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Bahnstrecke Frankfurt-Mannheim wird für fünf Monate gesperrt

Hunderte Züge fahren täglich auf der zentralen und störungsanfälligen Strecke zwischen Frankfurt und Mannheim. Ab Mitte 2024 geht hier gar nichts mehr, die Bahn plant eine Generalsanierung. Die Fahrgäste müssen in Busse umsteigen oder Umwege in Kauf nehmen.

Riedbahn
Ein Regional-Express fährt auf der Riedbahn genannten Bahnstrecke Mannheim-Frankfurt am Bahnhof Lampertheim. Foto: Sebastian Gollnow
Ein Regional-Express fährt auf der Riedbahn genannten Bahnstrecke Mannheim-Frankfurt am Bahnhof Lampertheim.
Foto: Sebastian Gollnow

Noch brausen ICEs, Güterzüge und Regionalbahnen auf der Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim - bis zu 300 nutzen täglich die hochbelastete Strecke. Mitte kommenden Jahres wird die Verbindung für eine aufwendige Generalsanierung voll gesperrt. Bis kurz vor Weihnachten müssen sich die Fahrgäste auf Verspätungen und Zugausfälle einstellen. Das gilt auch für die zwei Umleitungsstrecken über Worms/Mainz und Darmstadt nach Frankfurt.

Geplant ist unter anderem ein Ersatzverkehr mit rund 140 Bussen, gesucht werden dazu rund 400 Fahrerinnen und Fahrer. Dicht gemacht wird die Riedbahn am 15. Juli 2024, einen Tag nach dem Finale der Fußball-Europameisterschaft. Mitte Dezember, rechtzeitig zum Reiseverkehr an Weihnachten, sollen die Arbeiten beendet sein.

Gebaut werden soll Tag und Nacht an Oberleitungen, Weichen, Gleisen, Lärmschutzwänden und Bahnübergängen. Anschließend sollen Jahre lang keine weiteren Bauarbeiten mehr nötig sein, wie Bahn-Infrastrukturvorstand Berthold Huber am Donnerstag bei einem Termin vor Ort an der Riedbahn erläuterte. Stellwerke würden modernisiert, Bahnhöfe barrierefrei umgebaut, drei neue Überholmöglichkeiten für Züge geschaffen. Das bisherige Konzept, bei laufendem Verkehr zu sanieren, sei an seine Grenzen gestoßen.

Der Fern- und Güterverkehr werde umgeleitet, was Verzögerungen bis zu 30 Minuten verursache, warnte die Bahn schon einmal vor. Der Nahverkehr wird durch Busse ersetzt. Auf den Ausweichstrecken können wegen der umgeleiteten Züge deutlich weniger der gewohnten Verbindungen angeboten und nicht mehr alle Haltestellen angefahren werden, wie der Sprecher des Zweckverbands SPNV Rheinland-Pfalz Süd, Fritz Engbarth, sagte. Ersatzbusse müssten auch hier aushelfen. Eine zweigeteilte Sperrung ab und bis Biblis wäre leichter zu handhaben gewesen als die Komplett-Sperrung Mannheim-Frankfurt, sagt Engbarth.

Der Fahrgastverband Pro Bahn dringt auf einen Ersatzverkehr, der stimmig ineinander greift, und auf eine ausreichende, interaktive Information aller Beteiligten vor Ort. Die Organisation der Generalsanierung sei eine riesige Herausforderung, sagt Thomas Mrocek für den hessischen Landesverband - und verweist insbesondere auf die Anwerbung der Busfahrer: »Das muss funktionieren und ich hoffe, dass die Vorlaufzeit reicht«, sagt Mrocek.

Nach Einschätzung der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) wären sogar 200 Busse und rund 600 Fahrer nötig, damit der Ersatzverkehr gelingt. Die Anwerbung werde schwierig, sagt auch der EVG-Vorsitzende Martin Burkert: »Der Markt ist total leer gefegt.« Die Attraktivität des Berufes müsse gesteigert werden, das betreffe unter anderem Löhne und Gehälter, die Arbeitszeit sowie die Verfügbarkeit sanitärer Anlagen. Langfristig brauche es eigene Fahrschulen. Auch das Sprachniveau der Fahrer müsse ausreichend sein. »Die Sanierung der Schienen ist über Jahrzehnte versäumt worden, und nun können die Schäden nicht mehr kaschiert werden«, kritisierte Burkert.

Von der Generalsanierung der zentralen und bislang sehr störungsanfälligen Riedbahn erhofft sich die Bahn bundesweit positive Effekte. Nach und nach sollen auf diese Weise weitere Strecken in Deutschland gesperrt und grundlegend überarbeitet werden, um dann auf Jahre frei von Baustellen zu sein. Dazu gebe es aktuell »keine greifbare Alternative«, sagte Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) bei dem Termin. »Die Riedbahn ist das Pilotprojekt, die Blaupause für alles weitere.« Die Generalsanierung der Strecke kostet dem DB-Vorstand zufolge rund 500 Millionen Euro. 30 bis 40 Millionen Euro werden vorab in die beiden Ausweichstrecken gesteckt.

Schon im Januar müssen sich die Fahrgäste auf Probleme einstellen, dann muss die Riedbahn zur Vorbereitung der Bauarbeiten für drei Wochen mindestens teilweise gesperrt werden. Geduld ist auch jetzt schon gefragt, wegen aktueller Bauarbeiten gibt es dort Zugausfälle und Verspätungen.

Ein verbreitetes Bild. Auch in Nord- und Osthessen ist in den kommenden Monaten viel Geduld gefragt: Ab April bis Dezember wird der Fernverkehr für Bauarbeiten an der Schnellfahrstrecke zwischen Kassel und Fulda auf Nahverkehrsstrecken umgeleitet. Im Fernverkehr müssen sich Fahrgäste auf bis zu eine Stunde längere Fahrtzeiten einstellen, auch im Nahverkehr müssen die Fahrpläne geändert werden - teilweise entfallen Fahrten ganz. Der Nordhessische Verkehrsverbund (NVV) empfiehlt seinen Kunden wegen der vielfältigen Änderungen, sich jeweils vor Fahrtantritt zu informieren.

Mitteilung Bahn

Bauarbeiten Bahn

Mitteilung Bahn Kassel-Fulda

NVV zu Kassel-Fulda

© dpa-infocom, dpa:230310-99-898754/4