REUTLINGEN/WENDLINGEN. Nach der Auseinandersetzung unter Jugendlichen, bei der am Sonntag, 9. April ein 16-Jähriger durch Messerstiche in Wendlingen schwer verletzt worden war, ermitteln die Staatsanwaltschaft Stuttgart und die Kriminalpolizeidirektion Esslingen gegen den 15-jährigen Tatverdächtigen jetzt wegen des Verdachts eines versuchten Tötungsdelikts. Das berichtet das zuständige Polizeipräsidium Reutlingen.
Am Abend des 9. April war es zwischen dem Beschuldigten und dem 16-Jährigen in der Nähe eines Einkaufsmarkts in der Albstraße zu einer Auseinandersetzung gekommen, in deren Verlauf der 15-Jährige auf den anderen Jugendlichen mit einem Messer eingestochen haben soll. Schwer verletzt war der 16-Jährige in eine Klinik eingeliefert worden, aus der er zwischenzeitlich wieder entlassen werden konnte. Gegen den Verdächtigen war zunächst wegen Verdachts der gefährlichen Körperverletzung ermittelt worden.
Nach einem vorläufigen, rechtsmedizinischen Gutachten, wonach eine der Verletzungen geeignet gewesen sein soll, den Tod des 16-Jährigen herbeizuführen, ergab sich gegen den 15-Jährigen der dringende Verdacht des versuchten Totschlags. Nachdem die Staatsanwaltschaft Stuttgart einen entsprechenden Haftbefehl erwirkt hatte, wurde der 15-Jährige am Mittwoch von den Ermittlern festgenommen und dem Haftrichter beim Amtsgericht Nürtingen vorgeführt, der die Untersuchungshaft anordnete.
Nach derzeitigen Erkenntnissen sollen die beiden Kontrahenten rivalisierenden Jugendgruppen angehören, worin auch die Hintergründe der Auseinandersetzung am 9. April liegen dürften. Zwischen den Gruppen soll es bereits zurückliegend zu Auseinandersetzungen und Straftaten gekommen sein.
Dem polizeibekannten, 16-jährigen Opfer werden in diesem Zusammenhang auch zwei Fälle der gefährlichen Körperverletzung vorgeworfen. So soll er am 30. März an einer Auseinandersetzung am Wendlinger Bahnhof beteiligt gewesen sein und einen 13-Jährigen mit einem Teleskopschlagstock attackiert haben, der nur durch Glück sein Ziel verfehlte. Außerdem soll er am 27. März in eine Auseinandersetzung in Oberboihingen verwickelt gewesen sein und eine Machete mit sich geführt haben.
Die Staatsanwaltschaft Stuttgart erwirkte auch gegen ihn einen Untersuchungshaftbefehl. Dieser wurde am Freitag von den Ermittlern vollstreckt und vom Haftrichter am Amtsgericht Stuttgart noch am selben Tag in Vollzug gesetzt. Der Beschuldigte befindet sich nun in einer Jugendhaftanstalt.
Im Zuge der Ermittlungen erhärtete sich auch der Tatverdacht gegen einen weiteren, 16-jährigen Jugendlichen, der am 31. März in Köngen mit einem Teleskopschlagstock auf den Kopf des bereits tags zuvor am Wendlinger Bahnhof attackierten 13-Jährigen eingeschlagen haben soll. Gegen den Verdächtigen wird wegen Verdachts der gefährlichen Körperverletzung ermittelt. Auch er wurde am Freitag von der Polizei vorläufig festgenommen und kam auf Antrag der Staatsanwaltschaft Stuttgart in Untersuchungshaft.
Gegen einen weiteren, 17-jährigen Jugendlichen, der als mutmaßlicher Beteiligter von Körperverletzungsdelikten in Betracht kommt, wurden ebenfalls Ermittlungsverfahren eingeleitet. Die Ermittlungen - auch zu möglichen weiteren Beteiligten - dauern an. (pol)