STUTTGART. Vor dem Impfstart in den Unternehmen wächst der Druck der Betriebsärzte auf das Gesundheitsministerium des Landes. Es sei »die Hauptaufgabe, jetzt die organisatorischen Vorbereitungen für Massenimpfungen zu schaffen«, sagte Stephan Schlosser, der Landesvorsitzende im Berufsverband VDBW (Verband Deutscher Betriebs- und Werksärzte), den »Stuttgarter Nachrichten« und der »Stuttgarter Zeitung« (Donnerstag). Es müssten zentrale Punkte rasch entschieden werden, um mit dem erhofften Zuwachs der Vakzinmenge auf insgesamt eine Million Impfdosen pro Woche fertig zu werden. »Das ist eine gewaltige logistische Herausforderung und lässt sich nicht nebenbei bewältigen«, sagte Schlosser.
Er forderte das Land auf, den Druck auf den Bund erhöhen. Viele Firmen sorgten sich, dass die Rahmenbedingungen erst geklärt würden, wenn der Impfstoff da sei. Dazu gehörten unter anderem Fragen zum Bezugsweg bei Vakzin und Spritzen sowie zum Impfstofftyp, von dem wiederum die Ampullengröße und die Terminplanung abhängig seien. Auch die digitale Dokumentation ist laut Zeitungen nicht geklärt. Der baden-württembergischen Verband vertritt rund 600 Mediziner und damit etwa 60 Prozent der Werks- und Betriebsärzte im Land.
Nach einer Entscheidung der Landesregierung sollen von Mitte Mai nach zwei bereits gestarteten Modellprojekten zwölf weitere Unternehmen im Südwesten einen Teil ihrer Beschäftigten gegen Corona impfen lassen können. Aus jedem der Industrie- und Handelskammer-Bezirke im Land wurde eine Firma ausgewählt. Teile des Modellprojekts sind etwa eine Medizintechnikfirma, ein Bäckereibetrieb oder auch der Flughafen Stuttgart.
Die niedergelassenen Ärzte und Betriebsärzte steigen nach den Planungen der Landes- und Bundesregierung ab Anfang Juni ins Impfen ein. Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) hat den Bund wiederholt aufgefordert, Baden-Württemberg im Mai und Juni mehr Impfstoff zur Verfügung zu stellen.
© dpa-infocom, dpa:210506-99-487755/2