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Wieder Leichenfunde an Tunesiens Küste

Die tunesische Küste wird zum Massengrab für Migranten. In den letzten zehn Tagen wurden mehr als 200 Leichen aus dem Mittelmeer geborgen. Die Menschen hatten versucht, nach Italien zu gelangen.

Migranten vor Tunesien
Einsatzkräfte der tunesischen Küstenwache im Hafen von Sfax neben zugedeckten Leichen auf einem Steg (Archivbild). Foto: Houssem Zouari
Einsatzkräfte der tunesischen Küstenwache im Hafen von Sfax neben zugedeckten Leichen auf einem Steg (Archivbild).
Foto: Houssem Zouari

Tunesiens Marine hat nach Bootsunglücken vor der Küste des nordafrikanischen Landes erneut Dutzende Migranten tot geborgen. In den vergangenen zehn Tagen seien insgesamt 210 Leichen entdeckt worden, teilte ein Sprecher der Nationalgarde mit.

Die leblosen Körper wurden demnach in der Nähe verschiedener Küstenorte gefunden, darunter Sfax und Mahdia. Die Opfer stammen den Angaben zufolge wahrscheinlich aus Ländern südlich der Sahara.

Derzeit machen sich wieder etliche Migranten auf den gefährlichen Weg über das Mittelmeer nach Europa. Die Boote sind oft nicht seetauglich, immer wieder sterben Menschen bei der Überfahrt. Tunesien gilt inzwischen als wichtigstes Transitland für Migranten auf dem Weg nach Italien.

Menschen werden im Eiltempo beigesetzt

Viele Migranten wollen Tunesien verlassen, seit Präsident Kais Saied im Februar ein härteres Vorgehen gegen sie angekündigt hatte. Er warf ihnen vor, Gewalt und Kriminalität ins Land zu bringen. Seitdem nahmen auch Anfeindungen und rassistische Übergriffe zu.

In der Stadt Sfax werden derzeit im Eiltempo Menschen beigesetzt, nachdem die Leichenhalle einer Universitätsklinik dort völlig überfüllt war und örtliche Behörden Alarm geschlagen hatten.

Die Überfahrt nach Italien ist hochgefährlich. Von Sfax zur italienischen Insel Lampedusa vor Sizilien etwa müssen Boote rund 180 Kilometer zurücklegen. Nach offiziellen Zahlen des Innenministeriums in Rom vom Freitag erreichten seit Beginn des Jahres knapp 41.000 Migranten per Boot Italien - im Vorjahreszeitraum waren es rund 10.000.

© dpa-infocom, dpa:230428-99-490779/2