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Aktuell Kommentar

Europawahl: Warnsignal an den Landkreis Tübingen

Die Grüne werden abgestraft, die AfD gewinnt deutlich: Der bundesweite Trend gilt für die Kreisgemeinden. In der Unistadt haben die Rechtspopulisten keine Chance.

Die vielen Briefwähler verzögerten die Auszählung. Das Kreisergebnis kam erst spät in der Nacht
Die vielen Briefwähler verzögerten die Auszählung. Das Kreisergebnis kam erst spät in der Nacht Foto: Meyer
Die vielen Briefwähler verzögerten die Auszählung. Das Kreisergebnis kam erst spät in der Nacht
Foto: Meyer

TÜBINGEN. Dem steilen Höhenflug der Grünen folgte der jähe Absturz. Das ist in der Unistadt nicht anders als in anderen Teilen Deutschlands. Allerdings ist der Sturz nicht ganz so folgenschwer wie in den anderen Gemeinden. Während also in der Stadt Tübingen die Welt für die Ökopartei noch einigermaßen in Ordnung scheint, wird sie in vielen Kreisgemeinden deutlich abgestraft. Dass das mit der Politik der Ampel-Regierung besser zu erklären ist als mit dem Europaparlament, liegt auf der Hand. Die Bundespolitik liegt nun mal den einzelnen Bürgern sehr viel näher, als die Debatten in Brüssel.

Die Themenschwerpunkte haben sich ganz offensichtlich auch im Landkreis verschoben. Während noch vor fünf Jahren der Klimawandel das beherrschende Thema im Wahlkampf war, sorgen sich die Wähler jetzt um Wirtschaftswachstum, Wohlstand und Frieden. Da ändert auch das jüngste Hochwasser in Süddeutschland nichts. Schien also die Wahl 2019 noch der Startschuss für einen Aufbruch zu sein, gibt es jetzt eine Kehrtwende zurück. Ein Dilemma tut sich da für die politisch Agierenden auf: Einerseits erfordert der Klimawandel schnelles Handeln, andererseits fällt es immer schwerer die Bürger dabei mitzunehmen.

Das gilt auch für die Flüchtlingspolitik. Die AfD hat in der Stadt Tübingen noch nie eine große Rolle gespielt. In den Kreisgemeinden gewinnt sie aber eine immer größere Bedeutung. Besorgniserregend ist dabei vor allem das gute Abschneiden der rechten Partei genau dort, wo der Landkreis in größerem Stil Wohnraum für Flüchtlinge geplant hat. In Bodelshausen zum Beispiel, aber auch in Belsen. Die große Aufgabe der Zukunft wird nun sein, eine Flüchtlingspolitik im Kreis zu verwirklichen, die den Schutzsuchenden Rechnung trägt, aber die Bürger nicht weiter in die Arme von Rechtspopulisten treibt.