Um die Teilnahme russischer Hinterbliebener hatte es im Vorfeld der Veranstaltung wegen des Angriffskrieges in der Ukraine politische Diskussionen gegeben. Das Gedenken sei dadurch »unter anderen Gesichtspunkten zu beurteilen«, sagte ein Sprecher des baden-württembergischen Staatsministeriums. Die Hinterbliebenen seien zwar willkommen, »allerdings organisieren und bezahlen wir nicht die Anreisen, wie auch bei vergangenen Gedenkveranstaltungen«.
Russische Regierungsvertreter sind zu dem Gedenken am 1. Juli mit Schweigeminute und Kranzniederlegung nach Angaben der Stadt Überlingen nicht eingeladen. Justiz-Staatssekretär Siegfried Lorek (CDU) soll die baden-württembergische Landesregierung vertreten.
Nahe Überlingen waren am 1. Juli 2002 kurz vor Mitternacht eine russische Passagiermaschine und ein DHL-Flugzeug zusammengestoßen und abgestürzt. Dabei kamen alle 71 Insassen ums Leben. Die Tupolew war auf dem Weg nach Spanien, wo die Kinder Urlaub machen wollten. Auch die zwei Piloten des Frachtflugzeugs kamen ums Leben. Das Unglück ging laut der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung auf technische Mängel und menschliche Fehler bei der Schweizer Flugsicherung Skyguide zurück. 2004 erstach einer der Hinterbliebenen, der bei dem Absturz Frau und Kinder verloren hatte, einen Fluglotsen, der am Abend des Unglücks alleine im Kontrollzentrum saß und die nahende Kollision zu spät bemerkte.
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