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WFP: Versorgung der Menschen in Gaza »nicht mehr haltbar«

Die humanitäre Lage im Gazastreifen hat laut UN-Generalsekretär Guterres die Grenze der Belastbarkeit erreicht. Der Vize-Direktor des Welternährungsprogramms hat sich nun vor Ort ein Bild gemacht.

Rafah
Menschen leben in einer provisorischen Unterkunft im südlichen Gazastreifen. Foto: Rizek Abdeljawad/DPA
Menschen leben in einer provisorischen Unterkunft im südlichen Gazastreifen.
Foto: Rizek Abdeljawad/DPA

Im Gaza-Krieg steht die Versorgung der palästinensischen Zivilbevölkerung mit dem Lebensnotwendigsten nach Darstellung des Welternährungsprogramms (WFP) vor dem Kollaps. »Es gibt nicht genug Essen. Die Menschen hungern«, schrieb der Vize-Direktor des WFP, Carl Skau auf X.

Sein Team habe mehr als eine Million Menschen erreicht, »aber die Situation ist unhaltbar. Wir brauchen unsere Hilfsgüter und einen humanitären Waffenstillstand«, schrieb Skau, nachdem er sich am Freitag in Gaza ein Bild von der katastrophalen Lage gemacht hatte. Es herrsche Chaos und Verzweiflung, Familien lebten auf den Straßen.

Da nur ein Bruchteil der nötigen Nahrungsmittel in das von Israel abgeriegelte Küstengebiet gelange, es an Treibstoff mangele und niemand sicher sei, »können wir unsere Arbeit nicht machen«, fuhr Skau in einer Mitteilung des WFP weiter fort. An den Verteilungsstellen für humanitäre Hilfsgüter drängten sich Tausende verzweifelter, hungernder Menschen. In den Lagerstätten herrsche Verwirrung, die Notunterkünfte seien überfüllt. In einem entsprechenden Zustand befänden sich die Toiletten. Dazu jeden Tag im Hintergrund das dumpfe Donnern der Bombenangriffe, schildert Skau.

»Jede sinnvolle humanitäre Aktion unmöglich«

»Da Recht und Ordnung zusammengebrochen sind, ist jede sinnvolle humanitäre Aktion unmöglich«, bilanzierte Skau seine Beobachtungen. Die Menschen im Gazastreifen lebten unter ungesunden Bedingungen in Notunterkünften oder auf der Straße, während der Winter nahe. »Sie sind krank und haben nicht genug zu essen«, beklagte Skau.

»Bei einer Lebensmittelausgabe erzählte mir eine Frau, dass sie mit neun anderen Familien in einer Wohnung lebt. Sie wechseln sich nachts beim Schlafen ab, weil sich nicht alle gleichzeitig hinlegen können«, berichtet der WFP-Vizedirektor. Auf einem Friedhof habe er gesehen, wie Menschen die Bäume fällten, um sie als Brennholz zu verwenden.

Auslöser des Kriegs war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels, das Terroristen der islamistischen Hamas und anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober in Israel nahe der Grenze zu Gaza verübt hatten. Auf israelischer Seite sind in der Folge mehr als 1200 Menschen getötet worden, darunter mindestens 850 Zivilisten. Bei Israels Gegenangriffen sind nach jüngsten Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde inzwischen fast 17.490 Menschen getötet worden. Die Zahl lässt sich derzeit nicht unabhängig prüfen.

© dpa-infocom, dpa:231209-99-232896/2