Für den Kampf gegen den Klimawandel und den Umgang mit dessen Auswirkungen sollen ärmere Staaten in den kommenden Jahren von Industrieländern mindestens 9,322 Milliarden US-Dollar erhalten. Das Geld sei von Geberländern für den Grünen Klimafonds zugesagt worden, um Projekte für die Zeit von 2024 und 2027 in Schwellen- und Entwicklungsländern zu finanzieren, wie das Bundesentwicklungsministerium am Donnerstag anlässlich einer von Deutschland ausgerichteten Konferenz in Bonn mitteilte. Die Summe entspricht aktuell knapp 8,9 Milliarden Euro.
25 Länder machten demnach Zusagen, fünf weitere erklärten, dies in Kürze tun zu wollen, weshalb die Summe am Ende laut Ministerium »erheblich höher« ausfallen dürfte. Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) sagte, sie erwarte dies bis zur Weltklimakonferenz Ende des Jahres in Dubai, für eine finale Bewertung sei es derzeit noch zu früh. Für die Bundesregierung bekräftigte Kanzler Olaf Scholz (SPD) seine Zusage von zwei Milliarden Euro für die aktuelle Finanzierungsrunde des Fonds.
Die Klima- und Entwicklungsorganisation Germanwatch wertete das Ergebnis als enttäuschend. »Wir haben uns ein ambitionierteres Ergebnis erhofft. Mit Blick auf die sich zuspitzende Klimakrise ist eine Summe, die unter der letzten Auffüllungsrunde vor vier Jahren liegt, viel zu wenig«, erklärte David Eckstein von der Organisation. Einige Länder hätten ihre Beiträge sogar reduziert.
Aufbau einer klimafreundlicheren Wirtschaft
Der Fonds soll Entwicklungsländern bei der Anpassung an den Klimawandel und beim Aufbau einer klimafreundlicheren Wirtschaft helfen. Dazu stellt er Zuschüsse, Kredite, Garantien und Eigenkapital bereit und bemüht sich auch um die Mobilisierung privaten Kapitals. Nach Angaben des Bundesentwicklungsministeriums wurden bisher 228 Projekte finanziert, jeweils rund zur Hälfte in den Bereichen Treibhausgasminderung und Anpassung an den Klimawandel.
Die Industriestaaten haben sich dazu verpflichtet, 100 Milliarden US-Dollar jährlich für den internationalen Einsatz gegen den Klimawandel aus öffentlichen und privaten Quellen bereitzustellen - eigentlich schon bis zum Jahr 2020. Scholz geht davon aus, dass dieses Ziel im laufenden Jahr erstmals erreicht wird.
Schulze betonte, nötig seien aber auch Änderungen der internationalen Finanzarchitektur insgesamt, um mehr Investitionen in Entwicklungsländern zu ermöglichen. Sie wolle deshalb eine Reform der Weltbank erreichen, die mehr Gelder für Solarparks oder für den Schutz des Regenwaldes frei machen solle. Auch die Exekutivdirektorin des Grünen Klimafonds, Mafalda Duarte, drängte auf eine solche Reform. Derzeit würden arme Länder von ihrer Schuldenlast erdrückt.
Brown: »Bescheidene Geldsumme«
Der Premierminister der vom Anstieg des Meeresspiegels bedrohten Cook-Inseln im Südpazifik, Mark Brown, sagte, das 100-Milliarden-Ziel möge groß erscheinen, im Vergleich zu der mehr als eine Billion US-Dollar, die im vergangenen Jahr in fossile Subventionen geflossen sein, handele es sich aber um eine »bescheidene Geldsumme«. Er warnte davor, bei der Klimafinanzierung zu stark auf den Privatsektor zu setzen, weil dieser stets eine Rendite erwarte, was gerade ärmere Länder, die Kredite in Anspruch nähmen, überfordere. Hier seien reiche Länder gefragt. »Länder wie unseres sollten kein Geld von Ländern borgen, die die Treibhausgase verursachen, um uns gegen die Wirkungen dieser Emissionen zu schützen.«
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