STUTTGART. Punkt 20 Uhr. Plötzlich wird es sehr laut. Die Regler werden aufgedreht. Die Ohrenstöpsel werden rausgekramt. AC/DC ist am Start. 90.000 Menschen - praktisch eine ganze Stadt - sind am Mittwoch zum Konzert auf dem Cannstatter Wasen angereist. Der hatte sich in ein Festivalgelände verwandelt. Massen von Zuschauern quer durch alle Altersklassen, fast alle in Schwarz gekleidet, pilgern Richtung Bühne. Alle paar Meter Merchandise-Stände, an denen man die typischen roten AC/DC-Hörner kaufen kann. Diverse Getränke und Essensstände versorgen die hungrigen und durstigen Konzertbesucher. Bier und Brezeln gibt es zum Preis von mehr als fünf Euro.
»Bereits beim Einlass um 15 Uhr haben ein paar Tausend Fans gewartet«, sagt Arnulf Woock, Pressesprecher des Veranstalters SKS Michael Russ GmbH. »Das Konzert ist das größte, das es bisher in Stuttgart gab. Wir hatten 350 Helfer im Einsatz.« Das letzte Mal waren AC/DC 2010 auf dem Wasen zu Gast.
Schuluniform fürs Leben
Angus Young und seine Jungs stehen noch immer voll unter Strom. Mit seiner Körpergröße von knapp 1,60 Metern - gefühlt so groß wie sein Instrument - ist der 69-jährige Gitarrist dennoch einer der größten Helden der Hardrock-Musik. Seinem Outfit bleibt er seit Jahrzehnten treu: Schuluniform fürs ganze Leben. Knallrot ist sie. Er schüttelt die weißen Haare, das rechte Knie zittert im Takt mit. Young hüpft nur so über die Bühne. Die eingängigen Riffs schüttelt er aus dem Handgelenk. Schließlich macht er den Job seit mehr als 50 Jahren. Sänger Brian Johnson, Frontmann seit 1980, grinst spitzbübisch in die Menschenmenge. Sein heiseres Organ klingt wie eh und je.
Viel geredet wird nicht. Außer ein bisschen Pyrotechnik bei »Highway to Hell« gibt's auch keine besondere Bühnenshow. Dafür zwei Stunden lang Hardrock auf die Ohren. »T.N.T.«, »Thunderstruck«, »Stiff Upper Lip«, »Hells Bells«, »You Shook Me All Night Long«, »Back in Black« - klassischer Hardrock. Songs, die fast jeder in seinem Leben schon mal gehört hat. Aber eben nicht live von den Erfindern. Die australische Band wurde 1973 von den Brüdern Angus und dem mittlerweile gestorbenen Malcolm Young gegründet. »Back in Black« ist mit über 50 Millionen verkauften Tonträgern eines der meistverkauften Alben aller Zeiten. Auch das neueste Werk »Power Up« hat in 21 Ländern Platz Eins erreicht. Wer AC/DC bei ihrer Tour live sehen will, muss bei Ticketpreisen von etwa 150 Euro ordentlich in die Tasche greifen. In Deutschland stehen neben Stuttgart, Gelsenkirchen, München, Dresden, Nürnberg und Hannover auf dem Tourplan.
Zum Überhit »T.N.T.« kocht nochmal die Rockparty hoch. Zum Finale ein Feuerwerk am wolkenfreien Nachthimmel. Und dann ein Durchkämpfen zum Ausgang. Bei 90.000 Menschen muss man da schon geduldig sein. »Beim Auslass haben sich bei einer Gedrängesituation 17 Menschen leicht verletzt. Generell ist die Veranstaltung absolut friedlich und ohne größere Vorfälle abgelaufen«, so Pressesprecher Woock. Laut Veranstalter war das Gelände eine Stunde nach dem Konzert wieder menschenleer. (GEA)