Von Batman bis Dracula haben Fledermäuse schon viel Stoff für Filme und Bücher geliefert. Um ihren Ruf hingegen war es nicht immer gut bestellt. Mitte der 1980er-Jahre rangierten sie in Umfragen regelmäßig am unteren Ende der Beliebtheitsskala. Während sich ihr Standing deutlich verbessert hat, gilt das keineswegs für ihre Bestandssituation. Nur etwa die Hälfte der rund zwei Dutzend Fledermausarten in Deutschland gilt laut Roter Liste als ungefährdet. Um über die Tiere zu informieren, lädt der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) jedes Jahr am letzten August-Wochenende zu einer »Batnight« ein, in diesem Jahr am 26. und 27. August.
Geplant sind dieses Mal im Südwesten mindestens ein Dutzend Wanderungen und Führungen im Land. Eine davon geht sogar ins Schwimmbad: Der Nabu Breisach-Westlicher Tuniberg will am Samstag (19.30 Uhr) Mückenfledermäuse beim Ausflug im Breisacher Waldschwimmbad beobachten. Danach sollen noch Wasserfledermäuse an einem Weiher gesichtet werden. Die Internationale Fledermausnacht wird in weltweit 38 Ländern organisiert.
Aus Sicht von Elisabeth Schüler von der Abteilung Waldnaturschutz der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) in Freiburg ist sie wichtig, um die Aufmerksamkeit und auch das Verständnis für Fledermäuse zu wecken. Schüler, die ihr Interesse nach eigenen Angaben selbst erst durch eine »Batnight« gewonnen hat, soll dabei helfen, ein landesweites Fledermausmonitoring aufzubauen, mit dem unter anderem Vorkommen und Entwicklung der Fledermausarten in den Wäldern Baden-Württembergs erfasst werden können.
Weltweit gibt es laut Nabu etwa 1400 Fledertierarten, 25 davon sind in Deutschland zuhause, 21 auch im Südwesten. Zu den häufigsten gehören Zwerg-, Mücken-, und Breitflügelfledermaus. Von den in Deutschland heimischen Fledermausarten sind nach Nabu-Angaben vier akut vom Aussterben bedroht. Drei Arten gelten als stark gefährdet und weitere fünf sind als gefährdet eingestuft. Eine Schätzung zur Gesamtzahl der Individuen in Deutschland gibt es nicht.
Die jährliche Fledermausnacht soll laut Nabu vor allem auf die Bedrohung der Tiere durch Umweltverschmutzung und schwindenden Lebensraum aufmerksam machen. »Nahrungsmangel, etwa wegen des Einsatzes von Insektiziden oder durch den Verlust an landschaftlicher Vielfalt, und Wohnungsnot haben in den letzten 50 Jahren zu einem dramatischen Rückgang der Fledermauspopulationen geführt«, warnt Nabu-Fledermausfachmann Robert Pfeifle. Die Tierschützer raten Gartenbesitzern, auf Insektizide zu verzichten und nachtblühende Gewächse anzubauen. Die dadurch angelockten Insekten seien die Hauptspeise von Fledermäusen.
Ihre Sommerquartiere haben kleinere Fledermäuse auch oft an Häusern oder Scheunen in Dörfern und Städten. Dort nutzten sie Spalten, Nischen und Hohlräume als Quartier, sagt Pfeifle. »Dabei könnten die Fledermäuse vor allem gekippte Fenster mit einem Quartier oder Unterschlupf verwechseln und hineinschlüpfen«, warnt er. »Aus einer Fledermaus könnten dann mehrere werden. Denn das durch die Wohnung flatternde Tier könnte weitere Fledermäuse nach innen locken.«
Keine Seltenheit, wie das jüngste Erlebnis einer Frau in Oppenau (Ortenaukreis) zeigt. Etwa 20 auf Abwege geratene junge Fledermäuse hatten sich in der Nacht zum Mittwoch in ihr Wohnzimmer verirrt. Die ältere Dame rief die Polizei, weil sie dachte, es hätten sich Vögel verirrt, die sie nicht mehr aus der Wohnung scheuchen konnte. Bei den ungebetenen Gästen handelte es sich aber um Fledermäuse. Sie konnten letztlich in die Freiheit entlassen werden.
Was in solchen Fällen weiterhilft? »Licht aus, Fenster und Türen weit öffnen und abwarten, bis alle ausgeflogen sind«, empfiehlt der Nabu-Experte. »Danach alle Fenster und Türen wieder schließen und bei Licht die Räume genau durchsuchen.« Pfeifle warnt zudem, dass Fledermäuse alleine aus einer Wohnung mit gekippten Fenster nicht hinausfinden können. »Sie verdursten und verhungern dann.«
Karte des Nabu mit Veranstaltungen zur Batnight
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