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AfD-Stadtrat zieht Klage wegen Benin-Bronzen zurück

Der Beschluss des Freiburger Gemeinderats war eindeutig: Benin-Kunstobjekte werden an Nigeria zurückgegeben. Im Rechtsstreit darüber gibt es nun einen Rückzieher vor Gericht.

Benin-Bronzen in Freiburg
Ein Gedenkkopf (uhumwela) des Königreichs Benin aus dem 19. Jahrhundert gehört zu den Exponaten der Ausstellung »Handle with Care« im Museum Natur und Mensch. Foto: Patrick Seeger/DPA
Ein Gedenkkopf (uhumwela) des Königreichs Benin aus dem 19. Jahrhundert gehört zu den Exponaten der Ausstellung »Handle with Care« im Museum Natur und Mensch.
Foto: Patrick Seeger/DPA

Im Streit um die Rückgabe von wertvollen Benin-Kunstobjekten an Nigeria hat ein AfD-Stadtrat seine Klage gegen den Freiburger Oberbürgermeister Martin Horn (parteilos) zurückgenommen. Stadtrat Detlef Huber kündigte am Donnerstag vor dem örtlichen Verwaltungsgericht an, sich nun an die zuständige Rechtsaufsichtsbehörde zu wenden, also das Regierungspräsidium Freiburg.

Der Gemeinderat der Schwarzwaldmetropole hatte im vergangenen Februar fast einstimmig beschlossen, zehn sogenannte Benin-Bronzen zurückzugeben, die in der Ethnologischen Sammlung des Museums Natur und Mensch aufbewahrt werden. Dazu gehören unter anderen eine Büste, drei Reliefs und mehrere Schmuckgegenstände.

Huber argumentierte, nach einem Beschluss des damaligen nigerianischen Präsidenten Muhammadu Buhari sollten zurückgegebene Benin-Bronzen an den Oba als Oberhaupt des Königreichs Benin übertragen werden. Der Freiburger Gemeinderat habe aber damals nicht beschlossen, die Kunstobjekte an den Oba zu geben, sagte Huber am Rande der Verhandlung. Wegen der geänderten Lage sei ein neuer Beschluss des Gemeinderats nötig.

Der Oba herrschte als König über das Reich Benin im heutigen Südwesten von Nigeria, das bis 1897 bestand. Ewuare II. ist der amtierende Oba von Benin. Er kämpft wie seine Vorgänger für die Rückführung der Bronzen nach Nigeria. Die Stücke sollen im Palast oder an anderen Orten in Benin City aufbewahrt werden. Die Bronzen dürfen nur noch mit Genehmigung des Oba etwa als Leihgaben herausgegeben werden.

Vor dem Rückzieher Hubers hatte das Gericht erhebliche Bedenken an der Zulässigkeit der Klage geäußert. Der Vorsitzende Richter Wilfried Holz sagte, ein einzelner Stadtrat sei nicht berechtigt, das Handeln des Rathauschefs zu kontrollieren. Ein Vertreter der Stadt Freiburg argumentierte, die Klage sei in keiner Hinsicht zulässig.

»Der Status der Objekte hat sich nicht geändert«, teilte eine Sprecherin der Stadt auf Anfrage mit. Die städtischen Museen haben demnach noch nicht mit der für den Restitutionsprozess zuständigen National Commission for Museums and Monuments Nigeria (NCMM) gesprochen. Die Kontaktstelle für Sammlungsgut aus kolonialem Kontext sei aber informiert.

Deutschland hatte nach früheren Angaben Ende 2022 zunächst 20 Benin-Bronzen aus Museen in Berlin, Hamburg, Köln, Stuttgart und Dresden/Leipzig an Nigeria zurückgegeben. Die Abmachungen sehen weiterhin Präsentationen von Stücken auch in Deutschland vor. Die Objekte, die neben Bronze auch aus Elfenbein und anderen Materialien gefertigt sind, stammen größtenteils aus britischen Plünderungen im Jahr 1897.

Das heutige Museum Natur und Mensch in Freiburg, das frühere Museum für Natur- und Völkerkunde, hat früheren Angaben zufolge nach seiner Gründung im Jahr 1895 einen Großteil seiner Objekte aus den damaligen deutschen Kolonien erhalten.

Museum Natur und Mensch, Freiburg

© dpa-infocom, dpa:240125-99-748255/3