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Aktuell Akrobatik

Balinger Verwaltungsangestellte: Morgens ins Bauamt, abends zum Poledance

Die 25-jährige Balinger Verwaltungsangestellte Debbie Hatzenbühler hat ein besonderes Hobby.

Debbie Hatzenbühler posiert in ihrem Garten als Poledancerin. FOTO: AUER
Debbie Hatzenbühler posiert in ihrem Garten als Poledancerin. Foto: Nicole Auer
Debbie Hatzenbühler posiert in ihrem Garten als Poledancerin.
Foto: Nicole Auer

BALINGEN. Akrobatik an einer vertikalen Stange kommt ursprünglich aus Asien und hat eine jahrhundertealte Tradition. »Chinese Pole« ist eine Attraktion im chinesischen Zirkus und eigentlich eine Männerdomäne. Amerikanische Showgirls waren es, die Anfang des 20. Jahrhunderts Stangen in ihren Shows integrierten und so entstanden in den 1950-ern die ersten Stripclubs. Dieses Klischee, das an Clubs in einschlägigen Rotlichtvierteln erinnert, ist längst passé.

Der Tanz mit akrobatischen Elementen und eleganten Bewegungen an der Stange begeistert mittlerweile viele Frauen und wird in Fitnessstudios oder sogar eigenen Poledance-Studios angeboten.

Debbie Hatzenbühler wollte dieses Ganzkörper-Workout schon lange mal ausprobieren und weiß noch ganz genau, wann sie zum ersten Mal mit dem Poledancing in Kontakt kam. Am 8. September 2020 machte die Geislingerin die ersten Erfahrungen im Studio von PoleVampires in Rosenfeld.

Als nach dem Anfängerkurs das Studio wegen Corona für acht Monate geschlossen war, ließ die sportliche junge Frau nicht locker und besorgte sich eine Stange, die in ihrem Zimmer aufgestellt wurde. Die Begeisterung und der Ehrgeiz waren von Beginn an riesengroß und die Biegsamkeit, so erzählt Mama Daniela, war Debbie schon als Kind gegeben.

»Deborah war schon als kleines Kind unglaublich biegsam, sie konnte sich zusammenfalten und biegen wie ein Schlangenmensch«, erzählte Daniela Hatzenbühler. Zwei Stunden trainierte Debbie Hatzenbühler während ihrer Studienzeit zum gehobenen Verwaltungsdienst – und das fünf bis sechs Mal die Woche.

Der Sport und die Bewegung sind schon immer ein ganz großer Part im Leben der jungen Frau. Seit sie drei Jahre alt ist, tanzt Debbie im kleinen Ballett und ist bis heute begeistert im großen Ballett aktiv. Letztes Jahr feierte sie 20 Jahre auf der Bühne und seit 2012 trainieren Daniela, Saskia und Deborah Hatzenbühler gemeinsam das kleine Spandale-Ballett. Nächstes Jahr möchte sie ihre aktive Zeit im großen Ballett beenden, um sich noch mehr dem Poledance widmen zu können.

Mit ihrem Abschluss als Bachelor of Public Management startete die Geislingerin ihre berufliche Karriere letztes Jahr beim Bauamt der Stadt Balingen. »Meine Arbeit macht mir sehr große Freude und wir sind ein super Team«, bestätigt Deborah. Poledancing ist für die 25-Jährige der optimale Ausgleich zur Bürotätigkeit. Um die Muskeln aufzuwärmen, beginnt jedes Training mit einem Warm-up. Alle Muskelgruppen werden beim Poledance beansprucht, besonders der Oberkörper. Arme und Schultern werden genauso beansprucht wie die Bauchmuskeln und der Hüftbeuger. Die Biegsamkeit wird in Form von Seitrotationen, Rückbeugen und Vorwärtsbeugen trainiert. Durch das Erlernen von verschiedenen Choreographien wird die Koordination gefördert.

Nach fast drei Jahren intensiven Trainings ist Deborah schon bald in der Champions League angekommen und nimmt an internationalen Wettkämpfen teil. Bei den European Pole Championships in Aalen und bei »Steel on Fire« in der Nähe von Köln machte sie mit guten Platzierungen in der Elite-Stufe, und mit Spins, Climbs, Inverts und Floorwork Figuren mit den höchsten Levels auf sich aufmerksam.

Blaue Flecken gehören dazu

»Die mit dem Wolf tanzt, heißt mein Instagram Profil, denn Wölfe sind meine Lieblingstiere, was ich mit meinem Tattoo zeigen möchte, und tanzen mein Leben«, erzählt das Energiebündel mit strahlenden Augen. Um den nötigen Halt an der Tanzstange zu bekommen, ist der direkte Hautkontakt mit der Pole wichtig. Dies ist der Grund weshalb knappe Kleidung den optimalen Gripp an der Pole ermöglicht. Beim Einstudieren von neuen Tricks sind die Pole kisses (blaue Flecken) ein negativer Nebeneffekt, was den Trainingsflow von Deborah Hatzenbühler keinesfalls tangiert.

Sogar im Urlaub geht es nicht ohne, und die Pole war das wichtigste Utensil im Reisegepäck nach Holland. »Durch das Training fühle ich mich top fit«, bestätigt Debbie Hatzenbühler, die nicht nur in Papa Frank einen Fan gefunden hat. Bei Geburtstagen in der Familie oder Weihnachtsfeiern überraschte sie mit ihren kreativen Choreografien. Ihre Choreografie für die Wettbewerbe entwickelt die Poledancerin mittlerweile selbst, schneidet die passende Musik und entwirft und näht sogar ihr Kostüme.

In der Pole Community holt sich Debbie Hatzenbühler immer wieder wertvolle Tipps und freut sich über inspirative Kontakte. Für die Zukunft hat sie noch viel vor, weitere internationale Wettbewerbe und Workshops zur Trainerlizenz stehen in ihrem Freizeitkalender. Und wenn es die Zeit zulässt, ist Debbie Hatzenbühler in ihrem Heimstudio anzutreffen, »denn Poledance«, so sagt sie, »macht mich einfach glücklich«. (GEA)