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Über die verwundbare Demokratie: Schau zur NS-Diktatur

Wie fragil Demokratie sein kann, zeigt eine neue Dauerausstellung zur NS-Geschichte in Mannheim. Unter der Fragestellung »Was geht mich das an?« beleuchtet die Schau im Stadtarchiv den Wandel der Demokratie in der Weimarer Republik über ein autoritäres hin zu einem totalitären mörderischem Regime. Eine extreme Spaltung der nach dem Ersten Weltkrieg traumatisierten Gesellschaft in rechte und linke Kräfte habe dieser Entwicklung Vorschub geleistet, sagte der Leiter des Mannheimer Stadtarchivs (Marchivum), Ulrich Nieß, am Mittwoch. Die Ausstellung wird an diesem Freitag eröffnet.

Ob Polizei, Justiz oder die Medien: Es sei erstaunlich, wie schnell demokratische Institutionen im NS-Staat gleichgeschaltet worden seien, betonte der Historiker. Aktuelle Parallelen sieht er in den USA, etwa beim Thema unabhängige Justiz. »Die Entwicklung dort muss uns Sorge bereiten«, sagte Nieß. Ziel der Schau sei zu vermitteln, dass unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung nicht selbstverständlich sei, sondern stets gegen antidemokratische Tendenzen verteidigt werden müsse.

Präsentiert wird vielfältiges, größtenteils bisher nie gesehenes Material, das auch künstlerisch inszeniert wird. Es geht auch um persönliche Lebensschicksale, etwa wie Menschen von Mitläufern zu Tätern werden. Der Opfer der Shoa wird in einem eigenen Raum gedacht. Drei Filme visualisieren die Geschehnisse in Mannheim während der Diktatur auf einer 15 Meter langen Fläche. Auf Stellwände mit viel Text wurde verzichtet. Stattdessen warten 40 Medienstationen auf die rund 30.000 Besucher, mit denen Nieß pro Jahr rechnet.

Ausstellung

© dpa-infocom, dpa:221130-99-723534/2