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Reutlinger Polizei zerschlägt großen Drogenhändlerring

Einen internationalen Drogenhändlerring haben die Staatsanwaltschaft Tübingen und eine Rauschgiftermittlungsgruppe der Kriminalpolizei im Laufe der vergangenen Monate sukzessiv zerschlagen.

Illegal werden Amphetamine oft als Pulver konsumiert. Das Pulver wird meistens durch die Nase aufgenommen.
Illegal werden Amphetamine oft als Pulver konsumiert. Das Pulver wird meistens durch die Nase aufgenommen. Foto: dpa
Illegal werden Amphetamine oft als Pulver konsumiert. Das Pulver wird meistens durch die Nase aufgenommen.
Foto: dpa
REUTLINGEN. Zwischenzeitlich befinden sich insgesamt 16 Beschuldigte, 15 Männer und eine Frau in Untersuchungshaft, gegen 68 Personen wurden Ermittlungsverfahren eingeleitet. Gegen die Mehrzahl wird wegen unerlaubten Handels mit Betäubungsmittel in nicht geringer Menge sowie banden- und gewerbsmäßigen Drogenhandels im mehrstelligen Kilobereich ermittelt.

Vereinzelt wurden gegen die Verdächtigen aber auch Ermittlungsverfahren wegen gewerbsmäßigen Diebstahls und Hehlerei sowie wegen Verstößen gegen das Waffen- und Kriegswaffenkontrollgesetz eingeleitet. Die Ermittler fanden und beschlagnahmten bei den durchgeführten Durchsuchungsmaßnahmen unter anderem über 13 Kilogramm Marihuana und Haschisch, 570 Gramm Amphetamin, knapp 120 Gramm Kokain, über 1.100 Gramm Ecstasy-Tabletten, etwa 32.000 Euro mutmaßliches Dealergeld, eine Maschinenpistole mit Munition und gestohlene Kleidung im Wert von mehreren tausend Euro. Im Rahmen der Vermögensabschöpfung wurden außerdem mutmaßlich durch die Straftaten finanzierte Vermögenswerte wie etwa Autos im Wert von 25.000 Euro beschlagnahmt, Immobilien und Inventar im Wert von über 120.000 wurden gepfändet.

Im Februar 2018 hatten sich erste Hinweise auf einen schwunghaften Rauschgifthandel einer Gruppe von vorwiegend miteinander verwandten, serbischen und montenegrinischen Staatsangehörigen ergeben. Diese Bande soll nach derzeitigem Ermittlungsstand seit November 2017 Rauschgift, insbesondere Marihuana in einer Größenordnung von über 35 Kilogramm aus Serbien und Montenegro nach Reutlingen geschmuggelt, bei weiteren, im hiesigen Raum ansässigen Komplizen gebunkert und an einen festen Kundenstamm verkauft  zu haben.

Eine speziell zur Aufklärung dieser illegalen Geschäfte eingerichtete und aus sieben Beamtinnen und Beamten bestehende Ermittlungsgruppe nahm in einer ersten Festnahme- und Durchsuchungsaktion im Mai 2018 zunächst sieben in Reutlingen, Pfullingen und Eningen ansässige Tatverdächtige und drei serbische Kuriere fest. Bei den Durchsuchungen der Wohnungen wurden nicht nur Drogen, und andere Beweismittel aufgefunden, bei einem 42-jährigen Serben aus Reutlingen, der als Kopf der Bande gilt, fanden die Beamten auch eine Maschinenpistole der Marke Scorpion mit etwa 60 Schuss Munition. Der zuständige Haftrichter nahm die Verdächtigen auf Antrag der Staatsanwaltschaft Tübingen am 18. Mai 2018 in Untersuchungshaft.

Im weiteren Verlauf der Ermittlungen wurde Anfang Juni 2018 ein mutmaßlicher Hauptabnehmer der Bande, ein aus Syrien stammender und in Lüneburg amtlich gemeldeter 35-Jähriger, am Reutlinger Bahnhof auf frischer Tat festgenommen. Er hatte ein Kilogramm Haschisch und 1.000 Ecstasy-Tabletten in seinem Koffer, das er offenbar ersatzweise in Lüneburg beschafft hatte, nachdem seine bisherigen Lieferanten aufgrund der Festnahmen ausgefallen waren. Der Verdächtige kam ebenso in Untersuchungshaft wie ein 23-jähriger Tunesier, den die Ermittler am 14. Juni 2018 ebenfalls am Reutlinger Hauptbahnhof mit 500 Gramm Marihuana in seinem Rucksack dingfest machen konnten. Auch er hatte zu den Hauptabnehmern der serbisch-montenegrinischen Gruppierung gehört und wie der Syrer etliche Straßenhändler beliefert, die wiederum die Drogen in der Reutlinger Innenstadt und im Bürgerpark anboten und verkauften.

Mit Durchsuchungen und Festnahmen von zwei weiteren, als Hauptabnehmer identifizierten Männern schritten die Ermittlungen Anfang Juli 2018 voran. Die zwei 42 und 43 Jahre alten Deutschen aus Reutlingen waren nicht nur deshalb ins Visier der Ermittlungsgruppe geraten, weil sie offenbar Drogen direkt von der serbisch-montenegrinischen Gruppierung bezogen hatten. Sie hatten den Ermittlungen zufolge auch eine zweite Bezugsquelle für verschiedene Betäubungsmittel gefunden. Die beiden Verdächtigen und ihre mutmaßlichen Lieferanten, zwei 37 und 39 Jahre alte Deutsche aus Walddorfhäslach und Pliezhausen, wurden festgenommen. Bis auf den 37-Jährigen kamen auch diese Männer in Untersuchungshaft.

Ein Abnehmer der beiden Reutlinger, der von diesen größere Mengen Marihuana bezogen haben soll, wurde am 12. Juli 2018 vorläufig festgenommen. Der 30-jährige Italiener steht im Verdacht, nicht nur mit Marihuana, sondern auch mit Kokain gehandelt zu haben, wovon die Ermittler über 50 Gramm bei der Durchsuchung seiner Wohnung fanden. Auch gegen ihn wurde Haftbefehl erlassen, derzeit aber gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt.

Bereits seit November 2017 befindet sich ein 36-jähriger Italiener in Untersuchungshaft, der nach jetzt vorliegenden Erkenntnissen im Verdacht steht, maßgeblich an dem unter der mutmaßlichen Federführung des 42-jährigen Serben organisierten Rauschgifthandel beteiligt zu sein. Der 36-Jährige hatte damals elf Kilogramm Marihuana bei einem 34-jährigen Reutlinger in dessen Garten gebunkert und nochmals etwa eineinhalb Kilogramm bei sich zuhause aufbewahrt.

Weitere Ermittlungsverfahren wegen zahlreicher Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz wurden gegen die örtlichen Straßenhändler und ihre Abnehmer eingeleitet. Hier dauern die Ermittlungen noch an. (pol)