Logo
Aktuell IBA27

Bauausstellung im Stuttgarter Bahnhof?

Im Mai gibt es ein Festival in der Region, 2027 soll dann der Bonatzbau bespielt werden.

Der alte Bahnhof soll 2027 zur Spielstätte einer IBA-Ausstellung werden.  FOTO: IMAGO/GEA
Der alte Bahnhof soll 2027 zur Spielstätte einer IBA-Ausstellung werden. FOTO: IMAGO/GEA
Der alte Bahnhof soll 2027 zur Spielstätte einer IBA-Ausstellung werden. FOTO: IMAGO/GEA

STUTTGART. Wohl kaum einer drückt der Bahn mehr die Daumen, dass Stuttgart 21 im Dezember 2026 tatsächlich in Betrieb geht als Andreas Hofer. Denn der Intendant der Internationalen Bauausstellung 2027 (IBA27) hat einen großen Traum. Er will die alte Bahnsteighalle des heutigen Stuttgarter Kopfbahnhofs während des Ausstellungsjahrs bespielen. Auch IBA-Vize-Aufsichtsrat Thomas Bopp schwärmt von dieser Vision: »Die Besucher kommen dann im neuen Bahnhof an, der eine Kathedrale der Architektur wird.« Direkt daneben im alten Bahnhof wolle man zudem mit der IBA »das neue Bauen zeigen«.

Temporär, nämlich von April bis Oktober 2027, soll dies geschehen. Bopp: »Das könnte auch zur Befriedung der Stadtgesellschaft in Stuttgart beitragen!« Denn noch immer spaltet das Projekt Stuttgart 21 die Bürger. Erst an diesem Montag fand die 750. Montagsdemonstration statt.

Zwischen 850.000 und 1,2 Millionen Gäste werden bei der IBA27 in Stuttgart und der Region erwartet. Ein Höhepunkt der Bauausstellung ist die Stuttgarter Weißenhofsiedlung, die im IBA-Jahr 100 Jahre alt wird. Der Baustart für ein Besucher- und Informationszentrum steht unmittelbar bevor und soll auf der Architektur-Biennale 2025 in Venedig gezeigt werden. Doch dieser Bau allein reicht nicht aus, die über die gesamte Metropolregion Stuttgart verteilte IBA zu präsentieren.

Umsetzung von mehreren Faktoren abhängig

Ob der Plan mit dem Bonatzbau allerdings umgesetzt werden kann, hängt noch von mehreren Faktoren ab. Zum einen, ob die Deutsche Bahn Ende des kommenden Jahres wie bisher geplant den neuen Bahnhof eröffnet und den bisherigen oberirdischen Betrieb somit einstellen kann. Entschieden wird es diesen Juni. Dann nämlich muss der Fahrplan für 2026 definitiv verabschiedet sein. Zum anderen hängt es davon ab, ob die Bahn und die Stadt Stuttgart ebenfalls mitspielen. Die Vorbereitungen fürs neue Rosensteinviertel und den Abbau der oberirdischen Gleisanlagen dürfen nämlich durch eine temporäre IBA-Ausstellung nicht verzögert werden.

Wegen dieser Unwägbarkeiten hat Intendant Hofer einen Plan B in der Hinterhand. Als weiterer temporärer Ausstellungsort nimmt er das ehemalige Kaufhof-Gebäude an der Eberhardstraße in den Blick. Es liegt zwar ebenfalls in der Innenstadt, wäre aber nicht so zentral wie der alte Bahnhof.

Im Mai nun will die IBA27 zunächst einmal beim 2. IBA-Festival zeigen, welche Baufortschritte es inzwischen bei zahlreichen der insgesamt mehr als 30 Projekte gibt. »Das Festival ist ein entscheidender Meilenstein auf dem Weg zum Ausstellungsjahr«, sagt Intendant Hofer. Zentraler Anlaufpunkt ist der IBA-Infoladen in der Calwer Straße 5 in Stuttgart. Nur wenige Schritte entfernt, auf dem Kronprinzenplatz, ist der Ausrichter des Festivals, der Verein IBA Friends, mit dem »Friends Hub« präsent. Dort präsentiert er wichtige Zukunftsthemen wie etwa kreislauffähige Materialien. Wolfgang Riehle, der Vorsitzende der IBA-Friends e. V., betont: »Wir sind mit dem Ziel angetreten, die IBA in der Breite bekannter zu machen und die Ideen neuer Baukultur zu vermitteln.«

16 Quadratmeter auf Rädern

Helfen soll dabei ein mobiler Lernort namens »wood.ii«. Das 16 Quadratmeter große Häuschen auf Rädern soll »vor allem junge Leute anziehen«, hofft Riehle. Der Reutlinger Architekt weiß: »Es sind derzeit schwierige Zeiten, und die Herausforderungen reichen vom Klimawandel über die Energiekosten bis zum Planungsrecht beim Bauen, das uns immer wieder zum Verzweifeln bringt.« Umso mehr brauche man »einen Paradigmenwechsel hin zum nachhaltigen Bauen«. Das »wood.ii« leistet dazu seinen Beitrag. Es ist die Idee eines Start-up-Unternehmens und ist aus Recycling-Materialien bestückt.

Schirmherr des Festivals ist Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Der Grünen-Politiker würdigt schon jetzt die Arbeit der IBA-Macher. »In den vergangenen sieben Jahren hat die IBA vieles in Bewegung gebracht«, sagt Kretschmann. Sie habe nicht nur zukunftsfähige Bauprojekte angestoßen, sondern auch »die Diskussion über zeitgemäße Architektur in vielen Kommunen verändert«. Mit dem Festival rücke die IBA die Bauwende direkt in die Lebenswelt der Menschen. Ermöglicht wird es durch die Förderung unter anderem der Baden-Württemberg-Stiftung, der Wüstenrot-Stiftung, der Therme Foundation und der Vector-Stiftung über die IBA Friends. (GEA)

IBA-FESTIVAL

Eröffnet wird das IBA-Festival am 9. Mai im Holzparkhaus in Wendlingen am Neckar – einem der ersten realisierten IBA-Projekte. Neben Rundgängen, Gesprächen und Musik macht eine Installation erlebbar, wie aus dem heutigen Parkhaus ein Büro- und Wohngebäude werden kann. In den folgenden zwei Wochen erwartet die Festivalgäste ein Programm mit mehr als 50 Veranstaltungen. Dazu gehören Bürgerfeste, Führungen, Baustellenfeste, Grundsteinlegungen oder auch Flussbaden. Veranstaltungsorte sind unter anderem Backnang, Esslingen, Kirchheim unter Teck, Ludwigsburg, Nürtingen, Schwäbisch Gmünd, Stuttgart, Waiblingen und Wendlingen. Das große Abschlussfest mit Musik und Kleinkunst ist am 24. Mai im Circuleum am Bahnhof Stuttgart-Vaihingen. (fs)