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Zeugin belastet Trump: Hat von Waffen am 6. Januar gewusst

Eigentlich sollte es erst im Juli wieder eine Anhörung des Untersuchungsausschusses zur Kapitol-Attacke geben. Doch dann wurde plötzlich eine neue Sitzung anberaumt - mit einer Zeugin, deren Aussagen es in sich haben.

Trump im Wahlkampf in Illinois
Der ehemalige Präsident Donald Trump spricht bei einer Kundgebung auf dem Adams County Fairgrounds in Mendon, Illinois. Foto: Mike Sorensen
Der ehemalige Präsident Donald Trump spricht bei einer Kundgebung auf dem Adams County Fairgrounds in Mendon, Illinois.
Foto: Mike Sorensen

Der damalige US-Präsident Donald Trump soll sich nach Angaben einer ehemaligen Mitarbeiterin des Weißen Hauses vorab über mögliche Gewalt am 6. Januar 2021 bewusst gewesen sein.

Trump habe an diesem Tag außerdem trotz massiver Sicherheitsbedenken selbst zum Kapitol fahren wollen, wo der Kongress die Wahl seines Nachfolgers Joe Biden beglaubigen sollte, schilderte Cassidy Hutchinson, die damalige Assistentin von Trumps Stabschef Mark Meadows, am Dienstag. Hutchinson sagte in einer einen Tag zuvor überraschend angesetzten öffentlichen Anhörung des Untersuchungsausschusses zur Kapitol-Attacke aus. In den vergangenen Wochen hatten immer wieder ehemalige Mitarbeiter und Regierungsmitglieder ausgesagt und Trump schwer belastet.

Die Mitte 20-jährige Hutchinson schilderte, dass Trump vor seiner Rede an seine Anhänger am 6. Januar von Waffen im Publikum gewusst habe. »Nehmt diese verdammten Metalldetektoren weg. Sie sind nicht hier, um mich zu verletzen. Lasst sie rein. Lasst meine Leute rein, sie können nach der Kundgebung zum Kapitol marschieren«, zitierte Hutchinson Trump. Sie gab an, diese Worte von ihm kurz vor seiner Rede gehört zu haben. Wenn ein Präsident eine Rede hält, verlangt der Personenschutz, dass die Anwesenden Metalldetektoren passieren.

Anhänger Trumps hatten am 6. Januar 2021 gewaltsam den Parlamentssitz in der Hauptstadt Washington gestürmt. Dort war der Kongress zusammengekommen, um Bidens Wahlsieg zu zertifizieren. Bei den Krawallen kamen fünf Menschen ums Leben, darunter ein Polizist. Der Angriff auf das Herz der US-Demokratie erschütterte das Land. Trump hatte seine Anhänger kurz zuvor bei einer Kundgebung damit aufgewiegelt, dass ihm der Wahlsieg gestohlen worden sei. Er sagte damals auch öffentlich, dass auch er zum Kapitol kommen werde. In der Folge gab es mehrere Berichte, dass Trump tatsächlich dorthin kommen wollte - bislang aber keine Bestätigung aus Trumps damaligem Führungszirkel.

Pfefferspray, Messer, Schlagringe, Taser

Der Untersuchungsausschuss habe aus Berichten der Strafverfolgungsbehörden erfahren, dass die Teilnehmer der Trump-Kundgebung Pfefferspray, Messer, Schlagringe, Taser und stumpfe Gegenstände bei sich gehabt hätten, sagte die stellvertretende Ausschuss-Vorsitzende Liz Cheney. Während der Kundgebung vor dem Weißen Haus am 6. Januar - unmittelbar vor der gewaltsamen Erstürmung des Kapitols durch seine Anhänger - sei Trump noch davon ausgegangen, dass er persönlich zum Kapitol fahren würde, erzählte Hutchinson weiter. Als dem Präsidenten bei der Abfahrt von der Kundgebung von seinem obersten Personenschützer des Secret Service gesagt worden sei, dass er aus Sicherheitsgründen nicht zum Kongress fahren könne, sei er sehr »wütend« gewesen.

Trump soll Fahrer ins Lenkrad gegriffen haben

Unter Berufung auf ein Gespräch mit einem Kollegen und dem zuständigen Secret-Service-Beamten unmittelbar nach dem Vorfall schilderte Hutchinson, dass Trump in dem gepanzerten Geländewagen sogar versucht habe, dem Fahrer ins Lenkrad zu greifen. Er soll demnach gesagt haben: »Ich bin der verfluchte Präsident, bringt mich zum Kapitol.« Der Personenschützer habe ihn am Arm gepackt, um ihm vom Lenkrad fernzuhalten, schilderte sie weiter. Trump habe seinen freien Arm genutzt, um sich zu wehren.

Hutchinson erklärte, Stabschef Meadows - der den Plan gutzuheißen schien - habe Trump nicht informiert, dass eine Fahrt zum Kapitol nicht möglich sein würde. Es habe zuvor Überlegungen gegeben, wonach Trump womöglich eine weitere Rede vor dem Kapitol halten könnte, sagte Hutchinson.

Hutchinson bezeichnete auch Trumps Angriffe gegen dessen ehemaligen Vize Mike Pence als »unpatriotisch«. Sie gab unter Berufung auf Meadows an, dass Trump der Ansicht gewesen sein soll, Pence habe die Attacken gegen ihn verdient. Die stellvertretende Ausschuss-Vorsitzende Cheney hatte sich bereits bei einer vorherigen Anhörung ähnlich geäußert. Der Republikanerin zufolge soll sich Trump positiv über Bestrebungen geäußert haben, seinen Vizepräsidenten zu hängen. Hutchinson habe all das »angewidert«, sagte sie. »Es war unpatriotisch, es war unamerikanisch. Wir haben zugesehen, wie das Kapitol wegen einer Lüge verunstaltet wurde«, sagte sie über die Kapitol-Attacke.

Trump schmiss nach Wahl vor Wut Teller mit Essen gegen Wand

Trump soll außerdem vor Wut über ein Interview des damaligen Justizministers zur Präsidentenwahl 2020 einen Teller mit Essen gegen die Wand geworfen haben. Hutchinson habe ihr Büro im Dezember verlassen und sei zum Speiseraum im Weißen Haus gegangen.

Der Kammerdiener »gab mir ein Zeichen, hereinzukommen, und zeigte dann auf den vorderen Teil des Raumes, in der Nähe des Kaminsimses am Fernseher, wo ich zuerst bemerkte, dass Ketchup an der Wand heruntertropfte«, schilderte sie. Auf dem Boden habe ein zerbrochener Porzellanteller gelegen. Der Diener habe ihr dann erzählt, dass Trump so sauer über ein Interview des Justizministers William Barr gewesen sei, dass er sein Mittagessen gegen die Wand geworfen habe. Barr hatte in dem Interview gesagt, dass es keine Beweise für weit verbreiteten Wahlbetrug gebe.

Hutchinson war als Überraschungszeugin geladen worden. Bei einer vorherigen Anhörungen geriet sie bereits in den Fokos - damals wurden aber lediglich Videos ihrer Aussagen gezeigt. »Ich möchte, dass alle Amerikaner wissen, dass das, was Frau Hutchinson heute getan hat, nicht einfach ist«, betonte die Republikanerin Cheney - sie hatte die Befragung der Zeugin übernommen. »Der einfache Weg ist, sich vor dem Rampenlicht zu verstecken, sich zu weigern, vorzutreten und zu versuchen, das Geschehene herunterzuspielen oder zu leugnen.«

© dpa-infocom, dpa:220628-99-837429/5