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Ausgangsbeschränkungen ab Samstag - Lockerung an Weihnachten fraglich

Die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Baden-Württemberg ist so hoch wie nie. Daher kann die Landesregierung aus ihrer Sicht nicht länger warten und greift zu weitreichenden Maßnahmen. Ministerpräsident Kretschmann stellt ein wichtiges Vorhaben für Weihnachten infrage.

Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Die Grünen), Ministerpräsident von Baden-Württemberg, spricht während einer außerplanmäßigen Pressekonferenz der Landesregierung Baden-Württemberg zur Verschärfung der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Foto: Sebastian Gollnow/dpa
Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Die Grünen), Ministerpräsident von Baden-Württemberg, spricht während einer außerplanmäßigen Pressekonferenz der Landesregierung Baden-Württemberg zur Verschärfung der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie.
Foto: Sebastian Gollnow/dpa
STUTTGART. Wegen steigender Corona-Zahlen gilt in ganz Baden-Württemberg ab diesem Samstag eine Ausgangsbeschränkung. Für Ausnahmen müsse man »triftige Gründe« haben wie die Arbeit oder einen Arztbesuch, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) am Freitag in Stuttgart. Zugleich stellte er die bundesweit geplanten Lockerungen der Corona-Maßnahmen über Weihnachten wieder infrage.

Bisher ist vorgesehen, dass sich vom 23. bis zum 27. Dezember zehn Personen treffen dürfen, unabhängig vom Verwandtschaftsgrad und der Zahl der beteiligten Haushalte. Es stehe nun im Raum, das wieder auf Familienangehörige zu begrenzen oder den Zeitraum zu verkürzen, sagte Kretschmann. Das wolle er mit den anderen Ländern besprechen. Wenn man etwas ändere, »sollten wir das auch wieder gemeinsam tun«.

Landesweit gilt bis zum 23. Dezember, dass sich tagsüber - also von 5.00 bis 20.00 Uhr - lediglich bis zu fünf Personen aus nicht mehr als zwei Haushalten treffen dürfen. Kinder unter 15 Jahren werden nicht mitgezählt. Nachts ist auch das untersagt. Die Maßnahmen sollen vorerst für vier Wochen gelten. Nur über Weihnachten - vom 23. bis 27. Dezember - sei auch nachts der Besuch von privaten und religiösen Veranstaltungen erlaubt, sagte der Regierungschef.

Schulen, Kitas, Universitäten, Hochschulen und auch der Einzelhandel - nicht nur für Lebensmittel - sollen bis auf weiteres geöffnet bleiben. »Wir haben ja keinen Lockdown beschlossen«, sagte der Grünen-Politiker. Es könnte aber sein, dass Bund und Länder am Sonntag andere Regeln beschließen. Gerade weil die Infektionszahlen im Süden hoch seien, sei ein gemeinsamer Weg etwa mit Bayern denkbar.

Bei weiteren Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie will der Regierungschef die Gespräche zwischen Bund und Ländern abwarten. Davon betroffen sind unter anderem mögliche Schließungen von Friseurbetrieben, Barbershops, Sonnenstudios und Sportanlagen. Bei den Ausgangsbeschränkungen sei er vorgeprescht, weil die Corona-Zahlen in Baden-Württemberg so hoch seien, sagte Kretschmann. Hier habe man keine weiteren drei Tage abwarten können.

Der Ministerpräsident geht fest davon aus, dass es nach Weihnachten bis mindestens zum 10. Januar einen bundesweiten Lockdown im Kampf gegen das Coronavirus geben wird. Es gebe nach seiner Wahrnehmung einen Konsens unter den Länder-Regierungschefs. »Davon kann man also ausgehen. Die Bevölkerung kann sich darauf einstellen.«

Mit mehr als 4200 Neuinfektionen im Südwesten sei diese Zahl so hoch wie nie. »Man sieht also, dass da nochmal eine enorme Entwicklung stattgefunden hat.« Die Zahl der Todesfälle sei »erschreckend hoch«. Vor allem über 80-Jährige erkrankten überdurchschnittlich häufig. »Wir müssen die Zahl der Neuinfektionen schnell und radikal runterdrücken«, sagte Kretschmann. »Es gibt keine klar erkennbaren Infektionsherde mehr, die wir gezielt bekämpfen könnten.«

Auch Innenminister Thomas Strobl (CDU) betonte: »Die Lage ist nicht unter Kontrolle.« Zwingend seien härtere Schritte nötig. »Der Versuch mit dem Lockdown light ist gescheitert.« Die Hoffnung war nach Kretschmanns Worten, die zweite Welle nach jener im Frühjahr mit vergleichsweise milden Mitteln zu brechen. »Doch von dieser Hoffnung müssen wir uns nun verabschieden.« Der Regierungschef sagte: »Mit dem Virus kann man leider nicht verhandeln und Kompromisse schließen.« (dpa)