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Kleintransporter in Münsingen von Zug erfasst - Fahrerin leicht verletzt

Der Triebwagen hat den Transporter 50 Meter weit mitgeschleift. Foto: SAB
Der Triebwagen hat den Transporter 50 Meter weit mitgeschleift.
Foto: SAB

MÜNSINGEN. Die Fahrerin eines Lieferfahrzeugs hat am Donnerstagabend einen unbeschrankten Bahnübergang in Münsingen überquert, zur gleichen Zeit näherte sich ein Zug. Der Triebwagenführer leitete zwar eine Vollbremsung ein, kam aber nicht mehr rechtzeitig zum Stehen. Der Zug schleifte den Transporter noch etwa 50 Meter mit. Die Autofahrerin hatte Glück im Unglück, wie Jens Hojdar, Geschäftsführer der Schwäbischen Alb-Bahn (SAB) sagt. Hätte der Triebwagenführer ein Sekundenbruchteil später reagiert, hätte weit Schlimmeres passieren können. Die Frau konnte sich nach dem Unfall selbst aus dem Auto befreien und die Klinik, in die sie gebracht wurde, am Abend noch verlassen.

Laut Ermittlungen der Verkehrspolizei fuhr die 45 Jahre alte Frau am Donnerstag kurz vor 18.30 Uhr mit einem Transporter vom Typ Peugeot Boxer die Verbindungsstraße von der L 230 kommend zu einem Pferdehof und wollte auf dem landwirtschaftlichen Weg einen unbeschrankten Bahnübergang queren. Dabei übersah sie offenbar einen von links aus Richtung Münsingen heranfahrenden Triebwagen, dessen 44-jähriger Lokführer zur Warnung noch die Hupe betätigte, den Unfall aber nicht mehr verhindern konnte. Der Transporter wurde vom Zug erfasst und rund 50 Meter weit geschoben, bis beide Fahrzeuge im Gleisbett stehen blieben.

Lokführer und Fahrgast unverletzt

Die Autofahrerin wurde anschließend mit leichten Verletzungen vom Rettungsdienst zur Untersuchung in eine Klinik gebracht, die sie noch am Abend wieder verlassen konnte. Der Lokführer sowie der einzige Fahrgast im Zug waren unverletzt geblieben. Der Transporter musste von der Feuerwehr mit schwerem Gerät vom Triebwagen getrennt und mit einer Seilwinde vom Gleisbett gezogen werden. Der in Höhe von circa 10.000 Euro total beschädigte Peugeot wurde abgeschleppt. Einer ersten Schätzung zufolge dürfte sich der Schaden am Triebwagen auf ungefähr 40.000 Euro belaufen, Jens Hojdar bestätigt, dass es sich um mehrere Zehntausend Euro handelt. Bis zum Abschluss der Bergungsmaßnahmen war die Bahnstrecke bis 21.20 Uhr gesperrt.

Die Feuerwehr musste die beiden Fahrzeuge voneinander trennen. Fotos: SAB
Die Feuerwehr musste die beiden Fahrzeuge voneinander trennen. Fotos: SAB

Hätte der Lokführer nur den Bruchteil einer Sekunde später die Vollbremsung eingeleitet, hätte der Zug das Fahrzeug mit dem Puffer voll erwischt, sagt Jens Hojdar, froh, dass der Unfall noch glimpflich ausgegangen ist. Der betreffende Bahnübergang sei von Menschen, die zu dem Pferdehof wollen, gut frequentiert. Auch wenn die Züge der SAB »nur« etwa 50 Kilometer pro Stunde fahren, bei einer Vollbremsung kämen sie trotzdem erst 50 Meter später zum Stehen. Die Masse, die so ein Triebwagen hat – er bringt 40 Tonnen auf die Waage –, und seine Geschwindigkeit würden oft von Verkehrsteilnehmern unterschätzt. Hojdar warnt deshalb davor, zu unbedarft einen unbeschrankten Bahnübergang zu überqueren und rät auch Fußgängern zu Vorsicht, dazu, besser anzuhalten, »lieber einmal mehr zu schauen, ob ein Zug kommt« und diesen passieren zu lassen. »Wir weisen den In-frastrukturbetreiber auf Gefahrenstellen hin«, sagt Hojdar. Ob ein Bahnübergang aber nur mit Andreaskreuz oder Lichtsignal oder mit einer Schranke ausgestattet wird, habe die SAB nicht in der Hand, sondern sei je nach Straßenart Sache des Landkreises oder der Gemeinde.

Ähnlicher Unfall an gleicher Stelle vor zehn Jahren

Vor zehn Jahren gab es an derselben Stelle schon einmal einen ähnlichen Unfall. Damals hatte ein Wohnmobil mit fünf Insassen aus dem Landkreis Göppingen den herannahenden Schienenbus der Schwäbischen Alb-Bahn übersehen. Er erfasste das Auto und schleuderte es zur Seite in den Straßengraben. Dabei wurden vier der fünf Personen im Fahrzeug wie durch ein Wunder nur leicht verletzt. Ein Mitfahrer kam mit dem Schrecken davon. Die Passagiere im Zug blieben unverletzt. Den Sachschaden bezifferte damals die Polizei auf rund 30.000 Euro am Wohnmobil, das verschrottet werden muss. Der Schaden am Triebwagen belief sich vor zehn Jahren auf rund 10.000 Euro.

Foto: SAB
Foto: SAB

Bis das Gutachten erstellt ist, bleibt der Triebwagen im jetzigen Fall im Depot, in das er noch selbst fahren konnte. Die Frontscheibe ist kaputt, es gibt Verformungen an der Karosserie, der Tritt ist abgerissen, der Einstiegsbereich verdellt, es gibt Schäden an Puffer, Verbindungsschläuchen, Kupplungshaken. Der Triebwagen »wird instandsetzbar sein«, sagt Hojdar. Wann er repariert werden kann, möglichst in der eigenen Werkstatt, hängt von Gutachten und Versicherung ab. Am Freitag organisierte die SAB den Fahrplan mit Bussen über den eigenen Schienenersatzverkehr, die Gleise wurden aber am Freitag vor dem fahrplanmäßig ersten Zug wieder freigegeben. Das Ersatzfahrzeug der SAB ist in Betrieb, bedeutet aber auch, dass nun alle Triebwagen einwandfrei laufen müssen, bis das Unfallfahrzeug wieder einsetzbar ist.

So sah der Transporter aus, nachdem die Fahrerin über einen unbeschrankten Übergang fuhr und dabei vom Zug erfasst wurde. Die Fahrerin wurde wie durch ein Wunder nur leicht verletzt. Foto: Joachim Lenk
So sah der Transporter aus, nachdem die Fahrerin über einen unbeschrankten Übergang fuhr und dabei vom Zug erfasst wurde. Die Fahrerin wurde wie durch ein Wunder nur leicht verletzt.
Foto: Joachim Lenk

Der Lokführer habe vorbildlich reagiert und wurde vor Ort noch kurz betreut, sagt Jens Hojdar am Freitagmorgen. Der Mann sei selbst Mitglied bei einer freiwilligen Feuerwehr, sein Bruder Notfallseelsorger, sodass der Fahrer in guten Händen sei. Hojdar sei guter Dinge, dass der Mitarbeiter am Montag wieder arbeitsfähig sei. (pol/cofi/lejo)