Nach der nächsten Enttäuschung war der Geduldsfaden der Fans von Borussia Dortmund gerissen. Mit einem gellenden Pfeifkonzert quittierten die schwarz-gelben Anhänger das blamable 2:2 (2:0) am Freitagabend gegen Aufsteiger 1. FC Heidenheim. Statt beim Debüt des tags zuvor verpflichteten Niclas Füllkrug mit einem Pflichtsieg und der Tabellenführung in die Länderspielpause zu gehen, ist beim BVB schon nach dem dritten Spieltag Krisenstimmung angesagt. Heidenheim holte dagegen am dritten Spieltag den allerersten Punkt in der Bundesliga.
»Wir haben uns zum großen Teil selbst geschlagen in der zweiten Halbzeit«, sagte Torschütze Julian Brandt hinterher bei DAZN: »Solche Gegentore brechen uns das Genick.« Und im Aufbauspiel habe man »wilde Fehler« gemacht.
Brandt (7.) und der neue BVB-Kapitän Emre Can (15., Handelfmeter) hatten früh für eine eigentlich beruhigende Führung gesorgt. Nach vielen vergebenen Chancen ging spätestens nach dem Anschlusstor durch Eren Dinkci (61.) das große Bangen los. Ein Foulelfmeter von Tim Kleindienst (82.) nach einem chaotischen Videocheck besiegelte schließlich die Überraschung.
Dass der BVB erstmals seit fünf Jahren an den ersten drei Spieltagen ungeschlagen, seit 17 Heimspielen ungeschlagen ist und sogar seit 33 Heimspielen an einem Freitagabend - all das interessierte da kaum noch jemanden. Dortmund hinkt mit nur fünf Punkten aus drei Spielen den Ansprüchen hinterher.
Auch ohne Füllkrug, der wie Ex-Kapitän Marco Reus zunächst auf der Bank saß, übernahm der BVB früh das Kommando, ging aber eher dank zweier glücklicher Fügungen schnell in Führung. Heidenheims Pechvögel waren dabei ausgerechnet zwei frühere Dortmunder. Zunächst schoss Kapitän Patrick Mainka, der von 2016 bis 2018 für die 2. Mannschaft des BVB gespielt hatte, beim Klärungsversuch Can an, der Ball fiel Brandt vor die Füße, der schnell reagierte und mit links an die Unterkante der Latte und ins Tor schoss. Schiedsrichter Tobias Reichel ließ nur kurz prüfen, ob Can der Ball an den Arm geprallt war und gab den Treffer.
Dann prallte Lennard Maloney, der in der seiner Zeit für die BVB-Reserve von 2020 bis 2022 sogar zweimal für die Profis zum Einsatz gekommen war, der Ball an die Hand. Die TV-Bilder waren eindeutig und Can verwandelte bei seinem sechsten Bundesliga-Strafstoß zum sechsten Mal.
Die Heidenheimer hatten Glück, zur Pause nicht schon deutlich höher zurückzuliegen. Marcel Sabitzer (19.) und Donyell Malen (28.) scheiterten an FCH-Keeper Kevin Müller, der erstmals in dieser Saison in der Startelf stehende Karim Adeyemi zielte nach Hereingabe von Malen knapp vorbei (26.), der starke Malen schoss drüber (43.).
Die Gäste hatten erst nach der Pause ihre erste wirklich gefährliche Aktion im Strafraum, doch Torjäger Kleindienst versprang der Ball (48.). Als Mainka drei Minuten später sogar traf, wurde der Treffer wegen eines Handspiels nach minutenlangem Check nicht gegeben. Auf der Gegenseite vergaben Malen (55.), Adeyemi (57.) und Ramy Bensebaini (58.) die Entscheidung. Und plötzlich traf Dinkci für die immer mutiger werdenden Gäste.
Chaotisch wurde es eine Viertelstunde vor Schluss: Sébastien Haller verstolperte den Ball und riss den Ex-Dortmunder Jan-Niklas Beste im Strafraum um. Reichel gab Elfmeter, erkannte ihn nach Videobeweis zunächst wegen vorheriger Abseitsposition ab. Dann sah er sich die Bilder selbst an, gab den Treffer nach fast sechs Minuten doch und zeigte dem inzwischen gegen Füllkrug ausgewechselten Haller auf der Bank noch Gelb für das Foul.
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