue Bundesregierung möge alsbald für Sicherheit beim geplanten Pfaffensteigtunnel sorgen, durch den die Gäubahn zum Flughafen rollen soll.
Sprecher von CDU, SPD, Freien Wähler und FDP räumten ein, dass der Umstieg bedauerlich sei, legten den Fokus aber auf die städtebaulichen Pläne der Stadt Stuttgart auf den Gleisflächen, die diese durch einen eventuellen Weiterbetrieb der Gäubahn bis zum Kopfbahnhof gefährdet sieht. Björn Peterhoff von den Grünen erklärte, dass mit dem Bau des Regionalhalts in Vaihingen schon eine Verbesserung eingetreten sei. Zudem wurde in vielen Beiträgen darauf hingewiesen, dass sich der Gemeinderat für einen Erhalt des Stuttgarter Gäubahn-Abschnitts zwischen Vaihingen und Nordbahnhof sowie dessen Fortführung nach Feuerbach stark gemacht hat.
Stadtrat Hannes Rockenbauch (Linksfraktion) zweifelte daran, dass der Bund den Pfaffensteigtunnel finanzieren werde. Und Stuttgart könne sich die Erschließung eines neuen Viertels auf den bisherigen Gleisflächen keineswegs leisten. Christoph Ozasek von der Gruppe Puls nannte die »Amputation der Gäubahn einen Fehler historischen Ausmaßes«.
Laut eines Medienberichts wird die Deutsche Bahn die Inbetriebnahme des neuen Stuttgarter Hauptbahnhofs auf Dezember 2026 verschieben. Wie das Nachrichtenmagazin »Der Spiegel« am Dienstag unter Berufung auf Quellen im Bahn-Konzern meldete, verzögert sich das umstrittene Großprojekt damit um ein weiteres Jahr. Ein Bahnsprecher sagte auf Anfrage der dpa, die Bahn werde am Dienstag nach einer Sitzung des Lenkungskreises ausführlich über das Fahrplankonzept 2026 informieren. Eigentlich sollte der bestehende Stuttgarter Hauptbahnhof im Dezember 2025 durch den neuen Tiefbahnhof ersetzt werden.
Stefan Conzelmann (SPD) kündigte einen interfraktionellen Antrag mit dem Ziel an, die Bahn dazu zu bewegen, mit der Kappung der Strecke bis nach der Stammstreckensperrung der S-Bahn im Sommer 2026 zu warten, da sonst eine Umleitungsmöglichkeit fehle in der Zeit, in der der zentrale Streckenabschnitt des S-Bahnnetzes für Sanierungsarbeiten ge-sperrt ist. (GEA)